Die Feuerwehr eilt zur Calwer „Ratsstube“. Es ist Wochenmarkt, das Hotel hat gerade erst neu eröffnet. Jetzt berichtet das Pächterehepaar von dem aufregenden Vormittag.
Dass ihr Start als Hoteliers und Gastronomen so turbulent werden würde, das hätten die beiden nicht erwartet: Julia da Silva Araujo und ihr Mann Wilson da Silva sind die neuen Pächter der Calwer „Ratsstube“.
Sie haben das Hotel-Restaurant, das seit Mitte August geschlossen war, im Oktober wieder eröffnet. Das Haus ist prominent gelegen. Direkt am Marktplatz, schräg gegenüber des Rathauses.
Am 3. Oktober, dem verkaufsoffenen Feiertag in der Hesse-Stadt, ging es gleich richtig rund in der „Ratsstube“, erzählen die beiden. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was am vergangenen Samstag passierte.
Julia da Silva Araujo war morgens, es dürfte gegen 9.45 Uhr gewesen sein, gerade mit dem Frühstück für ihre Gäste beschäftigt, als sie Brandgeruch wahrnahm. Sie sei „ihrer Nase nach“, und habe zur Sicherheit noch nach ihrer ebenfalls im Hotel tätigen Mutter gerufen.
Im Keller der Calwer „Ratsstube“ riecht’s verbrannt
Im Keller stellten die beiden fest, dass es verbrannt riecht, und die Luft „leicht neblig“ war, erzählt sie.
Daraufhin habe sie ihren Mann angerufen, der noch mit den drei Kindern zu Hause in Oberreichenbach war. „Ich glaube, im Keller brennt’s.“ Das habe sie zu dem 33-Jährigen am Telefon gesagt, erinnert sich da Silva Araujo. Gleich anschließend alarmierte sie die Feuerwehr.
Und vor allem: Sie lief hoch, klopfte an die Zimmer ihrer Hotelgäste und brachte diese nach draußen, in Sicherheit. Die Feuerwehr, erinnert sich die ebenfalls 33 Jahre alte Frau, war „super schnell da“. Und ihr Mann ergänzt: „Die waren alle klasse!“
Die Wehr rückte mit vier Fahrzeugen und 28 Mann an – offenbar auch deshalb so schnell, weil die Floriansjünger gerade wegen einer Schulung im Gerätehaus waren. Die Einsatzleitung hatte Michael Gollor, erster stellvertretender Kommandant der Gesamtwehr und Abteilungskommandant in Altburg.
Aufsehenerregend war der Einsatz vor allem deshalb, weil samstagvormittags in Calw Wochenmarkt ist. Die Stadt ist voll, und die Fachwerkhäuser am Marktplatz stehen dicht an dicht. Spektakulär war er dagegen – glücklicherweise – nicht. Offenbar handelte es sich um einen technischen Defekt. Ein Feuer war aber nicht ausgebrochen.
Neben der Feuerwehr sind Elektriker vor Ort in der „Ratsstube“
Neben der Feuerwehr waren auch die Polizei und zwei Elektriker sind im Einsatz. „Die haben jeden Schaltschrank auseinander genommen“, berichtet Wilson da Silva. Außerdem hätten die Feuerwehrleute den Keller mit Wärmebildkameras abgesucht. Allein: Gefunden haben sie nichts, berichtet das Ehepaar. Im Keller sei alles in Ordnung gewesen, so die Auskunft. „Die haben gleich Entwarnung gegeben.“ Das wiederum war für die neuen Pächter besonders wichtig. Zumal das Hotel in der Nacht auf Sonntag ausgebucht war.
Nach Rauch gerochen habe es aber tatsächlich. Auch Stadtbrandmeister Marcus Frank bestätigt, dass der Keller verraucht gewesen sei, Schmorgeruch sei ebenfalls vorhanden gewesen. Die Feuerwehr hat deshalb auch gelüftet. „Wir vermuten nach wie vor einen Defekt im Elektrobereich.“ Die Ursache indes ist bis dato nicht gefunden. „Da werden wir ganz hibbelig“, meint Frank.
Trotz Einsatz der Feuerwehr gibt es Frühstück auf der Terrasse
Julia da Silva Araujo versorgte unterdessen trotz Feuerwehreinsatz ihre Gäste. Sie servierte ihnen das Frühstück kurzerhand auf der Terrasse. „Ich hab’ alles rausgetragen“, erzählt die 33-Jährige.
Weil das Ventil eines Löschschlauches offenbar nicht dicht und der Druck im Schlauch hoch war, bekamen dabei die Polizisten, die Mutter der Pächterin und die Gäste eine kleine Dusche ab. Wilson da Silva nimmt es mit Humor: „In dem Zuge wurde die Fassade gleich gereinigt“, meint er lachend.
Auch wenn der Zwischenfall am Samstag glimpflich ausging, meint seine Frau: „Das brauch ich nicht noch mal.“