Der HGV Dornstetten ist Geschichte. 30 Jahre nach der Gründung wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung das Ende des rührigen Vereins beschlossen.
Am Ende halfen alle Appelle nicht. Um 21 Uhr hat am Donnerstagabend die rechtlich erforderliche Mehrheit der Mitglieder die Auflösung des HGV Dornstetten beschlossen und den weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Aktivitäten des Vereins damit ein Ende gesetzt.
Dass es tatsächlich so weit kommt, das wollte niemand in der „Kegelklause“, wo die außerordentliche Versammlung mit 22 anwesenden Mitgliedern – 52 sind es insgesamt – stattfand. Verhindert hat dies aber eben auch keiner.
Abgezeichnet hatte sich diese Entscheidung bereits vor vier Wochen bei der regulären Mitgliederversammlung am selben Ort. Schon da hatte sich kein Nachfolger für den scheidenden Vorsitzenden Gerhard Rummel gefunden. Gemäß der Satzung des Vereins wurde deshalb fristgerecht eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, bei der erneut die Chance bestanden hätte, einen Nachfolger zu wählen.
Vorsitzender Rummel weist auf Konsequenzen hin
Einen solchen gab es aber noch immer nicht. Daran änderte auch ein eindringliches Statement von Rummel nichts. Dieser erwähnte etwa die „tragende Säule des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in der Stadt“, die der HGV über viele Jahre war.
Rummel führte aber auch die seiner Meinung nach eintretenden Konsequenzen für Einzelhandel, Dienstleister, Handwerk und das Image der Stadt drastisch vor Augen. Zu diesen gehören neben dem „Wegfall gemeinsamer Werbeplattformen“ wie Messen, verkaufsoffener Sonntage, Märkte und Weihnachtsaktionen auch weniger Netzwerktreffen, der Wegfall des beliebten HGV-Gutscheins, von dem vor allem der Einzelhandel profitierte, sowie der Wegfall einer gemeinsamen Interessenvertretung. Die Stadt verliere Ansprechpartner und das Standortmarketing werde mit dem Wegfall des HGV mit Sicherheit auch nicht einfacher, argumentierte Rummel.
Trotzdem wollte er an diesem denkwürdigen Abend nicht nur schwarzsehen. Die Neustrukturierung böte vielleicht die Chance eines neuen und moderneren Zusammenschlusses – „flexibler, digitaler, projektorientierter“ – und stärke vielleicht auch die Rolle der Stadtverwaltung und des Bürgerengagements. „Es wäre aber auch ein immenser Aufwand, wieder eine Struktur aufzubauen, die in diesem Rahmen tätig ist.“
Bürgermeister Haas: Stadt springt nicht ein
Bürgermeister Bernhard Haas ergänzte, dass ein Verein im Zweifel immer mehr bewirke als ein Einzelner. Er stellte auch klar, dass sich die Stadt im Falle der Auflösung nicht in der Rolle desjenigen sieht, der künftig mehr Aufgaben übernimmt. Im Falle des Fortbestands könne der HGV aber weiterhin mit der Unterstützung durch die Stadt rechnen. Diese sei im Jahr 2020 deshalb auch ganz bewusst selbst Mitglied im Verein geworden. Den Vorsitz des HGV übernehme die Stadt aber definitiv nicht, machte er deutlich.
Trotz weiterer Appelle – vor allem an die jüngeren Mitglieder im Raum – war dazu auch sonst niemand bereit. Zwingende Konsequenz war deshalb die Abstimmung über die Liquidation. Da diese laut Satzung im ersten Aufschlag nur von mindestens zwei Dritteln aller Mitglieder beschlossen werden konnte – es hätten dafür mindestens 35 Mitglieder anwesend sein müssen – hatte der Vorstand vorsorglich gleich im Anschluss zu einer weiteren Sitzung eingeladen.
Auflösung in geheimer Wahl beschlossen
In dieser genügte dann eine Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder, die für eine Auflösung stimmte. Bei 20 Ja-Stimmen und zwei Gegenstimmen wurde die Auflösung in geheimer Wahl beschlossen. Rummels Stellvertreter Wolfgang Tröger gab das Wahlergebnis bekannt. „Es geht eine Ära zu Ende, es ergeben sich daraus aber vielleicht auch neue Chancen“, versuchte Tröger die getrübte Stimmung ein wenig zu heben. Wirklich gelungen ist ihm das nicht.
Vereinsvermögen wird treuhänderisch an die Stadt übertragen
So fing es an
Der HGV Dornstetten wurde im Jahr 1995 unter dem damaligen Vorsitz von Rechtsanwältin Jutta Schätter gegründet. Schon im Folgejahr übernahm der langjährige Vorsitzende und spätere Ehrenvorsitzende Ernst Nestle das Ruder und initiierte mit seinem schlagkräftigen Vorstandsteam viele Aktionen und Initiativen wie unter anderem den HGV-Gutschein und die jährliche Weihnachtsaktion, die den HGV Dornstetten weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machten. Auch der bevorstehende Herbstmarkt am 26. Oktober geht auf die Initiative des HGV zurück.
So geht es weiter
Gerhard Rummel bleibt laut Satzung Interimsvorsitzender bis zur Abmeldung des Vereins im Vereinsregister und bis zur Abwicklung der Finanzen. Das Vereinsvermögen wird treuhänderisch für die kommenden drei Jahre bis zur Einlösung der noch umlaufenden Gutscheine oder bis zur Gründung eines neuen Vereins mit ähnlichem Ziel auf die Stadt übertragen. Rechtliche Details will man prüfen lassen.