Die letzte Hauptversammlung des HGV Haiterbach fand am Donnerstagabend im Stadionrestaurant statt. Foto: Katzmaier

Der Handels- und Gewerbeverein Haiterbach wird 30 Jahre nach seiner Gründung aufgelöst. Das haben die Mitglieder bei der Hauptversammlung am Donnerstagabend beschlossen. Argumente für die Fortführung hatten offenkundig keine große Überzeugungskraft.

Haiterbach - Einer der Knackpunkte im HGV benannte der Vorsitzende Dirk Schöttle gleich mit seiner Begrüßung: "Es ist lange her, dass wir so viele waren." Zu der Versammlung mit der richtungsweisenden Tagesordnung waren 18 Mitglieder ins Stadionrestaurant gekommen. Aktuell zählt der Verein 34 aktive sowie vier passive Mitglieder.

Ein weiterer Knackpunkt wurde im "kleinen Bericht" von Schriftführerin Karin Killinger deutlich. "Es ist nicht viel gelaufen", sagte Killinger. Sie erinnerte an eine Samenaktion "Haiterbach blüht" und die Verteilungaktion am Nikolaustag. Der Lichterabend sei ein Erfolg gewesen.

Corona nicht einzige Ursache

Das Argument, dass Corona vieles lahmgelegt habe, stimme zwar, es sei aber auch davor schon nicht mehr viel gegangen.

Kassier Kurt Reichert gab einen Überblick über die Vereinsfinanzen. Reichert wäre nach seinem Ausscheiden bei der Sparkasse automatisch auch aus dem Vorstand ausgeschieden – während Killinger vorab und auch bei der Sitzung erklärte, dass sie ihr Amt nicht fortführen werde.

Kassenprüfer Egon Schuon bescheinigte eine einwandfreie Kassenführung.

Die erteilten Entlastungen moderierte Bürgermeister Andreas Hölzlberger. Der an dieser Stelle noch nicht vorweggreifen wollte, aber anklingen ließ, dass man manchmal auch einen Schlussstrich ziehen müsse.

Dann ging es an den Kern der Sitzung: Die Frage, ob der Verein aufgelöst werden soll. Ein Vorschlag, der aus der Beiratssitzung heraus eingebracht wurde. Den Anstoß fasste Schöttle knapp zusammen: wenig Beteiligung, wenig Aktionen. Er zeigte sich "für alles offen", auch eine Verkleinerung des Vereins oder ein weitgehendes Ruhen der Vereinstätigkeit.

Kurt Reichert ergänzte mit der Festellung, dass es auch kaum Neuansiedlungen, eher Schließungen und somit auch eine abnehmende Mitgliederzahl gebe. Es gebe wenig Impulse und auch kaum Themen, die alle – also Handel und Gewerbe – gleichermaßen abdecken könnten, abgesehen von Leistungsschauen.

Angela Nisch erklärte, dass es auch für Dienstleister wie sie nicht so viel Sinn mache, Mitglied zu sein. Sie finde es aber richtig, dass es solche Vereine gebe. Der Lichterabend sei toll gewesen, sei aber kaum als Veranstaltung des HGV wahrgenommen worden.

Gewerbe benötigt keine Aktionen

Ralf Zwerger-Bross, dritter Vorsitzender, unterstrich, dass Aktionen für Gewerbetreibende derzeit keinen Sinn machten, weil man zusätzliche Aufträge gar nicht stemmen könne.

"Das Heterogene kriegt man nicht weg", meinte Bürgermeister Hölzlberger.

Gerhard Kalmbach schlug vor, Konzepte für die Fortführung auszuarbeiten und in vier Wochen noch mal zu tagen. Wenn man den Verein jetzt auflöse, kriege man das nicht mehr hin.

Für Killinger würde die Situation in vier Wochen gleich aussehen. Es hapere schon an der Besetzung von Beiratsämtern. Und auch ansonsten an der Umsetzung von Ideen.

Veranstaltungen wie den Martinimarkt werde man nicht mehr auf die Füße stellen können, sagte der langjährige Vorsitzende Hermann Künert, der den Verein nicht "sang- und klanglos" aufgelöst sehen wollte.

"Alle Vereine haben das Problem", sagte Schöttle, der fragte, was in ein paar Jahren sei, wenn man jetzt auflöse. "Haben wir dann das Richtige gemacht?"

"Wenn jeder Verein mit einer Krise aufgelöst worden wäre, wäre die Hälfte nicht mehr da", hielt Egon Schuon fest.

Satzungsvorgabe genau erfüllt

Für den HGV wird dies nach dem darauffolgenden Beschluss zumindest zutreffen. Von den 18 abgebenden Stimmen votierten zwölf für eine Auflösung, fünf dagegen sowie eine Enthaltung. Damit war die durch die Satzung vorgebende Hürde von Zweidritteln exakt erfüllt und die Auflösung eingeleitet.

Für die Umsetzung des Beschlusses werden Killinger und Reichert an Bord bleiben und den Verein abwickeln.

Für den Umgang mit dem Vermögen des Vereins gaben die Mitglieder auch die Richtung vor. So wurde einerseits beschlossen, die für das laufende Jahr erhoben Mitgliedsbeiträge zu erstatten.

Das Guthaben, das nach Abzug der zu erwartenden Kosten zur Vereinsauflösung, wie etwa für einen Notar, bleibt, wird einerseits den Mitgliedern selbst zugute kommen, indem sie noch mal im Herbst einen ihrer Ausflüge unternehmen werden.

Zum anderen soll der Rest sozialen Zwecken zufließen. Im Gespräch waren die Kindergärten. Die letztliche Entscheidung wurde aber dem Vorstand übertragen.