Was für ein Tag für Robert Marijanovic. Foto: Heiko Lehmann

Darts-WM: 38-jähriger Freudenstädter muss sich mit 2:3 Engländer Richard North geschlagen geben. Mit Galerie

Die Augen verschlossen, den Kopf nach oben geneigt und mit ganz langsamem Schritt verließ Robert Marijanovic am vergangenen Samstag die Bühne im Alexandra Palace in London. Der 38-Jährige Dartsspieler aus Freudenstadt konnte seinen Traum vom Einzug in die zweite Runde bei der Darts-Weltmeisterschaft nicht verwirklichen.

In Gedanken versunken trottete Marijanovic die Treppe der große Bühne im Ally Pally hinunter. "Ich kann dazu im Moment noch nichts sagen, es ist alles noch zu frisch. Ich bin enttäuscht und muss das jetzt erst einmal sacken lassen", sagte der Freudenstädter, während im Hintergrund Richard North auf der Bühne gefeiert wurde. Der 28-jährige Engländer genoss die verbalen Umarmungen von etwa 2800 Fans, die natürlich zum überwiegenden Teil auf seiner Seite waren.

Aber der Reihe nach: Um 13.30 Uhr deutscher Zeit ging das Abenteuer von Robert "Robstar" Marijanovic bei seiner dritten WM-Tteilnahme los. Zu David Hasselhoff’s "Looking for Freedom" marschierte der 38-Jährige in den Ally Pally ein. Dabei verzog er keine Miene und hatte bis auf die Bühne den Tunnelblick aufgelegt. "Ich wollte hier schon das Publikum ausblenden und mich nur auf das Spiel fokussieren. Ich war extrem konzentriert", blickt der "Robstar" auf den Anfang des Spiels zurück.

Und dabei gelang ihm ein Start in die Partie, die für den Freudenstädter nicht besser hätte laufen können. Völlig souverän spielte der dreifache WM-Teilnehmer seinen Stiefel souverän runter und ging mit 2:0 Sätzen in Führung. Drei Spielgewinne braucht man für einen Satzgewinn, und wer zuerst drei Sätze gewonnen hat, gewinnt das Spiel.

Während North so gut wie jeden Spielgewinn mit einem Jubel feierte, blieb Marijanovic selbst nach der 2:0-Satzführung ruhig und hob nur einmal kurz den Zeigefinger in Richtung seiner Freundin, die ihn im Publikum anfeuerte. "Ich wollte bewusst keine Emotionen zeigen, um nicht meinen Spielrhythmus zu verlieren. Das hat im Prinzip auch funktioniert", blickt der Deutsche zurück, der bei seinen ersten beiden WM-Teilnahmen noch für Kroatien gestartet war. "Ich hatte beide Staatsbürgerschaften, habe mich aber vor zwei Jahren dazu entschieden, nur noch Deutscher zu sein. Ich bin hier aufgewachsen und denke deutsch. Also soll auch die richtige Flagge neben meinem Namen sein", erklärt der 38-Jährige.

Richard North wurde aber nach dem 0:2-Satzrückstand immer stärker und warf insgesamt zehn Mal die 180, was das Maximum mit drei Pfeilen darstellt. Das hatte bis Freitag noch kein Teilnehmer bei dieser WM geschafft. Gleichzeitig begann Marijanovic bei den entscheidenden Würfen zu schwächeln. "Ich habe es verpasst 25 Punkte oder 70 Punkte auszumachen. Das darf mir einfach nicht passieren", sagt der hauptberufliche Lagerleiter, der seinen Job trotz der Darts-Profikarriere behalten möchte. Im vergangenen Januar hat sich der 38-Jährige bei einem Qualifikationsturnier gegen 256 Spieler die Tourkarte der Profi-Dartstour in England gesichert und versucht sich innerhalb von zwei Jahren unter die besten 64 Spieler der Welt zu spielen. Dann würde sich seine Tourkarte um zwei Jahre verlängern.

Richard North liegt in der Weltrangliste (38) aktuell 65 Plätze vor Robert Marijanovic (103) und zeigte das auch am Ende der Partie, als er mit seinem zweiten Match-Dart die Partie mit 3:2 für sich entschied. Die Engländer feierten, und der letztlich auch in allen Matchbilanzen unterlegene Deutsche ging. "Aber ich komme wieder und versuche noch stärker zu werden", versprach Robert Marijanovic.