Max Hopp ist bei der WM in London der wohl aussichtsreichste deutsche Starter. Foto: Fassbender

Darts-WM: Vier Deutsche starten im "Ally Pally". Freudenstädter Robert Marijanovic steigt am Samstag ein.

Im Alexandra Palace trifft sich die Darts-Elite, um ihren König auszuwerfen. Bei Festivalstimmung ist von den Sportlern mentale Höchstleistung gefragt. Erstmals sind vier Deutsche mit dabei.

Duftende Lebkuchen, Glühwein und Besinnlichkeit. Damit ist in der Darts-Szene elf Tage vor Heiligabend Schluss, denn in London fliegen wieder die Pfeile. Traditionell beginnt im Dezember die WM und verwandelt den Alexandra Palace in ein Tollhaus. Ab Donnerstag zelebrieren Tausende Fans in bunten Kostümen ihre ganz persönliche Vorweihnachtszeit.

Während die Zuschauer in der traditionsreichen Sportstätte ausgelassen feiern und das Bier in Strömen fließt, herrscht bei den Darts-Profis hinter der Bühne höchste Konzentration. "Im Trainingsraum ist jeder mit sich selbst beschäftigt, niemand lacht. Die Stimmung ist ernst, man spürt die Bedeutung des Turniers", sagte Weltmeister Rob Cross. Cross muss es wissen. Mit einem sensationellen Lauf spielte er sich bei der vergangenen WM bis ins Finale vor, wo der gelernte Elektriker dem legendären Phil "The Power" Taylor mit 7:2 den Strom abdrehte. Ob die WM in diesem Jahr ein ähnliches Märchen schreibt? "Cross, van Gerwen, van Barneveld, Wade. Die haben das alle drauf. Lasst den Besten gewinnen", sagte Taylor, der seinen Ruhestand genießt.

Viele hoffen auf Hopp

Für vier deutsche Teilnehmer heißt es hingegen ab Donnerstag "Game on". Max Hopp, die deutsche Nummer eins, steigt als gesetzter Spieler erst in der zweiten Runde ein. Auf ihm ruhen die größten Hoffnungen, allerdings droht schon in der dritten Runde das Aufeinandertreffen mit Primus Michael van Gerwen. Doch "der Tag wird kommen", so ist sich Hopp sicher, "an dem ich ihn schlagen werde, und dann werde ich es genießen." Warum also nicht im "Ally Pally"? Van Gerwen überzeugte in den vergangenen Wochen nicht vollends und ist über kürzere Spieldistanzen anfällig.

Hinzu kommt die besondere Stimmung der Fans, die dem Niederländer nicht unbedingt wohlgesinnt sind. Die Atmosphäre kennt auch der deutsche Teilnehmer Robert Marijanovic: "Jeder, der ein Ticket kauft, weiß, dass er praktisch verpflichtet ist, für gute Stimmung zu sorgen. Manchmal ist es allerdings etwas übertrieben, manchmal auch etwas komisch", sagte der Schwarzwälder.

Kampf um 562. 000 Euro

Neben Hopp (Idstein) und Marijanovic (Freudenstadt) stehen auch Martin Schindler (Strausberg) und Gabriel Clemens (Honzrath) oben auf der Bühne, während unten die Zuschauer singen, klatschen und auf den Tischen tanzen, wenn die Maximalpunktzahl "Onehundredandeeeeighty" erzielt wird.

Doch wer holt sich diesmal den Titel und den Rekordscheck über umgerechnet 562 .000 Euro? Zwar regiert van Gerwen noch immer die Darts-Welt, aber vor allem der Schotte Gary Anderson rüttelt an dessen Thron. "Es wäre ein wahnsinniges Gefühl, den dritten Titel zu holen. Wenn ich mein Spiel durchziehen kann, dann weiß ich, dass die Chancen gut stehen", schoss Anderson in Richtung seiner Konkurrenten.

Schon vor dem ersten Wurf ist der Kampf um den wichtigsten Darts-Titel des Jahres längst entbrannt.