Matej Maglica von Darmstadt 98 verpasst nach einem Platzverweis die Begegnung in Stuttgart. Die Szene um das Handspiel des Verteidigers im Strafraum löst nun eine weitere Debatte über die Regelauslegung aus.
Matej Maglica hat nichts gespürt. Jedenfalls nach eigener Aussage. Das kann im Eifer des Fußballgefechts passieren. Der Innenverteidiger von Darmstadt 98 hetzte ja dem Gladbacher Tomas Cvancara hinterher, um ein Tor zu verhindern. Das gelang, und der Schiedsrichter Timo Gerach ließ die Bundesligapartie zunächst auch weiterlaufen – bis er einen Hinweis aus dem Kölner Keller erhielt. Der Videoassistent hatte ein Handspiel erkannt. Gerach sah sich die Bilder an und kam zu einem reichlich diskutierten Urteil: Elfmeter und Rote Karte.
Maglica verstand bereits vor dem 3:3-Endstand die Welt nicht mehr. „Mir wurde vom Schiedsrichter gesagt, dass ich den Ball aktiv mit der Hand mitgenommen habe, das habe ich nicht so empfunden, und ich finde auch nicht, dass die Bilder es zeigen würden“, sagt der 24-Jährige, den es nach der Doppelbestrafung jetzt ein drittes Mal trifft. Der Abwehrspieler, der ein Spiel gesperrt wurde, verpasst am Freitag die Begegnung beim VfB Stuttgart, seinem eigentlichen Arbeitgeber. Der VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hat Maglica im vergangenen Juni über eine Rückkaufoption vom FC St. Gallen zurückgeholt, um ihn wenig später an den Aufsteiger zu verleihen. Dort soll sich der Kroate (Vertrag bis 2025) weiterentwickeln. Das funktioniert bislang gut, da der Darmstädter Trainer Torsten Lieberknecht auf den 1,96 Meter großen Mann mit der Rückennummer fünf baut. Gegen Borussia Mönchengladbach erzielte Maglica per Kopf sogar sein erstes Bundesligator.
Das sagt der Schiedsrichter
Mit 3:0 führten die Gastgeber – und mussten sich am Ende mit einem Punkt begnügen, weil der Verlauf in Unterzahl kippte. „Der Elfmeter und die Rote Karte sind definitiv nicht nachvollziehbar. Das ist eine Frechheit“, schimpfte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch. Gerach begründete den Platzverweis mit dem Regeltext: „Wenn eine Ballkontrolle des Stürmers vorliegt, dann ist es eine klare Vereitelung einer Torchance und mit Rot zu ahnden. Aus meiner Perspektive war das eine klare Torchance und deshalb mit Rot zu ahnden.“
Bleibt nur die Frage, ob Cvancara in der 49. Minute die Ballkontrolle hatte. Maglica hatte die Strafraumsituation anders wahrgenommen. „Ihm verspringt der Ball und ich spiele ihn nicht mit der Hand“, meinte der Ex-Göppinger. Weshalb nicht nur die Hessen Probleme mit der Auslegung hatten. „Nach den beiden Sonntagsspielen muss man vielleicht mal überdenken ob eine Berührung mit der Hand unbedingt auch ein Handspiel sein muss. Für mich sind das beides keine Situationen die mit Elfmeter bestraft werden dürfen“, schrieb Mats Hummels auf dem Portal X (vormals Twitter).
Als korrekt stufte der Dortmunder Weltmeister den Handelfmeter ein, der zum 1:0 des 1. FC Heidenheim gegen Werder Bremen durch Tim Kleindienst führte. Anders bewertete Hummels nach dem 4:2 die Situation mit dem FCH-Außenverteidiger Omar Haktab Traoré. Auch hier sprang der Ball an die Hand, kaum erkennbar in Echtzeit. Wieder griff der Videoschiedsrichter ein – und der Unparteiische Patrick Ittrich korrigierte sich (Marvin Ducksch verwandelte im Nachsetzen zum 1:2). Was die Debatten über die Regelauslegung des Handspiels frisch befeuert, Maglica aber erst einmal nichts bringt.