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Wie aus der ehemaligen Kosmetikerin Daniela Katzenberger ein Kunstprodukt wurde.

Stuttgart - Alle Jahre wieder bringt das Trash- Fernsehen ein neues Mediengesicht hervor. Über die Halbwertszeit eines Phänomens wie Daniela Katzenberger lässt sich trefflich streiten.

Immerhin Platz drei. Die Bronzemedaille geht an Daniela Katzenberger (24). Im Jahr 2010 war sie eine der meist gesuchten Persönlichkeiten auf Google. Hinter Eurovision-Song-Contest-Siegerin Lena Meyer-Landrut und Wetterfrosch Jörg Kachelmann. Aber warum bloß?

Wikipedia gibt erste Anhaltspunkte. Deutsche Reality-TV-Teilnehmerin, Gastronomin, Sängerin, Gelegenheitsmodel lauten die Berufsbezeichnungen, die die Internet-Wissensplattform für Daniela Katzenberger bereithält. Für Leser, die nicht fernsehen und sich jeglichen Boulevard-Blättern entziehen: Daniela Katzenberger ist eine sehr blonde Frau, die sehr schnell sehr bekannt wurde. Ohne dass jemand weiß, wofür eigentlich. Die Katzenberger ist einfach "die aus dem Fernsehen".

Die Katzenberger auf dem Weg nach Amerika

"Der Bildschirm wurde eine Art Spiegel des Narziss, eine Stätte narzisstischer Zurschaustellung", sagte der französische Soziologe Pierre Bourdieu 1996 in seinen Vorträgen "Über das Fernsehen". Das Schlimme daran: Bourdieu hat heute noch recht. "Isch bin, wie isch bin", sagt Katzenberger in ihrem Pfälzer Dialekt. "Ganz normal bekloppt." Und Narzisstin.

Ihre ersten Auftritte hatte Daniela "Isch bin's, die Dani" Katzenberger, die gern die "Katze" genannt wird, im April 2009 in der Vox-Sendung "Auf und davon - Mein Auslandstagebuch". Katzenberger wollte nach Amerika, "Blähboi"-Chef Hugh Hefner treffen und Model werden. Immer schön im Bild: ihr bizarres Gesamterscheinungsbild. Und ihre Brüste, die im Laufe der Zeit vergrößert wurden. Katzenberger sieht aus wie eine Barbiepuppe, an der alles ein bisschen verrutscht ist. Die Haare sind platinblond und durch unechte Teile verlängert. Die Brüste aufgepumpt. Die Augenbrauen auftätowiert - und leider etwas zu hoch angesetzt. Nämlich auf der Stirn. Das ließ die "Katze" später ändern.

Mit Daniela Katzenberger hat der Dokusoap-Promi-Dinner-Sender Vox ganze Arbeit geleistet und ein Kunstprodukt erschaffen. Eines, das man für sein überzeichnetes Auftreten, das leicht Hysterische und die angeklebten Fingernägel ablehnen kann. Katzenberger bietet eine willkommene Angriffsfläche für TV-Kritiker allerorten. Und natürlich lässt sich dazu bestens der Medienphilosoph Neil Postman zitieren, der 1988 postulierte: "Das Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen, es erzeugt sie."

So einfach macht es die Katzenberger den TV-Zuschauern aber nicht. Aus dem anfänglichen Fremdschäm-Faktor wurde Sympathie. Katzenberger hat Fans, die sie für ihre Bauernschläue mögen. Viele. Sie ist die neue Verona Pooth. Die Paris Hilton aus der Pfalz. Ein Medienphänomen, das um seiner selbst willen berühmt ist. Ähnlich wie die Kölsche Protz-Proll-Millionärsfamilie Geiss, die im Privatfernsehen ebenfalls ihre eigene Sendung ("Die Geissens - eine schrecklich glamouröse Familie") bekommen hat.

Daniela Katzenberger ist alles, aber nicht natürlich

Wenn die Kosmetikerin aus Oggersheim in ihrer Sendung "Daniela Katzenberger - natürlich blond" den unterschiedlichsten Aktivitäten nachgeht, schauen ihr 1,7 Millionen Menschen zu. So begleitete Vox die Katzenberger auf Mallorca, etwa bei der Eröffnung ihres Cafés, das in der Zwischenzeit schon wieder schließen musste. Dass die Sendung den Untertitel "Natürlich blond" hat, ist völlig, nun ja, an den Haaren herbeigezogen. Daniela Katzenberger ist alles, nur nicht natürlich. Sie selbst meint: "Ich bin die natürlichste unnatürlichste Blondine der Welt." Aber eine, die dann doch durch herzige Derbheit Freunde gewinnt. Fans sammeln ihre besten Sprüche, die zeigen, wie unverkrampft die "Katze" auch mit ihrer eigenen Person umgeht: "Ich seh' ja schon so aus - sagen wir mal: preiswert, wobei die Grenze zu billig aus dünnem Eis besteht." So viel gesunde Selbsteinschätzung hört man selten im Fernsehen.

Katzenberger erzählt gern von ihren Pobacken, ihren Brüsten. Von ihrem Aussehen an sich. "Das ist mein Kapital. Wenn ich das nicht mehr habe, was dann?", fragt sie sich. "Dann bin ich ein Depp." Nach eigener Aussage trinkt sie keinen Alkohol, raucht nicht und bezeichnet sich als "Nonne im Barbiekostüm". Und sie sagt: "Was man nicht im Kopf hat, muss man im Körbchen haben." Sprüche, die am Proll-Stammtisch bestimmt als Schenkelklopfer gelten.

Dann aber zappt man noch mal auf ihrer Homepage vorbei und schaut "Katzenberger-TV". Für ein Fotoshooting zwängt sich Daniela Katzenberger in einen Kasten. Die Fotografin will die Phrase "in eine Schublade stecken" bildlich umsetzen. Katzenberger - in pinkfarbenem BH - soll sich in der Schublade drapieren, das passe schließlich so gut. Katzenberger scheint das Thema egal. "Alles pink und wenig an", freut sie sich. "So bin ich es gewohnt."

Für dieses Jahr hat Vox neue Folgen von "Daniela Katzenberger - natürlich blond" angekündigt. Zudem soll es eine Schmuckkollektion und eine Kosmetikserie geben. Ein Lied hat Katzenberger auch schon aufgenommen. Der Titel: "Nothing's Gonna Stop Me Now". Eine clevere Ansage. Zu viel Klugheit darf man ihr aber nicht unterstellen. Einen Intelligenztest würde sie nie machen, sagt sie: "So schlau bin ich auch."