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Die letzten Hürden sind beseitigt, das Geld ist beisammen - die Dampf- oder Dieselloks sind nicht mehr aufzuhalten. Die Tourismusbahn im Welzheimer Wald wird im Mai aufs Gleis gehievt.

Stuttgart - Die letzten Hürden sind beseitigt, das Geld ist beisammen - die Dampf- oder Dieselloks sind nicht mehr aufzuhalten. Nach vielen Jahren des Wartens kann die Tourismusbahn im Welzheimer Wald im Mai aufs Gleis gehievt werden. In den Rathäusern erhofft man sich dadurch viele Tagesgäste.

Einst galt sie als die schönste Bahnstrecke im Schwabenland, jene Zugverbindung zwischen Schorndorf und Rudersberg, die 1908 eröffnet und drei Jahre später bis Welzheim verlängert wurde. Die Strecke im Wieslauftal entwickelte sich damals zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. "Sie transportierte Menschen und Güter in die Zentren im Remstal oder nach Stuttgart und brachte andererseits erholungssuchende Städter in den Welzheimer Wald", sagt der Schorndorfer Museumsleiter Wolfgang Morlok, der kürzlich die Geschichte der Bahn in einer Ausstellung beleuchtete.

Doch 1988 war's nach einem Erdrutsch vorbei mit der Herrlichkeit, die Bahn stellte den Verkehr auf der ohnehin immer weniger genutzten Strecke ein. 1995 folgte zumindest für den unteren Bereich bis Rudersberg die Wiederbelebung durch den Zweckverband Verkehrsverbund Wieslauftalbahn, hinter dem die Kommunen Schorndorf und Rudersberg und der Rems-Murr-Kreis stehen.

Es war ein erfolgreiches Wagnis, denn das "Wiesel", wie der Triebwagen liebevoll genannt wird, transportiert jährlich mehr als eine Million Fahrgäste. Ebenfalls vor rund 15 Jahren kam die Idee auf, doch auch den oberen Bereich der insgesamt 23 Kilometer langen Strecke zu reaktivieren - zwar nicht im werktäglichen Verkehr, aber doch als sonntägliche Museumsbahn.

Fast in jedem folgenden Sommer hieß es dann: "Wir sind schon sehr weit, nächstes Frühjahr kann die Nostalgiebahn fahren." Eigens wurde im Jahr 2000 der Förderverein Welzheimer Bahn gegründet. Unterstützt wurde das Vorhaben insbesondere vom Landkreis. Der bis 2002 amtierende Landrat Horst Lässing wie auch dessen Nachfolger Johannes Fuchs sind große Förderer. Doch die Erweckung aus dem Dornröschenschlaf gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Die Dampflok soll jährlich 20.000 Fans anlocken

Alljährlich räumten die freiwilligen Aktivisten mit Macheten und Äxten die Gleise vom Gestrüpp frei. Es gab juristische Einwände von Anwohnern und gerichtliche Verfahren, an Rutschgebieten musste die Standsicherheit verbessert werden. Und für die Bahnübergänge mussten Ampeln her - zuvor dachte man noch, wie einst in den Urzeiten mit fähnchenschwingenden Zugbegleitern auszukommen, die die Autos an den Übergängen stoppen sollten.

Und auch die Finanzierung war ein Problem, mussten doch fast 3,5 Millionen Euro an Investitionskosten gestemmt werden. Gleich zweimal landete das Projekt zudem im Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler. Zuletzt ging's darum, wer das jährliche Betriebsdefizit von 75.000 Euro zahlt - man einigte sich darauf, dass Welzheim als Hauptträger der Schwäbischen Waldbahn GmbH von den Partnern unterstützt wird.

Doch nun ist alles geklärt. In dreieinhalb Monaten, voraussichtlich am Samstag, 8. Mai, kann der Schaffner im Schorndorfer Bahnhof in seine Trillerpfeife blasen, auf dass das Museumszügle mit seiner Dampflok vorne dran zu seiner Jungfernfahrt lostuckert - mit begeisterten Passagieren wie Landräten, Bürgermeistern und natürlich vielen Fans von Nostalgiezügen.

Künftig wird die Tourismusbahn von Frühjahr bis Oktober sowie in der Weihnachtszeit an insgesamt 41 Sonn- beziehungsweise Feiertagen unterwegs sein und dabei auf der Fahrt zwischen Schorndorf und Welzheim an weiteren zehn Bahnhöfen halten. Maximales Tempo hierbei: rund 30 km/h.

Allerdings soll nur an 21 Tagen eine Dampflokomotive vorne drangespannt werden, der Rest würde mit einer Diesellok bestückt. Auf entsprechende Kritik verweist man beim Betreiber, dem Verein Dampfbahn Kochertal (DBK) Historische Bahn, auf die erheblich höheren Kosten bei der Dampflok. Diese muss beispielsweise bis zu einem ganzen Tag vorgeheizt werden, weshalb die Kosten mit 5500 Euro pro Fahrtag doppelt so hoch sind wie beim Dieselbetrieb. Falls das ganze Projekt ein Erfolg wird, hoffen die Verantwortlichen, künftig öfter Dampfloks einsetzen zu können.

Doch auch ohne dauerhaften Dampf prognostiziert Welzheims Bürgermeister Hermann Holzner eine Erfolgsgeschichte. Die "Gebirgsstrecke nach Welzheim" gelte seit jeher als eine der attraktivsten Zugverbindungen in Württemberg und werde rund 20.000 Fans jährlich anlocken. Die Tourismusbahn ist für ihn deshalb "ein gutes Zukunftsprojekt für den strukturschwachen Schwäbischen Wald mit positiver Strahlkraft auf den gesamten Rems-Murr-Kreis und die Region Stuttgart".

http://www.welzheimer-bahn.de