Mit Thomas Rutschmann und Sebastian Winter hat die Wohnungslosenhilfe Offenburg eine neue Doppelspitze. Gemeinsam geben sie Bedürftigen Zuflucht und helfen ihnen, im Alltag Fuß zu fassen.
Die Zahl von wohnungslosen Menschen nimmt stetig zu. Laut aktuellen Schätzungen leben in Baden-Württemberg rund 23 000 Menschen ohne Obdach – darunter mehrere Hundert im Ortenaukreis. Viele davon leben auf den Straßen Offenburgs. „Die Einwohnerzahl wächst. Das verschärft die Situation, da eine spezialisierte Fachstelle zur Wohnraumsicherung fehlt,“ erklärt Thomas Rutschmann. Gemeinsam mit Sebastian Winter bildet der Orschweierer die neue Spitze der Wohnungslosenhilfe Offenburg. Darüber informiert die Stadt in einer Mitteilung.
Seit seiner Gründung im Jahr 1975 habe sich das Heim einen Ruf als verlässliche Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen aufgebaut. Neben Unterkunft und Verpflegung wird dort auch an der sozialen Reintegration gearbeitet. Bewohner werden in alltägliche Aufgaben eingebunden, um Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung zu stärken, heißt es weiter.
Frauen werden bei „Elle-Friede“ besonders geschützt
Der ambulante Bereich unter der Leitung von Winter umfasst die Wärmestube, Fachberatung, offene Angebote und dezentrales betreutes Wohnen in der Wasserstraße. Für Frauen gibt es mit „Elle-Friede“ eine eigene Tagesstätte mit Fachberatung und geschützten Wohnplätzen. Laut Mitteilung stellt die Stadt dafür Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung. Die Frauen, die „Elle-Friede“ aufsuchen, haben oft traumatische Erlebnisse der Schutzlosigkeit erlebt: „Wir legen besonderen Wert auf den Schutz. Männerbesuch in Form von Handwerkern oder Personal wird angekündigt“, so Winter. „Wohnungslose Frauen werden erst spät sichtbar, da sie oft Partnerschaften eingehen, um eine Wohnung zu haben.“
Ein besonderes Angebot ist die Pflasterstube Ortenau, die medizinische Betreuung für Menschen ohne Krankenversicherung bietet. Ehrenamtliche Ärzte und Pflegekräfte leisten dort Behandlungen direkt im Ursulaheim oder in der Lise-Meitner-Straße. Besonders im Winter steht der Erfrierungsschutz im Fokus, heißt es weiter.
Neue Zentrale soll die Arbeit erleichtern
Ein geplanter Umzug der ambulanten Hilfen in die Haselwanderstraße soll die Arbeit erleichtern. Dort sollen Wärmestube, Fachberatung und medizinische Angebote unter einem Dach vereint werden. Gleichzeitig bleibe die sozialräumliche Entwicklung im Umfeld des Ursulaheims eine wichtige Aufgabe.
Rutschmann und Winter setzen auf einen partizipativen und emanzipatorischen Ansatz: „Es geht darum, den Menschen Struktur und Aufgaben zu geben und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen,“ sagt Winter. Niemand werde verurteilt – stattdessen gehe es darum, die Ressourcen und Stärken der Menschen zu erkennen und zu fördern. Rutschmann: „Das Gefühl, gebraucht zu werden, stärkt die Selbstwirksamkeit ungemein.“
Fester Tagesablauf ist wichtig
Und dazu gehöre auch ein fester Tagesablauf. Demnach beginnt der Morgen beginnt im Ursulaheim immer mit einer Morgenrunde von etwa 20 Minuten. Zwischen 15 und 20 Menschen sind dabei meist anwesend. Darunter Mitarbeiter, Obdachsuchende und Helfende. „Wir starten gemeinsam und stellen das Gerüst für den Tag“, erklärt Winter.
Viele Frauen suchen Hilfe
Der Anteil junger Menschen, die in Offenburg Zuflucht suchen, steigt kontinuierlich an. Darüber informiert die Wohnungslosenhilfe. Etwa ein Drittel der Menschen, die die Angebote annehmen, sind Frauen. Weitere Infos gibt es online unter www.wohnungslosenhilfe-ortenaukreis.de.