Gustav Düsing & Max Hacke erhalten für den Entwurf des Studierendenhauses in Braunschweig den DAM-Preis 2024. Foto: /Leonhard Clemens

Mit dem DAM-Preis 2024 für das Studierendenhaus in Braunschweig wird der Nachwuchs in der Architektenschaft geehrt. Außerdem lobt die Jury der Auszeichnung für die besten Bauten Deutschlands viele Umbauprojekte – einige sind aus Stuttgart.

In Braunschweig knallen derzeit alle paar Tage die Korken. Jüngst hat das Studierendenhaus der Technischen Universität Braunschweig einen Platz auf der Shortlist des europaweit bedeutenden Mies van der Rohe Awards 2024 erhalten. Nun wurde dem von Gustav Düsing & Max Hacke entworfenen Gebäude der wichtige DAM Preis 2024 des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt am Main verliehen, der jährlich die besten Bauten in Deutschland kürt.

 

Das Gebäude hat sich gegen vier andere Finalisten durchgesetzt: Das Wohnhaus „Dante II“ in München von Florian Nagler Architekten, den Kunstraum Kassel von Innauer-Matt Architekten, das Baugruppenhaus Kurfürstenstraße in Berlin von June14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff sowie den Kantgaragenpalast in Berlin von Nalbach+ Nalbach.

Besonders beeindruckt war die Jury bei ihrem Besuch in Braunschweig von dem „wundervoll leichten, offenen Studierendenhaus“. Die filigrane Struktur des Gebäudes sei zudem äußerst nachhaltig, denn die Stahl-Glas-Konstruktion ist vollständig demontier- und wiederverwendbar und damit ein gutes Beispiel für zirkuläres Bauen, denn keine Verbindung wurde geklebt, sondern ausschließlich geschraubt. Als Tragwerks- und Fassadenplaner war das Stuttgarter Ingenieurbüro knippershelbig bei der Planung und Ausführung maßgeblich an der zirkulären Konstruktion beteiligt.

Ausgezeichnet wurde auch die Entstehungsgeschichte. Das Bauwerk ist einem Wettbewerb zu verdanken, der im Jahr 2015 unter den wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Architektur-Fakultät initiiert und organisiert wurde.

Eine Chance für den Architekturnachwuchs

Die Idee dahinter war, dem Architekturnachwuchs eine Chance zu bieten, da kaum noch offene Wettbewerbe existieren und sich die jungen Architekten und Architektinnen nicht mehr bewähren können. Wie soll man sich um Teilnahme an einem Wettbewerb für den Bau eines Kindergartens oder einer Schule bemühen, wenn als Bedingung gestellt wird, dass man bereits Kindergärten oder Schulen geplant haben muss?

Die Arbeit von Gustav Düsing und Max Hacke mit der Hilfe eines lokalen Ingenieurbüros realisiert. Die Preisvergabe ist damit auch als Aufforderung an die Entscheider, oftmals die öffentliche Hand, zu verstehen, die gängige Wettbewerbspraktik zu überdenken.

Wiewohl der Sieger ein Neubau ist, legte die Jury zudem einen besonderen Augenmerk auf die Transformation von Gebäuden. Knapp die Hälfte der Shortlist-Bauten sind Projekte am und mit dem Bestand, was häufig umfassende Renovierungen und Umgang mit dem Denkmalamt einschließt.

Die feinfühlige Sanierung des Wohnhauses von Architekt Egon Eiermann in Baden-Baden etwa verantworten no w here Architekten aus Stuttgart. Und das in Stuttgart und Leipzig ansässige Architekturbüro KO/OK zeigt, wie man eine scheinbar unattraktive Doppelhaushälfte reizvoll in Szene setzt. Bei dem Projekt mit dem Titel „Doppelgiebel“ in Leipzig-Knauthain wurde ein Bestandsbau um seine fehlende Hälfte ergänzt.

Außer Konkurrenz gekürt wurden zwei Bauten im Ausland. Überzeugen konnten Projekte in Holland und Mexiko. Ersteres ist ein Wohnhaus für eine Familie am Rand von Venray, das sowohl mit der regionalen ländlichen Bautypologie als auch mit Bezügen zu barocken Lustschlössern spiele, so die Jury. In Mexikos Hauptstadt ist unter Einbeziehung der historischen Fassade und der lokalen Hofhaustradition ein Mehrfamilienhaus entstanden.

Info zum Preis

DAM-Preis
Seit dem Jahr 2007 werden mit dem DAM-Preis jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. Für die Longlist des DAM-Preis 2024 nominiert wurden 104 Bauwerke aus Deutschland, die aus einer umfangreichen Recherche stammen, an der ein Beirat aus Experten beteiligt war. Eine Expertenjury unter Vorsitz von Barbara Ettinger-Brinckmann bestimmte aus dem Feld der Longlist 24 Projekte für die engere Wahl der Shortlist zum DAM-Preis 2024. Seit 2017 werden alle Bauten der Longlist-Nominierungsliste im „Architekturführer Deutschland“ vorgestellt. Die Ausgabe 2024, von DOM publishers verlegt, ist bereits im Handel. Gleichzeitig ist die Longlist auch im Internet unter dam-preis.de einsehbar.

Ausstellung
Die 26 besten Bauten des DAM-Preises 2024 werden vom 27. Januar bis 28. April 2024 im Deutschen Architekturmuseum im DAM Ostend (Henschelstraße 18) in Frankfurt am Main mit einer Ausstellung geehrt. Öffnungszeiten sind Di, Do, Fr 12 bis 18 Uhr; Mi 12 bis 19 Uhr; Sa, So 11 bis 18 Uhr. Führungen finden immer samstags und sonntags um 15 Uhr statt.