Im Werk Rastatt der Daimler AG laufen zum Produktionsstart der neuen Mercedes-Benz A-Klasse bei der Endkontrolle Wagen vom Band. Foto: dpa

Weil die Bestellungen für den Kompaktwagen explodieren, lässt Mercedes zusätzlich in Finnland bauen

Stuttgart - Vor wenigen Tagen haben die Rastatter Mercedes-Beschäftigten stolz die erste A-Klasse präsentiert, von 2013 an läuft Daimlers neuer Stern zusätzlich beim finnischen Auftragsfertiger Valmet vom Band. Damit wolle der Stuttgarter Autobauer „die Lieferzeiten der A-Klasse im Interesse unserer Kunden so kurz wie möglich halten“, sagte Daimler-Vorstand und Mercedes-Produktionschef Wolfgang Bernhard. Bisher liegen rund 40.000 Bestellungen für das Modell vor, das im September in die Autohäuser kommt. Die Lieferzeit beziffert ein Firmensprecher derzeit mit zwei bis drei Monaten.

Offenbar erwartet Daimler wachsendes Interesse, im Herbst stellt Rastatt vom Zwei- auf Dreischichtbetrieb um. Dann werden dort hauptsächlich A-Klassen und zudem neue B-Klassen montiert, im ungarischen Schwesterwerk Kecskemet läuft nur die B-Klasse vom Band. Beide Standorte sind laut Bernhard komplett ausgelastet, deshalb habe man bei Valmet zusätzliche Kapazitäten eingekauft. Von 2013 bis 2016 sollen die Finnen über 100.000 A-Klassen fertigen. Weitere 100.000 Kompaktwagen kann Kecskemet jährlich produzieren, bis zu 250.000 Stück sind in einem Jahr in Rastatt möglich.

Daimler dürfte seine Konkurrenten im Premiumsegment bald überflügeln

Damit dürfte Daimler seine beiden Konkurrenten im Premiumsegment, Audi und BMW, schon bald bei der Produktion von Kompaktwagen überflügeln. Analysten der Beratungsfirma IHS Automotive gehen davon aus, dass Daimler 2013 knapp 400.000 Kompaktwagen verkauft, neben A- und B-Klasse einen Geländewagen und ein viertüriges Coupe. BMW landet mit prognostizierten 368 000 Modellen von X1 und 1er-BMW knapp dahinter, Audi bei 342 000 (A3, Q3). Zum Vergleich: 2011 rangierte Daimler mit 178.000 Kompakten deutlich hinter BMW mit 336.000 Fahrzeugen in dem Segment. 2015 überspringt Mercedes laut IHS Automotive mit Kompakten erstmals die halbe Million, bis dahin will Daimler die Modelle zusätzlich in Peking für chinesische Käufer produzieren. Der Autobauer selbst veröffentlicht nur Bestell- und Verkaufszahlen, keine konkreten Produktionsziele. Die neue B-Klasse wurde bisher 70.000 Mal verkauft.

Daimler legt Zahlen fürs zweite Quartal vor

Von Valmet bezieht Daimler bereits Stoffverdecke für das E-Klasse-Cabriolet. Für die Finnen als kompletten A-Klassen-Produzenten habe deren „große Erfahrung im Premiummarkt gesprochen“, sagte der Daimler-Sprecher. Porsche hat von Valmet jahrelang die Modelle Cayman und das Cabrio Boxster fertigen lassen. Der Mercedes-Geländewagen G-Klasse wird seit jeher beim österreichischen Fertiger Magna Steyr in Graz montiert, der insolvente Cabrio-Spezialist Karmann in Osnabrück baute bis Mitte 2009 für Mercedes den CLK.

Am heutigen Mittwoch legt Daimler als erster börsennotierter Autobauer Zahlen für das zweite Quartal 2012 vor. Experten rechnen mit einem leichten Zuwachs beim Umsatz, wegen hoher Investitionen in neue Modelle und alternative Antriebe aber mit einem rückläufigen Gewinn.