Eingewickelt in eine Zeitung aus dem Jahr 1904 fand Werner Halter auf dem großelterlichen Dachboden eine Trompete und ein Kornett mit historischen Ventilen. Foto: Marschal

Auf einem Dachboden in der Rosenfelder Mömpelgardgasse lagerten über Jahrzehnte hinweg eine Trompete und ein Kornett mutmaßlich aus dem 19. Jahrhundert. Eine Zeitreise.

Die Stadtkapelle Rosenfeld – gegründet 1900 – feiert 125-jähriges Bestehen. Die Anfänge des Vereins könnten möglicherweise ins 19. Jahrhundert hineinragen. Darauf dürfte ein Dachbodenfund von Werner Halter hinweisen.

 

In einem verstaubten Karton in seinem großelterlichen Haus in der Rosenfelder Mömpelgardgasse hat der Mitte-80-Jährige historische Instrumente gefunden. Eine Trompete und ein Kornett – eine etwas kleinere Trompete mit einem weichen Klang – lagerten auf dem Dachboden in Zeitungspapier eingewickelt möglicherweise über viele Jahrzehnte. Die Instrumente waren schützend in Zeitungspapier eingewickelt: Erscheinungsdatum 31. Dezember 1904. Um welche Zeitung es sich handelt, ist nicht ersichtlich. Den Anzeigen nach – etwa für Kopfwasser und damals moderne Box-Kameras – dürfte die Zeitung aus dem Osten Deutschlands stammen.

Spur führt nach Graslitz

Weil Werner Halter damit selbst nicht viel anfangen konnte und auch nicht weiß, wem die Instrumente gehört haben, übergab er sie seinem Nachbar Werner Ruoff, einem der dienstältesten Musiker der Rosenfelder Stadtkapelle. Bettina Huonker, Schriftführerin des Vereins, bewahrt die Instrumente für den Verein auf.

Huonker begab sich im Internet auf Spurensuche und setzte sich mit einem Instrumentenhändler aus Schramberg in Verbindung, der die Instrumente anhand verschiedener Merkmale zeitlich einordnen kann. Der Hersteller der Trompete ist die Firma Bohland und Fuchs aus dem tschechischen Graslitz, wo in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Bau von Blechblasinstrumenten florierte. Die Firma wurde 1870 gegründet, der Markenname wurde bis 1945 verwendet. Das Instrument aus Messing wurde nicht lackiert, weswegen es trüb aussieht.

Seltene Ventile verbaut

Das Kornett hingegen verfügt über eine seltene Mechanik, die seit 1900 nicht mehr verwendet wird, die sogenannten Wiener Ventile, auch Doppelrohrschubventile genannt. Viele Informationen hat Huonker dazu nicht gefunden, erfuhr bei ihren Recherchen jedoch, dass die Ventile hauptsächlich zwischen 1835 und 1875 verbaut wurden und das vor allem bei Kornetten nicht besonders häufig. „Damit dürfte das Instrument älter als der Musikverein sein“, vermutet Huonker. Ein Herstellername, der weitere Rückschlüsse auf das Alter zulässt, ist nicht eingraviert.

Kein guter Zustand

Beide Instrumente wurden vor ihrer Einlagerung wenig pfleglich behandelt. Beide können nicht bespielt werden, da sie Risse aufweisen. Hier und da wurden Schäden notdürftig ausgebessert außerdem fehlen Mundstücke. Die Instrumente sind nun im Besitz der Stadtkapelle Rosenfeld und sollen im jetzigen Zustand bleiben. Eine Restauration ist nicht geplant.

Der finanziellen Wert der Instrumente lässt sich schwerlich schätzen, und wem sie einst gehört haben, ist nicht bekannt. Der Vater von Werner Halter war zwar Musiker, doch ob dessen Vorfahren Trompete oder Kornett spielten, lässt sich nur vermuten. „Es ist schade, dass wir ihre Geschichte nicht kennen“, resümiert Huonker.

Ausstellung beim Jubiläumskonzert

Anlässlich des Jubiläums hat sie sich durch alte Dokumente des Archivs der Stadtkapelle gelesen. Den ältesten Hinweis auf „Blechmusik“ in Rosenfeld fand sie einen Zeitungsartikel des Schwarzwälder Boten aus dem Jahr 1842.

Seit der offiziellen Gründung der Stadtkapelle Rosenfeld sind 125 Jahre vergangen. Das Jubiläum wird mit Veranstaltungen das ganze Jahr über gefeiert, etwa beim Rosenmarkt Ende Juni, beim Kreisverbandsmusikfest vom 4. bis 7. Juli in Rangendingen sowie dem Kinderfest Ende Juli. Am 18. Oktober findet ein Blasmusikabend mit „DKEB“ statt. Abschluss der Feiern ist das Jubiläumskonzert am 6. Dezember. Dann werden die beiden historischen Instrumente ausgestellt.