EU-Kommissar Günther Oettinger Foto: dpa

Erst TV5 Monde, dann belgische Onlineportale: Cyber-Attacken auf europäische Medien häufen sich. EU-Kommissar Oettinger plant eine europäische Meldeplattform.

Hannover - Die EU soll eine europäische Meldeplattform für Cyber-Attacken bekommen. Die jüngste Cyber-Attacke gegen den französischen TV-Sender TV5 Monde habe die Notwendigkeit verdeutlicht, sagte EU-Digitalkommissar Günther Oettinger am Rande der Hannover Messe. „Wir wollen eine europäische Plattform schaffen mit Mitteilungspflicht“, erklärte er am Dienstag.

Zugleich bekräftigte Oettinger frühere Ankündigungen, dass zum Sommer eine einheitliche Datenschutzverordnung stehen solle. „Ich glaube, wir bekommen noch vor Juli eine europäische Datenschutzgrundverordnung hin, die praktisch das Thema Datenschutz europäisch einheitlich organisiert“, sagte er. Die entsprechende Direktive werde gerade im Dialog mit dem EU-Parlament geschaffen.

Ermittlungen laufen

In Belgien laufen indes die Ermittlungen: Nach der Veröffentlichung mehrerer anonymer Bekennernachrichten im Internet meldete sich am Dienstag das Hacker-Netzwerk Anonymous mit einer Videobotschaft zu Wort. Die Gruppe machte nach eigenen Angaben einen Jugendlichen mit Nähe zur Islamistenszene als Verantwortlichen aus. Von belgischen Sicherheitsbehörden gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

In der Videobotschaft behauptet ein maskierter Mann, der nach eigenen Angaben ein Anonymous-Aktivist ist, dass über das soziale Netzwerk Facebook die Identifizierung des Angreifers gelungen sei. Demnach steckt hinter der Attacke auf belgische Medien ein „etwas spielsüchtiger Jugendlicher“, der für seine Tat auf „für jedermann zugängliche Mittel“ zurückgegriffen habe. Nach Angaben des Aktivisten wurde die Polizei verständigt. Der Täter sei Mitglied der sogenannten „Muslimischen Sektion“ gewesen, die Hackern der Terrorgruppe Islamischer Staat nahestehe.

Dschihadisten kapern TV5 Monde

Letztere hatten in der vergangenen Woche die IT-Systeme des französischen Senders TV5 Monde gekapert und die Ausstrahlung der Fernsehprogramme stundenlang blockiert. Während des Angriffs platzierten sie Propaganda der Terrorgruppe auf den Webseiten und Social-Media-Angeboten des Senders.

Der Hackerangriffe in Belgien hatte am Sonntag und Montag mehrere Medien getroffen. Die Verlagsgruppe Rossel musste unter anderem die Nachrichtenwebsite der Zeitung „Le Soir“ zeitweise aus dem Netz nehmen. Am Montagabend waren auch die Online-Auftritte von Blättern wie „La Libre Belgique“ und „La Dernière Heure“ des Verlags S.A. IPM gestört. Der letzte Angriff hatte nach Angaben der Betroffenen nicht die Ausmaße der massiven Attacke vom Sonntagabend.

Die Redaktion von „Le Soir“ hatte nach der ersten Attacke vom Sonntag zunächst mitgeteilt, dass nichts auf eine Verbindung zum Cyberangriff auf TV5 Monde hindeute.