CSU-Mann Markus Söder wurde in seinem Amt als Parteichef bestätigt. Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

CSU-Mann Markus Söder hat dem CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet den Rücken gestärkt. Gleichzeitig sorgte er mit einem Seitenhieb gegen das Gendern für Jubel.

Nürnberg - Markus Söder braucht nur ein paar Momente, bis er den CSU-Parteitag zum Jubeln bringt. Ein Satz genügt: „Wir wollen Armin Laschet als Kanzler haben statt Olaf Scholz oder Annalena Baerbock.“ Die CSU-Delegierten scheinen nur auf das Signal gewartet zu haben, dass sie beim Namen Laschet laut klatschen dürfen.

Ob die Liebesgrüße aus Bayern bei den Wählern nach den jüngsten Attacken aus der CSU auf Laschet als glaubwürdig verfangen, wird sich erst noch erweisen müssen - zumal bei sarkastischen Äußerungen Söders über das Gendern der Applaus mindestens genauso laut ausfällt wie der für das Laschet-Lob. Dass aus Oma und Opa nach den Freunden der möglichst geschlechtergerechten Sprache - „Ompa“ werden solle, spottet Söder im Stammtischjargon. „Haben wir in unserem Land nicht wirklich wichtigere Probleme?“ - da jubelt der Saal ebenfalls.

87,6 Prozent stimmen für Söder

Für die CSU ist es der erste Parteitag in Präsenz seit 2019, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Wären die Masken nicht und etwas größere Abstände zwischen den Plätzen, wäre es fast wie früher. Aber doch ist etwas grundlegend anders: Hier trifft sich eine Partei, der das schlechteste Bundestagswahlergebnis seit 1949 droht und zusammen mit der CDU der Gang in die Opposition.

Die schlechte Ausgangslage scheint den CSU-Delegierten gehörig aufs Gemüt geschlagen zu sein. Dies zeigt sich ausgerechnet bei der Wiederwahl ihres allgemein als CSU-Überfigur wie einst Edmund Stoiber oder Franz Josef Strauß wahrgenommenen Söders als Parteichef. Nur 87,6 Prozent bekommt Söder - weniger als die 91,3 Prozent, die er vor zwei Jahren erhielt.

Schlechte Stimmung an der CSU-Basis

Und angesichts von Umfragewerten, die ein CSU-Ergebnis von bundesweit unter fünf Prozent vorhersagen, scheint die Stimmung in der CSU tiefer im Keller, als es die Parteitagsstrategie erwartet hat.

Sieht die CSU-Basis also womöglich eine Mitverantwortung Söders an den schlechten Umfragewerten? Söder wird zumindest aus der CDU vorgeworfen, nach der gegen Laschet verlorenen Kanzlerkandidatur weiter Spitzen gegen den CDU-Chef gesetzt und diesen damit geschwächt zu haben. 

Oder sieht die CSU-Basis womöglich, dass auch bei der CSU in Berlin nicht alles rund gelaufen ist in der endenden Legislaturperiode. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer stand wegen des Maut-Debakels in der Dauerkritik. Der als Superminister für Inneres und Heimat in Berlin verantwortliche Horst Seehofer setzte offenbar auch für Söder zu wenig Akzente. Innenpolitisch lobte Söder nämlich die „große Leistung“ des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann - über Seehofer und dessen Wirken in Berlin kein Wort.

Söder warnt vor Linksrutsch

Aber womöglich wollen die CSU-Delegierten Söder mit dem durchwachsenen Wahlergebnis lediglich anschubsen für den Wahlkampfschlussspurt. Für diesen zeigt sich der CSU-Chef kämpferisch - er will für die Union in den zwei Wochen noch einen Wahlsieg erreichen, was nach seiner Lesart als historischer Erfolg zu werten wäre.

Söder warnt wie seit Tagen vor einem Linksrutsch. Außerdem warnt er, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz würde für den Fall eines Wahlsiegs „Schuldenkanzler“. Nachdem die CSU nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt noch laut über eine mögliche Deutschland-Koalition zusammen mit SPD und FDP auch im Bund nachgedacht hat, scheint Söder jetzt allein auf die Option einer Jamaika-Koalition zu setzen. Dabei zweifelt er aber, ob FDP-Chef Christian Lindner überhaupt noch mit der Union koalieren will.

Obwohl Söder so angriffslustig und wortgewaltig wie gewohnt auftritt, zeigen seine Zukunftsgedanken seine Sorgen, ob das Ruder noch herumzureißen ist. „Ich habe keinen Bock auf Opposition“, sagt der Nürnberger in seiner Heimatstadt. Helfen soll jetzt Geschlossenheit mit der CDU - vor dem Besuch Laschet am Samstag in Nürnberg bittet Söder um Applaus für den angeschlagenen Kanzlerkandidaten.