Ein Zeichen für mehr Toleranz und Vielfalt haben die Teilnehmer und Redner auf der CSD-Demo auf dem Ebinger Bürgerturmplatz gesetzt. Dabei kristallisierte sich auch die Bedeutung solcher Veranstaltungen heraus – gerade in ländlichen Regionen.
„Wir wollen das wunderschöne Gesicht Albstadts zeigen“, sagt Organisator Peter Demmer von der Jugendinitiative „#Immerwaslos“ zur Eröffnung der ersten Christopher Street Day-Kundgebung (CSD) nicht nur in Albstadt, sondern auch im gesamten Zollernalbkreis. Und der Ebinger Bürgerturmplatz, auf dem die Demo stattfand, war restlos mit Menschen gefüllt, die gemeinsam mit Demmer Gesicht und Flagge gezeigt haben – unter ihnen auch Finanzbürgermeister Steve Mall.
Fünf Redner hat die Initiative geladen, die mit ihren Ansichten, Meinungen und Erfahrungen ein Zeichen für mehr Toleranz und Vielfalt gesetzt haben. Den Anfang machte Samuel Schelle, der als transsexueller Pfarrer in der Öffentlichkeit bekannt ist.
Er möchte vor allem ein Zeichen in seiner Kirche setzen, denn: Queere Menschen hat es auch in der Kirchengeschichte schon immer gegeben. „Manch’ einer behauptet, wir missbrauchten das Symbol des Regenbogens aus dem Alten Testament. Aber das stimmt nicht: Gott hat diesen Bund mit allen Menschen geschlossen – und das vor jeder Religion oder wie sich selbst einer sieht.“ Zudem ist er überzeugt, dass es aller Menschen bedarf, um die Probleme in Gesellschaft und Kirche zu lösen.
„Que(e)rbeet-Tag“
Einen sicheren Hafen bieten Lena Mispelhorn und Giovanna Ciriello – Mispelhorn betreibt seit zwei Jahren das Queer Café in Balingen mit, Ciriello von der Offenen Jugendarbeit in Hechingen organisiert regelmäßig dort den „Que(e)rbeet-Tag“ mit. An beiden Orten finden aber Jugendliche einen „diskriminierungsfreien Raum, in dem sie sich auch mit queeren Menschen austauschen können“, sagt Mispelhorn.
Robin Mesarosch, SPD-Bundestagsabgeordneter für Zollernalb-Sigmaringen, erinnert sich an seinen besten Freund aus Frohnstetten, der als „schwul“ beschimpft wurde. „Die Leute erzählen immer, dass CSD-Demos ein Thema für große Städte sind“, sagt er. Dabei sei es gerade auch im ländlichen Raum ein Thema, und zwar egal, ob in Frohnstetten, Nusplingen, Onstmettingen oder anderswo. „Denn die Menschen, die da sind, wollen bleiben – und zwar so wie sie sind.“
Rollenbilder für Aufklärung
„Lasst uns Rollenbilder für die Aufklärung sein“, rief Roland Fritsch von der AIDS-Hilfe Tübingen-Reutlingen auf. Neben der Aufklärungsarbeit an Infoständen sowie in Schulen, Vereinen und auch Pflegeschulen ist das Thema sexuelle und mentale Gesundheit ein weiterer Kernbereich der Organisation. „Wir müssen dieses Versteckspiel beenden, damit wir alle ein gesundes Verhältnis zu Sex haben können.“
Florian Wahl, SPD-Landtagsabgeordneter, meint: So eine Veranstaltung wie die CSD-Demo in Ebingen hätte er in seiner Jugend vermutlich auch gebraucht – und betont gleichzeitig die Bedeutsamkeit solcher Veranstaltungen: „Wir müssen den vielen kleinen Florians, Daniels, Michelles und vielen anderen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Und wer weiß? Vielleicht traut sich schon am Montag einer, sich zu outen.“
Die Anwesenheit und Unterstützung von Bürgermeister Steve Mall weiß er sehr zu schätzen – mahnt aber auch: „Die Rechte queerer Menschen sind 365 Tage im Jahr ein Thema und eine Verpflichtung“, und er hofft, dass auch in Albstadt ein nachhaltiges Zeichen gesetzt werden kann.
Neben den Redebeiträgen gab es auch zwei interaktive Beiträge – genauer gesagt: Gewinnspiele – bei denen die vielen Gäste selbst gefragt waren. Beim ersten Gewinnspiel gewannen jene, die den weitesten Anreiseweg nach Albstadt hatten – gewonnen hatte hier eine Gruppe, die eigens aus Berlin gekommen war. Aber auch Gäste aus Frankfurt und Stuttgart waren zugegen.
Sieger sind am Ende alle
Der zweite Wettbewerb drehte sich um die schönsten gebastelten Plakate. Von „Fck Nazis – keinen Millimeter nach rechts“ über „Who the Duck cares – Love is Love“ oder auch „Mama für bunte Lebenswege“ und viele weitere Sprüche waren auf diesen zu lesen. Den Gewinner sollte das Publikum per Applaus bestimmen – dieser fiel aber schlussendlich für alle so laut aus, dass alle Kreativen zu Siegern gekürt wurden.