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Methamphetamin mit dem Szenenamen Crystal Meth gilt als die gefährlichste Droge der Welt.

Stuttgart - Crystal Meth ist eine der erfolgreichsten Drogen unserer Zeit. Nicht neu, aber außerordentlich gefährlich. Vor allem "junge Frauen mit Schlankheitswahn" tappen in die Drogenfalle, berichtet Matthias Bastigkeit auf Medizin.de. Und Sandra Clemens vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden sagt: "Methamphetamin ist die Droge mit den größten Steigerungsraten des vergangenen Jahres". Es gebe eine Steigerung von 76 Prozent bei auffälligen Erstkonsumenten, und die Menge an beschlagnahmtem kristallinem Methamphetamin sei 2010 so hoch gewesen wie nie zuvor.

Bei dieser Droge handelt es sich um "eine Art Mehrfach-Konzentrat von Speed", schreibt FAZ-online, "chemisch gesehen ein Methamphetamin, das unter den Namen Meth, Glass, Ice, Pico oder Crank gehandelt wird". Neu ist es nicht. 1919 wurde Methamphetamin in Japan hergestellt. In den 30er Jahren ersetzte Amphetamin das Kokain als Aufputschmittel. Im Zweiten Weltkrieg wurde das methamphetaminhaltige Perventin Piloten der Luftwaffe gegen Angst und Müdigkeit verabreicht. 1941 wurde die Substanz als Betäubungsmittel eingestuft. Seit 1955, schreibt Matthias Bastigkeit in seinem Aufsatz, nahm die Verbreitung der Droge um 40 Prozent zu. Heute würden in einigen Landstrichen 70 Prozent der Straftaten im Crystal-Rausch verübt.

Meth ist ein hartes Aufputschmittel

In den USA ist Crystal Meth seit den 90er Jahren "ein großes medizinisches und soziologisches Problem". Anders als das teure Kokain ist das eher erschwingliche Methamphetamin nicht als Droge für die Reichen in den großen Städten, sondern "eher in der verarmten weißen Mittelschicht des amerikanischen Heartland verbreitet" (FAZ-online). Der republikanische Kongressabgeordnete Tom Osbourne nannte sie schon vor einigen Jahren "die größte Bedrohung Amerikas, und das schließt Al Qaida mit ein" .

Meth ist ein hartes Aufputschmittel. Man kann es rauchen (Dämpfe inhalieren), schlucken, schnupfen oder spritzen. Es blendet Hunger und Müdigkeit aus und beschleunigt scheinbar das Denk- und Lernvermögen. Konsumenten schätzen auch die sexuelle Stimulation. Diese Droge schaltet Angstgefühle aus, womit ein Gefühl unwahrscheinlicher Stärke einhergeht.

Crystal bewirkt in Wirklichkeit nichts Gutes, es hat wie jede Droge zahlreiche Nebenwirkungen. "Hohe Dosierungen können Aggressionen und Zustände geistiger Verwirrung nach sich ziehen. Eine der zahlreichen Nebenwirkungen: Es unterdrückt den Speichelfluss, was bei regelmäßigem Konsum Karies zur Folge hat. Außerdem belastet Crystal den Kreislauf extrem. Der körperliche Abbau der Konsumenten vollzieht sich erschreckend rasch: "Sie scheinen innerhalb von Monaten um Jahre zu altern" (Matthias Bastigkeit).

Ähnlich wie Kokain, nur um ein Vielfaches stärker

Billig ist die oftmals aus Osteuropa stammende Droge nicht. Aber verglichen mit anderen Drogen relativ einfach herzustellen. Das macht sie attraktiv für Betreiber illegaler Drogenlabore. Chemische Grundkenntnisse reichen, um aus frei verkäuflichen Zutaten ein paar Gramm selbst zu produzieren. Im Jahr 2010 stellte die Polizei insgesamt 16 illegale Labore sicher - sieben davon in Baden-Württemberg. In allen wurde auch Methamphetamin gekocht.

Methamphetamin ist ein starkes Psychostimulantium. Die Droge stimuliert das Belohnungszentrum. Ähnlich wie Kokain, nur um ein Vielfaches stärker. Durch den Wirkstoff wird im Gehirn Dopamin und Noradrenalin ausgeschüttet. Dopamin aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Entwicklungsgeschichtlich gesehen ist das Belohnungssystem sehr alt. Es spricht auf überlebensnotwendige Reize wie Essen oder Sex an.

Allerdings sind die "natürlichen" Dopaminausschüttungen relativ gering. "Beim Sex werden etwa 200 Einheiten Dopamin ausgeschüttet. Ähnlich wirken die legalen Substanzen Alkohol und Nikotin", erklärt Richard A. Rawson, Professor für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften. Konsumiert man jedoch Methamphetamin, schüttet das Gehirn etwa 1250 Dopamin-Einheiten aus. "Dies führt zu extremer Euphorie und einem Gefühl, dass keiner der Konsumenten vorher je gekannt hat" (Rawson).

Forscher um Lijie Sun von der University of Illinois konnten in Versuchen an Fruchtfliegen vor kurzem nachweisen: Crystal Meth macht nicht nur high. Es verändert das Erbgut sowie die Struktur von Proteinen. Seine schädliche Wirkung mache die Droge zu einem "nahezu perfekten Gift" (PLoS ONE).