Matthias Raibles „Sound, Light and More“ hat sich selbst übertroffen beim achten Crossover-Konzert mit „Südlich von Stuttgart“ und Kantor Steffen Mark Schwarz in der Martinskirche. Einen ganz kleinen Schnitzer haben sie damit wieder wett gemacht.
Vor Überraschungen sind die Besucher der Crossover-Konzerte in der Martinskirche nie gefeit, darunter sogar „Erstlinge“, die „Glück hatten, dass Sie ’ne Karte ergattert haben“, wie Thorsten Rach, Vorsitzender des Fördervereins Martinskirche, in seiner launigen Begrüßung erfreut zur Kenntnis nahm.
Dass die Kirche restlos ausverkauft war und die – anonymen – Sponsoren wieder gespendet hatten, bringe den Förderverein einen großen Schritt weiter zum neuen Dach, freute sich Rach. Und die Zuhörer bekamen etwas für ihr Eintrittsgeld – vor allem eine fantastische Laser-Show zur Toccata und Fuge d-Moll von Johann Sebastian Bach, mit der Kantor Steffen Mark Schwarz an der Rensch-Orgel einen Knalleffekt auslöste. Dafür legte Matthias Raible, einst Erfinder der Crossover-Konzerte, selbst Hand an, und machte den einzigen Schnitzer von „SLAM“, den kurzen Ausfall eines Mikrofons, zehnfach wett.
Die Bandbreite an Farben ist unglaublich groß
Schwarz glänzte im Zusammenspiel mit dem Hornisten Philipp Römer, der mit dem ersten Satz aus Georg Philipp Telemanns Sonate b-Moll aber auch solo brillierte, und mit den Stargästen am Mikrofon: Sopranistin Natalie Karl und Tenor Matthias Klink.
Der kam als Blues-Gitarrist aus der Kulisse und sang sich zusammen mit dem Publikum warm, ehe er seine unglaubliche Bandbreite an Stimm-Farben voll ausspielte: Ob „God Only Knows“ von den Beach Boys, „Penny Lane“ von den Beatles, „Pamela“ von Toto, Stings „Every Breath You Take“ oder „Libiamo, ne’ lieti calici“ aus „La Traviata“: Klink spazierte spielerisch durch alle musikalischen Genres und sang mit seiner Frau ein wunderschönes Duett, „Notturno“ aus Gaetano Donizettis „Don Pasquale“ zum Orgelspiel.
Als vielseitig an den Instrumenten erwiesen sich Christoph Beck, der Saxofon und Querflöte zauberhafte Töne entlockte, Herbert Wachter als Meister der Percussion, Jan Reinelt an den Keyboards, der auch dem Funk zu seiner Berechtigung verhalf, und Johannes Killinger, der neben E-Bass auch Kontrabass spielte – mit dem Bogen: Die „Hymne à l’Amour“, mit der Annette Kienzle einen stimmgewaltigen Auftritt hatte, war ganz großes Kino.
Ein Knüller mit viel Gefühl
Die Stamm-Sängerin von „Südlich von Stuttgart“ hatte mit Natalie Karl ein wahres Gipfeltreffen, brillierte die Sopranistin doch nicht nur solo, etwa mit „Io son L’Umile ancella“ von Francesco Cilea, sondern auch mit Kienzle: „You Are The Reason“ war ein solch phänomenales Pas-de-deux.
Völlig überqualifiziert sind beide eigentlich als Background-Sängerinnen, stellten sich aber dennoch in den Dienst der guten Sache, als Klaus Wagenleiter – bekannt als Meister am Klavier – „Alone Again, Naturally“ und Christian Baumgärtner, Schlagzeuger und Gründer von „Südlich von Stuttgart“, „In The Ghetto“ sangen.
Ein wahrer Knüller freilich war Ralf Gugel als Sänger bei Chris Reas „Fool If You Think It’s Over“ – und als Gitarrist den ganzen Abend lang: Mit gefühlvollen Bridges krönte er fast jedes Stück.
Zum Mittanzen wollten sich am Schluss nicht alle im Publikum hinreißen lassen, auch wenn Michael Jackons „Rock With You“ dazu beste Gelegenheit bot und die Damen am Getränkestand um Mesnerin Aksana Kauerhof es schwungvoll vormachten. Nach gut zwei Stunden klang das Gesamtkunstwerk „Crossover“ mit „Scarborough Fair“ sacht aus und endete mit stehend applaudierenden Fans – jenen Glücklichen, die eine Karte ergattert hatten.