Die Frage ist berechtigt: Könnte ein Geimpfter, aber mit dem Corina-Virus infizierter Krankenhausbesucher das Virus einschleppen, wenn er sich nicht vorab testen lassen muss? Das jedenfalls befürchten einige Leser, die sich an uns gewandt haben. Wir haben bei der Helios-Klinik nachgefragt, wie sie die Lage bewertet.
Kreis Rottweil - 3G im Krankenhaus. Was für den Friseurbesuch oder das Theater gilt, geht einigen beim Besuch Angehöriger im Krankenhaus nicht weit genug. Die Befürchtung, dass auch gegen das Coronavirus Geimpfte oder Genesene das Virus einschleppen und somit Patienten gefährden könnten, ist groß. So auch bei einigen unserer Leser, die sich deshalb an uns gewandt haben.
Immer wieder ist von sogenannten Impfdurchbrüchen zu lesen. Auch Menschen, die vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, können sich trotzdem infizieren, wenngleich eine Erkrankung dann meist milde verläuft. Wie ansteckend diese geimpften Infizierten sind, darüber gibt es derzeit keine abschließenden Studien. Wenngleich das Robert-Koch-Institut hierzu im August erklärte, dass die Impfung das Risiko einer Virusübertragung in dem Maß reduziere, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen.
Abstand und Hygiene
Wird die Gefahr also bei geltender 3G-Regel in sensiblen Bereichen wie etwa im Krankenhaus unterschätzt?
Wolfgang Heinz, Chefarzt der Inneren Medizin in der Rottweiler Helios-Klinik und Infektiologe, erlebt die Pandemie an vorderster Front und gibt Entwarnung. Die Krankenhäuser sorgten dafür, dass Übertragungen des Virus vermieden werden. Schlüssel jenseits von 3G seien striktes Abstand halten, strikte Maskenpflicht und Handhygiene. "Die bewährten strengen Sicherheitsmaßnahmen gelten für alle, egal ob geimpft, genesen oder getestet. Sie gelten zusätzlich zu den 3G-Regeln", betont Heinz. Hinzu kämen weitere Stellschrauben wie Isolationen von Verdachtsfällen und Erkrankten sowie zusätzliche Schutzmaßnahmen für besonders sensible Bereiche.
Schwere Verläufe
Was die immer noch lodernde Impfdebatte angeht, zeichnet Heinz ein deutliches Bild. "Nach vollständiger Impfung sind Menschen gut vor einer Infektion mit dem Corona-Virus geschützt. Sollte es dennoch zu Infektionen kommen, so genannte Impfdurchbrüche, dann sind schwere Krankheitsverläufe extrem selten", so Heinz. Ganz anders liege da der Fall bei den Ungeimpften. "Schwere Verläufe sehen wir nach wie vor bei ungeimpften Menschen. So sind unsere intensivpflichtigen Covid-Patienten bisher fast ausschließlich Ungeimpfte."
Die gute Nachricht: Stand Mittwoch, 6. Oktober, befindet sich kein Patient mit Covid-19 auf der Rottweiler Intensivstation. Stationär werden von 95 Patienten sechs wegen Covid-19 behandelt.
Nur zwei Besucher
Was für die Beschäftigten an der Helios-Klinik gelte, sei auch auf die Besucher übertragbar. Wer in die Klinik komme, müsse einen medizinischen Mund- und Nasenschutz tragen und Abstand halten. "Bei Besuchen auf der Intensivstation oder in der Geriatrie ist eine FFP2-Maske erforderlich", erklärt Heinz. Wegen der einzuhaltenden Abstände seien derzeit pro Patient nicht mehr als zwei Besucher gleichzeitig erlaubt. Und: "Menschen mit Erkältungssymptomen – egal ob geimpft oder nicht – wird der Zugang in unsere Klinik verwehrt."