Vom Impfstoff gibt es zu wenig, um zügig zu impfen. Foto: Michael/dpa

Erste Heimbewohner geimpft. Infektionsgeschehen in Heimen beruhigt sich. EDV-Anlage auf letzten Drücker. 

Die Infektionswerte im Kreis sind nach Weihnachten gefallen, die Inzidenz erreicht inzwischen ein Niveau von 98,7. Ob der Wert das reale Infektionsgeschehen wiedergibt? Darüber herrscht keine Klarheit. Indessen werden die ersten Kreisbewohner geimpft. Und offenkundig mangelt es an Impfstoff.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Kreis Rottweil - Fünf Teams des zentralen Impfzentrums haben sich am Dienstagmorgen auf den Weg nach Schiltach gemacht. Im dortigen Seniorenheim, dem Gottlob-Freithaler-Haus, werden 182 Personen – Heimbewohner und Mitarbeiter – geimpft. Eine weitere Alteneinrichtung im Kreis Rottweil soll in der kommenden Woche folgen, informiert die Kreisverwaltung in einem Gespräch mit Medienvertretern am Dienstagvormittag.

Landrat ist "vorsichtig optimistisch" 

Schwierige Vorbereitung – Dass nicht mehr geimpft wird, liegt den Angaben von Thomas Seeger, dem Leiter des Kreisordnungsamts, daran, dass zum einen der Impfstoff knapp, zum anderen die Vorbereitung in den Heimen aufwendig sei. Zudem erschwere das zum Teil hohe Infektionsgeschehen in den Heimen das Impfen. Infizierte Bewohner und Mitarbeiter kommen demnach für eine Impfung erst in Frage, wenn sie wieder gesund sind.

Gerade die Heime bereiteten den Verantwortlichen in den vergangenen Wochen große Sorgen. Inzwischen zeichnet sich jedoch eine Verbesserung der Lage ab. Das ist den Ausführungen von Landrat Wolf-Rüdiger Michel zu entnehmen. Noch in der 50. Kalenderwoche habe man 69 Neuinfektionen bei den Heimbewohnern und 39 positive Testungen bei den Mitarbeitern registriert. Eine Woche darauf stieg die eine Zahl gar auf 83, um seither abzunehmen. Zuletzt infizierten sich in einer Woche 21 Bewohner und 13 Mitarbeiter neu mit dem Coronavirus.

Lesen Sie auch: Jetzt hängt alles an der Impfstoff-Lieferung

"Vorsichtig optimistisch" gibt sich der Landrat und mahnt: "Wir müssen wachsam sein."Aktuelle Lage – Noch weiß die Landkreisverwaltung das aktuelle Infektionsgeschehen nicht richtig einzuschätzen. Der Inzidenzwert an Neuinfektionen ist zwar in den vergangenen Tagen weiter gesunken. Kurz vor Weihnachten hatte er einen negativen Spitzenwert von 400 erreicht, weshalb Präsenzgottesdienste über die Feiertage allesamt abgesagt worden waren. Michel und die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Petra Sostak, verweisen jedoch auf Feiertage und Ferien und eine geringere Aktivität in den Laboren. Ab der kommenden Woche wird mit verlässlicheren Zahlen gerechnet.

Landrat warnt: "Wir müssen wachsam sein"

Mit voller Wucht – Dabei zeigt sich die zweite Infektionswelle als viel stärker als die erste. Die zweite Welle habe "unheimlich viel Leid und Elend über die Menschen gebracht", sagt Landrat Michel. Er verweist auf 13 Tote allein in einer Woche im Kreis. Sostak spricht davon, dass die jetzige Welle vier- bis fünfmal so stark ausfällt als die erste. Landrat Michel begrüßte daher eine Verlängerung des Lockdowns bis Ende Januar. Selbst ein Inzidenzwert von 50 könne "brandgefährlich" werden. Es dürfe keinen Jo-Jo-Effekt geben. Durch das Impfen erwarte er eine Entspannung des Pandemiegeschehens in einigen Monaten.

Am Dienstag werden 28 neue positive Corona-Ergebnisse bekannt gegeben, insgesamt sind nun 3847 Menschen positiv getestet, 180 Fälle aktiv. Es gibt einen weiteren Todesfall: Es handelt sich um einen Mann im Alter von Anfang 70. Insgesamt starben 112 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19.Das Kreisimpfzentrum in der Stadthalle Rottweil ist baulich soweit fertiggestellt, sagt der dafür zuständige Kreisbrandmeister Nicos Laetsch. "Wir haben unsere Aufgaben erfüllt." Täglich würden die Abläufe durchgesprochen und an der einen oder anderen Stelle optimiert. Derzeit finden noch kleine, organisatorisch erforderliche Arbeiten, wie zum Beispiel die Beschilderung, statt.

Doch noch fehlt es an der notwendigen EDV-Ausrüstung, um auch die Impf-Termine vergeben zu können. Die Anlage stellt das Land zur Verfügung und wird erst für den 13. Januar erwartet. Getestet wird die EDV am 15. Januar. Nicht nur die Technik stellt sich als Hemmschuh für ein zügiges Impfen im Kreis heraus. Auch mangelt es an Impfstoff, so sind die Äußerungen von Landrat Michel und Ordnungsamtsleiter Seeger zu verstehen, die im Gespräch wiederholt auf eine gerechte und solidarische Verteilung der geringen Anzahl an Impfdosen verweisen, weshalb weniger Impfstoff dem Kreis zukommt und auch deswegen bislang nur in einem Heim geimpft wird.

Nur die Hälfte könne geimpft werden

Die Bereitschaft unter den Ärzten, das Kreisimpfzentrum zu unterstützen, ist hoch, zeigt sich der Landrat erfreut. Laut Seeger hätten sich 170 Mediziner im Kreis bereit erklärt, Dienste zu übernehmen.

Die Herausforderung sei es nun, einen passenden Dienstplan zu erstellen. Laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sind zunächst Menschen dran, die 80 Jahre alt und älter sind. Zudem soll medizinisches Personal geimpft werden in einem Verhältnis von vier zu eins. Impfstoff – Laut aktueller Aussage des Sozialministeriums stehen etwa 1000 Impfdosen pro Woche zur Verfügung, teilt das Landratsamt mit. Jedoch könne jeweils nur die Hälfte geimpft werden, um die zweite Impfung nach 21 Tagen sicherzustellen. Bis zu neun Kabinen werden im Kreisimpfzentrum zur Verfügung stehen, heißt es weiter.

Am 15. Januar soll das Kreisimpfzentrum geöffnet werden. In einem 15- bis 20- minütigen Rundgang soll an diesem Tag der zu durchlaufende Ablauf von der Anmeldung bis zur Impfung erklärt werden, so das Landratsamt. Nach der Einlasskontrolle erfolge anschließend die Registrierung. Danach stehe für die impfbereiten Personen ein Informationsfilm bereit. Nach der persönlichen ärztlichen Aufklärung sollen die Personen letztlich geimpft werden. Nach den Vorgaben des Sozialministeriums folgen nach der Impfung weitere 30 Minuten im Ruhebereich.

Da für eine Vollauslastung des Impfzentrums derzeit nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, wird das Kreisimpfzentrum mit einer Öffnungszeit von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr beginnen. Abhängig vom zugeteilten Impfstoff wird die Öffnungszeit weiter ausgeweitet auf eine Impfzeit an sieben Tagen die Woche von 7 bis 21 Uhr im Zweischichtbetrieb, informiert das Landratsamt.

Kritik – Der Zeitverzug beim Impfen stößt auf Kritik. So fordert beispielsweise die CDU-Seniorenunion eine bessere Organisation von Impfterminen, da die Abläufe noch nicht reibungslos verliefen, äußert der Kreisvorsitzende Karl Heinz Glowalla. Der Verweis auf eine Online-Anmeldung sei für Senioren in der Regel praxisuntauglich. Laut Glowalla müsse es heutzutage möglich sein, bestimmte Altersgruppen der Bevölkerung schriftlich, zielgerichtet und zeitnah zu informieren und eine funktionstüchtige Hotline zur Verfügung zustellen. Die Seniorenunion fordert die Landkreisverwaltung deshalb auf, wichtige Termine wie den genauen Impfbeginn schnellstmöglich bekannt zu machen.