Die Krankenhäuser ächzen nicht nur wegen der vielen Patienten, sondern auch wegen coronabedingten Personalausfällen. Foto: dpa/Daniel Karmann

Erstmals seit Wochen sinken die Infektionszahlen im Wochenvergleich. Das ist dringend nötig: Die Lage in den Intensivstationen und Notaufnahmen ist besorgniserregend.

Zwei Monate lang sind die per Labortest bestätigten Corona-Infektionszahlen (und die unbemerkten oder nicht bestätigten Infektionen) angestiegen. Diese Woche registriert das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Trendwende – die Fallzahlen sinken wieder, ebenso der Anteil positiver PCR-Tests. Zwar schreibt das Institut in seinem Corona-Wochenbericht, dass „mögliche Nachmeldungen in den nächsten Wochen aufzeigen werden, ob sich dieser Trend bestätigt“. Doch die Tendenz ist klar: Die Sommerwelle klingt langsam ab. Dazu tragen die Schulferien bei, die aktuell im ganzen Bundesgebiet gelten.

Der Rückgang der Infektionszahlen lässt hoffen, dass sich in der Folge auch die Situation in den Krankenhäusern entspannt. Laut Daten der Intensivmedizinervereinigung Divi steigt die Zahl der Covid-Intensivpatienten. Zugleich ist die Zahl betreibbarer Intensivbetten auf den zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie gesunken – nur während der Deltawelle im Winter 2021/22 waren weniger Betten frei.

Krankenhäuser in Not

Zwar nimmt die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-Patienten weiter stark zu. Das ist jedoch nicht der einzige Grund für die Lage in den Kliniken. Drängender ist der coronabedingte Personalausfall. Nicht einmal jede dritte Intensivstation kann laut Divi derzeit im regulären Betrieb arbeiten. 100 Prozent der 40 Notaufnahmen, die ihre Betriebssituation an die Notfallmedizinergesellschaft Dgina melden, berichten von coronabedingten Personalausfällen. Vier von fünf melden eine erhöhte Auslastung, etwa jede fünfte sogar Überlastung.

Weiterhin leiden sehr viele Menschen an Atemwegserkrankung. Laut RKI-Schätzung liegt der Wert aktuell dreimal so hoch wie in den vier Jahren davor – nämlich bei rund 4600 Erkrankten je 100 000 Einwohner. Einer von zwanzig Menschen ist derzeit also an den Atemwegen erkrankt. Typischerweise steigen die Werte im September deutlich an. Es bleibt abzuwarten, ob das aktuell hohe Niveau dann nochmals übertroffen wird.

Centaurus spielt noch keine Rolle

Viel wird davon abhängen, ob sich im Herbst eine neue Variante durchsetzt – und welche Eigenschaften sie hat. Derzeit bestimmen die Omikron-Varianten BA.5 sowie eingeschränkt BA.4 und BA.2 das Infektionsgeschehen. Daneben „treten sporadisch auch Rekombinanten verschiedener Omikron-Virusvarianten auf“, schreibt das RKI im Wochenbericht. Daneben wird die BA.2-Sublinie BA.275 („Centaurus“) explizit erwähnt, die sich derzeit etwa in Indien stark ausbreitet. Sie ist in der bundesweiten Stichprobe bislang erst vier Mal identifiziert worden.