Die Corona-"Spaziergänger" waren am Montagabend nicht als Einzige in Rottweil unterwegs. Ihnen stellten sich Bürger, formiert zu einer stillen Mahnwache, entgegen. Ein deutlich lauteres Echo lieferten einige Klepfer in der Oberen Hauptstraße.
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Rottweil - Während die Inzidenzzahlen im Kreis Rottweil weiter steigen, nimmt auch die Zahl derer, die sich als Protest gegen die pandemiebedingten Einschränkungen an den Coronaspaziergängen beteiligen, stetig zu. Geschätzt an die 1400 Menschen - so die Schätzung der Polizei - strömten am Montagabend wieder von allen Seiten in die Stadt und trafen sich am Alten Rathaus zum wöchentlichen Corona-"Spaziergang".
Jedoch waren sie diesmal nicht allein. Stadträtin Elke Reichenbach (SPD + FFR) und der Bürger Peter Bruker hatten eine Mahnwache als Gegendemonstration organisiert und angemeldet. Die rund 20 Teilnehmer – die Zahl wurde laut Bruker absichtlich klein gehalten – standen in einem abgesperrten Bereich, das den oberen Teil der Fußgängerzone vom unteren Teil abschnitt, trugen regelkonform FFP2-Masken und hatten Kerzen zur Erinnerung an die 235 an und mit Corona Verstorbenen entzündet.
Kerzen und Schilder
Dazu hielten sie Schilder hoch, auf denen unter anderem "Impfen statt schimpfen" und "Gemeinsam die Pandemie bekämpfen" stand. "Wir wollen damit die Innenstadt, das Wohnzimmer Rottweils, zurückerobern und den illegalen Spaziergängen etwas entgegensetzen", so Bruker. Es werde nicht die letzte Aktion dieser Art sein, kündigte er an.
Die Teilnehmerzahl an den Corona-Spaziergängen in Rottweil ist in den vergangenen Wochen immer weiter angestiegen. Kürzlich hatte ein Bürger die Stadtverwaltung dazu aufgerufen, die unangemeldeten Demonstrationszüge zu verbieten. Oberbürgermeister Ralf Broß hatte darauf erklärt, dass kein Verbot erlassen werde. Das Versammlungsrecht sei ein hohes Gut, und die Versammlungen seien bisher friedlich verlaufen. Zudem könne die Polizei nicht die erforderlichen Kräfte zur Verfügung stellen, um ein Verbot umzusetzen.
Stattdessen wollte die Stadtverwaltung an die Bürger appellieren und ließ dafür ein großes Banner mit der Aufschrift "Corona ist kein Spaziergang" am Alten Rathaus aufhängen. Man setze auf den gesunden Menschenverstand, hieß es.
Polizei mit deutlich mehr Einsatzkräften vor Ort
Neben dieser Aktion der Stadtverwaltung und der Mahnwache durch die Bürger gab es noch eine Reaktion von närrischer Seite. So war über die sozialen Netzwerke dazu aufgerufen worden, sich ebenfalls um 18 Uhr in der Oberen Hauptstraße zu treffen und das Virus "d’Stadt naus" zu klepfen. Einige waren diesem Aufruf gefolgt und verschafften sich unterhalb des Schwarzen Tors mit ihren "Goaßln" Aufmerksamkeit.
Die Polizei hatte auf die Ankündigung der Gegenreaktionen mit einer sichtbaren Verstärkung in Sachen Personal reagiert, die durch eine Vielzahl an Polizeiautos an prominenten Stellen verdeutlicht wurde. So begleiteten laut Polizeisprecher Jörg Kluge rund 30 Einsatzkräfte die Demonstration. Zusätzlich war eine nicht näher definierte Anzahl an Bereitschaftspolizisten vor Ort. Mit Lautsprecherdurchsagen erinnerten sie die "Spaziergänger" an Abstand und das Maskentragen.