Trotz der Corona-Pandemie konnte das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mehr 110 000 Gäste in der kurzen Saison 2020 von fünfeinhalb Monaten begrüßen. Foto: Freilichtmuseum Foto: Schwarzwälder Bote

Rodelbahn verliert 20 Prozent von Jahresumsatz. Freilichtmuseum zufrieden mit Besucherzahlen.

Gutach - Die Gutacher Freizeiteinrichtungen haben zum vergangenen Wochenende schließen müssen oder planmäßig geschlossen. Eine Saison, die die Betreiber vor ungeahnte Herausforderungen gestellt hat, ist zu Ende gegangen.

"Es war ein außergewöhnliches Jahr", blickt Pamela Groll, Geschäftsführerin der Rodelbahn in Gutach, zurück. Der erste Lockdown sei sehr schmerzhaft gewesen. Alle Unternehmen seien betroffen gewesen. "Wir haben 20 Prozent des Jahresumsatzes verloren", zieht Groll Bilanz. Die sonnigen Tage während des Lockdowns und Ostern – all das sei nicht aufzuholen gewesen, berichtet Groll.

In den anschließenden stärkeren Monaten seien die Kapazitäten ausgelastet gewesen. "Die Schlangen waren zwar länger, aber mehr als fahren geht nicht", so Groll.

In den schwächeren Monaten wurde zwar etwas aufgeholt, aber das habe nicht gereicht. Die Rodelbahn habe nun planmäßig geschlossen, auch ohne den zweiten Lockdown. Aber es habe durchaus Überlegungen gegeben, die Saison zu verlängern.

Im kommenden Jahr werde sich die Szenerie verändern, es werde Gewinner und Verlierer geben. "Wir sind Verlierer, auch wenn de Bedrohung nicht existenziell ist", so Groll. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren glücklicherweise konservativ gewirtschaftet, es seien Rücklagen da, an die gehe es jetzt. Jede Woche des Lockdowns habe "richtig Geld gekostet."

Dankbar ist Groll für den Einsatz von Landrat Frank Scherer: "Er hat am Anfang richtig Gas gegeben". Groll kann Vergleiche ziehen, das Unternehmen hat in Deutschland zehn Freizeiteinrichtungen. "Es gibt andere Landkreise, da wurde nicht mal kommuniziert", informiert die Geschäftsführerin der Gutacher Rodelbahn.

Auch für das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof endete am vergangenen Wochenende die Saison. Laut einer Pressemitteilung des Museums zeigt die Einrichtung dabei ein Saisonergebnis vor, das sich unter Pandemie-Bedingungen sehen lassen kann: Mehr als 110.000 Besucher und damit mehr als die Hälfte der Besucher des Vorjahrs konnte der Vogtsbauernhof vom 10. Mai bis zum 1. November begrüßen.

"Wir sind mit diesem Saisonergebnis mehr als zufrieden, denn die Zahlen sind besser als erwartet. Wir befinden uns damit an der Spitze der deutschen Museumslandschaft", zieht Geschäftsführerin Margit Langer Bilanz. "Und dies, obwohl unsere Zahlen im Gruppenreisebereich und bei den Schulklassen um fast 95 Prozent auf gerade einmal 4000 anstelle der üblichen rund 65 000 Besucher eingebrochen sind."

Auch die vielen ausländischen Gäste, die in der Regel nahezu 35 Prozent der Besucheranteile ausmachen, haben gefehlt. Anstatt der knapp 80 000 Besucher aus aller Welt sind 2020 rund 10 000 Gäste, insbesondere aus Frankreich, aus der Schweiz und den Niederladen, in den Vogtsbauernhof gekommen. Von Juli bis September hat das Museum vom belebten Inland- und Tagestourismus profitiert und die Besucherverluste teilweise kompensiert. Mit seinem Angebot hat es vor allem zahlreiche junge Familien mit Kindern aus Deutschland und der Region erreicht.

Online-Veranstaltungen als Alternative

Mit einer Verzögerung von sechs Wochen und mit einem umfassenden Hygiene- und Organisationskonzept hat das Freilichtmuseum am 10. Mai den Betrieb aufgenommen und bis zum offiziellen Saisonschluss erfolgreich durchgeführt. Alle historischen Museumsgebäude konnten geöffnet werden, das Jahresprogramm fand anders als geplant und ohne Großveranstaltungen statt.

Mit neuen und angepassten Programm- und Veranstaltungsformaten sowie digitalen Angeboten wie der Vogtsbauernhof-App ist es dem Freilichtmuseum gelungen, seinen Gästen trotz der Einschränkungen einen informativen und erlebnisreichen Museumsaufenthalt zu ermöglichen.

Neue Wege ist der Vogtsbauernhof auch mit seinem Online-Veranstaltungsprogramm gegangen, das Sonderführungen und Handwerksvorführungen, eine Sagen-Lesung, ein gestreamtes Live-Rock-Konzert oder einen Museums-Krimi umfasste.

Zwei Sonderausstellungen mit Werken regionaler Künstler wie des bekannten Schriftstellers José Oliver oder des Künstlernetzwerks "Kosmos Schwarzwald" rundeten das Angebot ab. Gut angenommen wurden die museumpädagogischen Mitmachangebote für Familien und Kinder, die jeden Sonntag sowie täglich in den Ferien stattfanden und regelmäßig ausgebucht waren. "Wir sind auch mit Einschränkungen und Notlösungen ein schönes, lebendiges Museum geblieben. Wir mussten uns nicht verbiegen und nicht neu erfinden. Vielleicht sind sogar, in der Vermittlung wie im Digitalen, gute Dinge entstanden, die wir sonst gar nicht versucht hätten", führt der Wissenschaftliche Leiter Thomas Hafen aus. Die Vorbereitungen für die Saison 2021 laufen an. Geplant ist ein Programm, das mit einer Sonderausstellung und speziellen Programmen das Landleben fernab der Städte in den Fokus rückt.

Auch eine Neuinszenierung der Räumlichkeiten des historischen Vogtsbauernhofs von 1612 mit neuen Erkenntnissen zur Bewohnergeschichte wird nach dem Prinzip des "Storytellings" umgesetzt. Die Vogtsbauernhof-App wird zudem um eine Audio-Tour mit den heimischen Dialekten der Herkunftsregionen der Museumsgebäude erweitert.

Die Saison 2021 beginnt im Museum am 28. März. Der Weihnachtsmarkt am dritten Adventswochenende entfällt . Ein Online-Weihnachtsmarkt wird auf der Museums-Homepage in der Adventszeit angeboten. Das Jahresprogramm 2021 wird kurz vor Saisonstart im März veröffentlicht.

Der "Park mit allen Sinnen" hat die Saison bereits am 25. Oktober beendet. Trotz des Lockdowns hatten am Ende trotz allem fast 30.000 Besucher und somit circa acht Prozent mehr als im Vorjahr den Park (wir berichteten).