Rund 900 Gegner der Corona-Maßnahmen sind in zwei Demonstrationszügen durch die Innenstadt von Ebingen gezogen. Eine Protestaktion war angemeldet. Die zweite Versammlung war nicht angemeldet. Verschiedene Strafverfahren sind deshalb eingeleitet.
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Albstadt-Ebingen - Sonntagmittag in der Innenstadt von Ebingen: Die Szenerie gleicht den Bildern an den vergangenen Sonntagen. Doch ist es zunächst anders. Denn zum ersten Mal marschiert ein angemeldeter Demonstrationszug gegen die Corona-Maßnahmen durch die Straßen. Und dann sind sie doch da – in einem Gegenzug auf den Gehwegen: die Corona-"Spaziergänger". Vor dem Bahnhof begegnen sich beide Menschenansammlungen und beklatschen sich.
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Trommeln, Tröten, Pfeifen sind zu hören auf dem Platz vor dem Ebinger Rathaus. Dort treffen sich die Corona-Protestanten zu ihrer Kundgebung und ihrem Marsch durch die Innenstadt. Versammlungsleiter Jürgen Ostrcil, ausgestattet mit Megafon und Ordnerbinde, zeigt sich ein wenig enttäuscht, dass sich offensichtlich nicht so viele Teilnehmer eingefunden haben: "Das muss sich einspielen." Diesmal haben die Veranstalter im Vorfeld in einem Kooperationsgespräch mit der Stadtverwaltung und der Polizei den Protestzug angemeldet und den Umzugsweg festgelegt. "Damit sind wir rechtlich auf der sicheren Seite und niemand wird verhaftet", betont der Versammlungsleiter. "Wir wollen unseren Ärger kundtun und laut sein, aber friedlich", gibt er das Motto vor und läuft voraus.
Applaus, Pfeifen, Tröten und Musik
Die Polizei ist mit einem großen Aufgebot und mehreren Fahrzeugen vor Ort und begleitet den Zug. Musik erklingt. Dann macht das Gerücht die Runde, dass noch weitere Demonstranten in einem Gegenzug unterwegs sind. Und bei der zweiten Runde über die abgesprochene Strecke entpuppt sich es sich als Tatsache. Ein Tross mit "Spaziergängern" auf dem Gehweg kommt entgegen, in Höhe des Bahnhofs begegnen sich beide Ansammlungen, begrüßen und beklatschen sich. Im Gegenzug sind Trommler, und Rätschen werden gedreht. Einige Teilnehmer tragen Transparente und Plakate. Und jetzt sind es zusammen deutlich mehr Demonstranten. Es bleibt friedlich. Mit rhythmischem Klatschen, Pfeifen und Trommeln enden die Protestzüge vor dem Rathaus.
Strafverfahren gegen verschiedene Personen
Die Polizei zieht eine positive Bilanz: "Es ist alles friedlich, reibungslos und vernünftig gelaufen", sagt Einsatzleiter Markus Lehmann. Konsequenzen hat allerdings, dass es neben der angemeldeten Versammlung, die sich an Recht und Ordnung gehalten habe, parallel noch eine unangemeldete Demonstration gegeben hat. Bei der waren keine offiziellen Versammlungsleiter auszumachen, so dass die Polizei die Daten von Personen, die sich offensichtlich verantwortlich zeigten für diesen Gegenzug, aufgenommen hat. Gegen diese Personen werden nun aktuell Strafverfahren eingeleitet – unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Hechingen. Nach Schätzungen zogen rund 600 Demonstranten bei der unangemeldeten Versammlung mit. Circa 300 waren es bei der angemeldeten Aktion. "Wir haben alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, waren vorbereitet mit genügend Kräften und konnten jederzeit reagieren", resümiert Einsatzleiter Lehmann.