Beginn der Versammlung: Polizei und Ordnungsamt beobachten. Foto: Otto

Ein Corona-Protestzug führt auch an diesem Montagabend wieder durch die Rottweiler Innenstadt. Die Versammlung ist erneut unangemeldet. Polizei und Ordnungsamt beschränken sich aufs Beobachten. Die Auflösung der Versammlung sei nicht das Ziel. Masken und Abstand gibt es allerdings kaum.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Rottweil - Man trifft sich, man umarmt sich und plaudert, drumherum die erleuchtete Rottweiler Stadtkulisse: Es könnte sich fast um den Weihnachtsmarkt handeln – ist aber ein Corona-Protestspaziergang. Der ist auch an diesem Montagabend wieder unangemeldet. Die Polizei beschränkt sich aufs Beobachten. Und statt Glühwein gibt’s das ein oder andere Bier.

Kurz vor 18 Uhr ist die Ansammlung von Menschen am Alten Rathaus in der Fußgängerzone noch recht überschaubar, dann aber geht es ganz schnell: Aus allen Richtungen kommen Teilnehmer zusammen, einige mit Lichtern, viele einfach so. Vor Ort sind auch drei Polizeibeamte sowie Bürgermeister Christian Ruf und Fachbereichsleiter Bernd Pfaff mit Ordnungsamtsleiterin Renate Glatthaar. Es wird beobachtet.

Versammlung nicht angemeldet

Auch diese Versammlung sei "nicht angemeldet", so Bürgermeister Christian Ruf. Dementsprechend gibt es auch keinen Versammlungsleiter, dem man die Auflagen für diese Versammlung mitteilen könnte. Schwierige Lage. "Es ist eine Grauzone", meint Bürgermeister Ruf. Er schätzt die Teilnehmerzahl auf etwas weniger als vergangene Woche. Es sind einige Hundert auf den ersten Blick. Später schätzt die Polizei die Zahl auf rund 500.

Diskussionen am Rande

Währenddessen gibt es erste kleinere Debatten von Teilnehmern mit der Polizei. Ein Beamter versucht einer Frau zu erläutern, dass es nicht um den politischen Inhalt der Versammlung gehe, sondern darum, dass die Polizei die Einhaltung der Regeln kontrollieren wolle. Die Frau erklärt: "Jeder, der sich diesem System anschließt, macht sich schuldig an der Menschheit."

Ein anderer Teilnehmer erklärt auf die Frage unserer Redaktion, worum es ihm an diesem Abend geht: "Ich bin gegen die Maßnahmen des Staates." Natürlich müsse es einige Regeln geben, dass die Krankenhäuser nicht überlastet werden, aber "Eine Impfpflicht, das geht gar nicht". Warum er keine Maske trägt, obwohl diese eigentlich Pflicht ist, liegt für ihn auf der Hand. Man sei schließlich im Freien. Immerhin hat er eine dabei. Masken vor dem Gesicht sind an diesem Abend kaum zu sehen.

Wenig Abstand und Mini-Stau

Das Ordnungsamt erklärt, dass Maskenpflicht gelte, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können. Was nun ein ausreichender Abstand ist, wird an diesem Abend unterschiedlich ausgelegt. In den engen Gassen der Innenstadt, in die sich der Tross nach einem kurzen Abstecher zum Schwarzen Tor hineinbewegt, wird es jedenfalls eng. Warum es zeitgleich zu einem Ministau etlicher Autos mit Kennzeichen aus VS, BL und TUT in der Hohlengrabengasse kommt bleibt zunächst ein Rätsel. Parkplatzsuche? Für die Teilnahme am Protestzug ist es da jedenfalls etwas spät.

Im Protestzug bleibt es bis auf wenige Ausnahmen völlig ruhig. "Ihr seid ja hoffentlich geimpft, sonst dürftet ihr da ja gar nicht stehen", ruft eine Frau den Polizeibeamten zu. Die sparen sich die Antwort und beschränken sich aufs Beobachten.

Konsequenzen angekündigt

Polizei und Stadt hatten im Vorfeld angekündigt, man werde "dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden". Außerdem müsse die Versammlung zwingend angemeldet werden. Das ist nicht geschehen. Vor Ort erklärt Bürgermeister Christian Ruf, dass schon die Teilnahme an dieser nicht angemeldeten Versammlung eine Ordnungswidrigkeit darstelle. Zumindest augenscheinlich passiert an diesem Abend aber nichts. Die Teilnehmer ziehen eine große Runde durch die Stadt. Das wars. Eine Auflösung der Versammlung könne auch nicht das Ziel sein, so Ordnungsamtsleiter Bernd Pfaff. Dies sei völlig unverhältnismäßig. Deeskalation sei das oberste Gebot. Und so ist das Ganze auch nach einer guten halben Stunde wieder vorbei. Und die Fußgängerzone ist leergefegt. Kein Glühwein, kein Weihnachtsmarkt. Der ist bekanntlich nicht erlaubt.