Der Freiburger Weihnachtsmarkt 2019: Dieses Jahr fällt er komplett aus. (Archivfoto) Foto: von Ditfurth

Viele Städte sagen Weihnachtsmärkte ab. Bundeswehr hilft bei Kontaktnachverfolgung aus.

Oberndorf - Die Gesundheitsämter in Baden-Württemberg sind zunehmend auf der Suche nach Personal zur Verfolgung von Infektionsketten. Im Land würden daher derzeit verbreitet Mitarbeiter befristet für die Kontaktnachverfolgung eingestellt, teilte ein Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart auf Anfrage mit. So sollen Arbeitsspitzen durch einen raschen Anstieg von Infektionszahlen bewältigt werden, heißt es.

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Bereits jetzt ist es demnach zu Engpässen bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten durch die Gesundheitsämter gekommen. "In Kreisen mit starkem Anstieg der Fallzahlen oder größeren Ausbruchsgeschehen gelingt die Nachverfolgung nur unter Einsatz aller Kräfte bis hin zu Einsätzen der Bundeswehr", teilte der Sprecher des Sozialministeriums mit. Zudem sei es möglich, dass "in der Reaktionsphase einige Tage nicht alle Kontaktpersonen nachverfolgt werden können."

Gesundheitsämter zum Teil "am Anschlag"

Grundsätzlich sollen die Gesundheitsämter in Deutschland pro 20.000 Einwohner ein Team von fünf Personen zur Kontaktverfolgung einsetzen. Für Baden-Württemberg ergibt sich daraus ein Bedarf von 2775 Personen oder 555 Teams, wie das Sozialministerium mitteilte. Zuletzt waren laut Ministerium im Südwesten 405 solcher Teams bei den Gesundheitsämtern im Einsatz (Stand: 16. Oktober). Dass es trotz der vielerorts sehr hohen Infektionszahlen nicht mehr Teams gibt, begründet das Sozialministerium damit, dass der Bedarf in den Gesundheitsämtern an die Infektionslage vor Ort angepasst sei. Somit können in Orten mit wenigen Neuinfektionen auch weniger als fünf Personen pro 20.000 Einwohner zur Kontaktverfolgung im Einsatz sein.

Probleme bereitet die Personalausstattung der Gesundheitsämter vor allem in den Hotspots. So ist etwa das Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn "am Anschlag", wie Sprecher Manfred Körner sagte.

Neben zu wenig Personal kämpfen die Gesundheitsämter auch noch mit unterschiedlichen Infektionszahlen und Inzidenzwerten. So ist nach Recherchen unserer Zeitung aufgefallen, dass am Dienstag etwa im Schwarzwald-Baar-Kreis, dem Ortenaukreis und dem Kreis Calw die Werte der örtlichen Gesundheitsämter nicht mit denen des Landesgesundheitsamts (LGA) in Stuttgart übereinstimmten.

Baden-Württemberg reißt die kritische Marke

Das LGA führte solche Diskrepanzen in einer Mitteilung, die unserer Zeitung vorliegt, auf mehrere Gründe zurück. So könne es etwa vorkommen, dass Kommunen erst am Abend eine Pressemitteilung mit neuen Infektionszahlen veröffentlichen, die das LGA dann erst am Folgetag einpflegen kann. Zur Erinnerung: Das LGA veröffentlicht täglich einen Lagebericht. Die dortigen Daten haben den Meldestand 16 Uhr.

Weiter veröffentlicht das LGA – wie auch das Robert-Koch-Institut (RKI) – "nur Covid-19-Fälle, bei denen eine Laborbestätigung mittels PCR vorliegt". Vereinzelt haben die örtlichen Gesundheitsämter demnach auch Fälle ohne Laborbestätigung übermittelt, was ebenfalls zu Abweichungen führen kann. Für das Land Baden-Württemberg, stellt eine Sprecherin des LGA klar, gelten die Zahlen die auf der Internetseite des LGA veröffentlicht werden und dann auch auf der Seite des Sozialministeriums einsehbar sind.

Auch am Mittwoch hat die Behörde die neuesten Zahlen mit Stand 16 Uhr bekannt gegeben. Demnach haben nun auch der Enzkreis und der Kreis Rottweil den kritischen Inzidenzwert von 50 gerissen – so wie nun das gesamte Land Baden-Württemberg (53,4). Bund und Länder hatten beschlossen, dass schärfere Regeln greifen müssen, wenn dieser Grenzwert überschritten wird.

Weihnachtsmärkte abgesagt

Wegen der gestiegenen Zahlen sagen immer mehr Städte ihre Weihnachtsmärkte ab: Am Mittwoch entschied die Stadt Ulm, ihren Markt zu streichen. Freiburg und Karlsruhe hatten schon am Vorabend beschlossen, die Veranstaltungen nicht stattfinden zu lassen – obwohl sie ebenso wie Ulm ohnehin mit abgespeckten Konzepten geplant hatten. Ursprünglich war in Freiburg geplant gewesen, den Markt in diesem Jahr räumlich entzerrt in der Innenstadt zu verteilen. Auch ein Verzicht auf Glühwein-Buden wäre Teil des Konzepts gewesen.