Schilder wie diese werden ab kommender Woche in St. Georgen wohl öfter zu sehen sein. (Symbolfoto) Foto: Friedberg – stock.adobe.com

Maßnahmen wirken sich bereits vor der Verkündung aus. Betroffene äußern sich zu jüngstem Beschluss.

St. Georgen - Nachdem die Zahlen zuletzt Woche um Woche stiegen, sind nun harte Einschränkungen für das öffentliche Leben beschlossen worden. Die ersten Reaktionen in St. Georgen fallen unterschiedlich aus.

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Die Meldungen am Mittwochabend überschlagen sich: Hotelübernachtungen werden für touristische Zwecke verboten, Gastronomen müssen schließen, der Freizeit und Kulturbetrieb stark eingeschränkt. Manch einer der Betroffenen in der Bergstadt hat es bereits geahnt, andere sind überrascht, wieder andere haben bis zuletzt gehofft, dass Deutschland der zweite Lockdown erspart bleibt.

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Einer, der schon seit mehreren Wochen die Vorzeichen richtig gedeutet hat, ist Ulrich Haas. Der Inhaber des gleichnamigen Supermarktes fühlt sich an den März dieses Jahres erinnert – die Zeit, als ganz Deutschland Klopapier und Nudeln hortete. Ob das nun wieder so sei? "Ja", so die knappe Antwort.

Dieses Mal besser vorbereitet

Seit 14 Tagen sei deutlich spürbar, dass wieder gehamstert werde. "Man bekommt schon wieder nicht alles", so Haas im Hinblick auf Schwierigkeiten bei den Lieferketten. Doch immerhin sei man dieses Mal besser vorbereitet, ab Montag greife zudem wieder die "Einkaufswagen-Regel", um die Kundenzahl unter Kontrolle zu halten. "Dadurch, dass unser Laden 1600 Quadratmeter groß ist, dürfen wir relativ viele Kunden hereinlassen", betont Haas.

Corona-Hamsterkäufe: Supermärkte sehen sich gut versorgt

Während der Supermarkt-Betreiber den Zustrom reguliert, muss der Gastronom seine Pforten schließen. Dietmar Will ist als Inhaber des Hotel Kammerer gleich doppelt betroffen. Während sein im Betrieb angegliedertes Restaurant auf Lieferservice umstellt, bleiben viele Hotelbetten leer – ein Umstand, der ihn wütend macht.

"Wenn die kleinen dann alle vom Markt verschwunden sind, dann sind nur noch die da, die Geld haben", sagt er über den erneuten Lockdown. "Mit Schützen hat das nicht mehr viel zu tun." Allein jetzt habe er auf das Jahr gerechnet einen Umsatzeinbruch von 90 Prozent bei den Geschäftsreisenden. Die dürften nun zwar noch bei ihm übernachten – wären aber quasi nicht mehr vorhanden.

Soforthilfen nicht mal Tropfen auf dem heißen Stein

"Wir hatten Glück, dass es im August und September noch gut war", betont er und verweist auf unverhältnismäßig viele touristische Übernachtungen. "Sonst hätten wir den Schirm schon zugemacht." Die Soforthilfen seien für ihn nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. "Man könnte ja einmal die Stadt fragen, ob sie nicht rückwirkend oder in nächster Zukunft auf die Fremdenverkehrsabgabe verzichtet – das wäre ein netter Zug."

Auch Patrick Kogler vom Restaurant Kippys findet deutliche Worte – wenngleich er über die Maßnahmen nicht überrascht ist. "Es war ja abzusehen, wenn man sich die Zahlen anguckt", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Zwangsschließung halte er angesichts dessen, dass man im Restaurant stets auf den Abstand achte, für falsch. "Da wird jetzt vieles kaputt gehen", befürchtet er. "Und wenn die Zahlen nach 14 Tagen nicht runtergehen, sind wir im Dezember noch zu Hause." Für ihn persönlich scheint klar, warum ausgerechnet die Gastronomie nicht mehr öffnen darf. "Man braucht uns eben nicht, man könnte auch daheim essen", meint er. "Und wir sind eben zu wenige und machen zu wenig Umsatz für Deutschland."

"Eine ziemliche Katastrophe"

Im Museumsrestaurant herrscht also genauso trübe Stimmung wie bei der Sammlung Grässlin selbst. Zwar werden Museen am Abend noch nicht explizit als Einrichtungen genannt, die schließen müssen, doch Sammlungsleiterin Hannah Eckstein macht sich wenig Hoffnungen. "Das ist für den gesamten Kultur- und Kunstbetrieb eine ziemliche Katastrophe", findet sie. Einen kleinen Lichtblick sieht sie immerhin im Alleinstellungsmerkmal der Stadt, die die Grässlin-Kunst auf ganz St. Georgen verteilt hat. "Wir sind ja in der glücklichen Position, dass Kunstinteressierte zumindest die Möglichkeit haben, auf eigene Achse die Schaufenster anzuschauen."

Alleine aktiv werden – das gilt derweil auch für viele Sportler. Denn der Trainings- und Wettbewerbsbetrieb wird vorläufig eingestellt. Ein Umstand, den die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Sonja Biller-Köpplin, bedauert. "Das tut mir vor allem Leid für die vielen Ehrenamtlichen, die Stunden damit verbracht haben, ein Hygienekonzept auf die Beine zu stellen", betont sie. Während nun wohl vor allem im Kursbetrieb finanzielle Einbußen auf den TV warten, haben bislang zumindest die Mitglieder dem Verein die Treue gehalten – es ist immerhin eine gute Nachricht in schweren Zeiten.