In Hotels läuft der Empfang jetzt anders ab als gewohnt: Unter anderem an der Rezeption müssen Gäste und Personal einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Häufig berührte Gegenstände - wie etwa die Klingel hier auf dem Foto - müssen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. (Symbolfoto) Foto: WStudio/ Shutterstock

Urlaub in Corona-Zeiten: Statt Mallorca lieber Schwarzwald oder Alb? Wegen Kurzarbeit fehlt Geld für Reisen.

Region - Urlaub machen in Corona-Zeiten: Für viele Menschen noch nicht vorstellbar. Statt Mallorca, Griechenland oder die Türkei könnten nun aber auch die regionalen Ziele punkten. Wir haben uns umgehört, wie es um die Buchungslaune in der Region bestellt ist.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Am Anfang gab es die sogenannten Risikogebiete: Ischgl, Südtirol, Norditalien - alles verhältnismäßig weit weg. Doch schon damals im März beklagten die Tourismus- und Gastronomiebetriebe in der Region massive Umsatzeinbrüche. Diese gehen inzwischen ins Unermessliche.

Weniger Gäste gehen in Restaurants

Sechs Wochen lang waren die Speiselokale in Baden-Württemberg geschlossen, Kneipen, Bars und Diskotheken sind es noch. Die Öffnung der Restaurants stimmt inzwischen nicht mehr durchweg zuversichtlich: Unter den aktuellen Bedingungen könnten drei von vier Betrieben nicht wirtschaftlich arbeiten, hieß es beim Hotel- und Gastro-Verband Dehoga nach der ersten Öffnungswoche.

Urlaub in Corona-Zeiten: Was erlaubt ist und was nicht

Diese Einschätzung bestätigt auch Julia Metzmann vom Schwäbische Alb Tourismus. "Viele Restaurants berichten, dass deutlich weniger Gäste als erhofft kommen. Bei diesen Betrieben übersteigen derzeit die Ausgaben häufig die Einnahmen."

Positiv bewertet der Dehoga immerhin die Rückmeldungen seiner Mitglieder zum Gästeverhalten: So berichten neun von zehn Umfrageteilnehmern, dass ihre Gäste Verständnis für die jetzt geltenden Regelungen zeigten.

Vielen Urlaubern fehlt das Geld

Die strengen Regeln könnten sich auf Dauer jedoch auch in den Kosten niederschlagen. "Die meisten Betriebe haben mit gleich bleibenden oder höheren Kosten und geringeren Umsätzen zu kämpfen", erklärt Julia Metzmann und ergänzt: "Ob und wie die Betriebe darauf reagieren, ist eine schwierige Entscheidung, die von der jeweiligen Situation abhängt."

Pünktlich zu Pfingsten durften nun auch die Hotels wieder öffnen - besteht also Hoffnung für die kommenden Wochen? "Noch ist die touristische Nachfrage sehr viel zögerlicher, die Bereitschaft zum Buchen eines Urlaubs verhaltener, als wir dies erhofft haben", bedauert Wolfgang Weiler von der Schwarzwald Tourismus GmbH. "In der Folge von Kurzarbeit und Betriebsschließungen fehlt offensichtlich vielen Urlaubern das Geld."

Höherer Aufwand bei Kurzreisenden

Wenig hilfreich sind laut Weiler auch die Tagestouristen. "Kurzreisen werden stärker gebucht und erfordern seitens der Beherbergungsbetriebe einen deutlich höheren Aufwand, um den verschiedenen Corona-Auflagen gerecht zu werden."

Diese Auflagen sind in der Tat hoch. Neben Abstandsgeboten besteht für alle Gäste ab sechs Jahren sowie fürs Personal Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wie Rezeption, Fluren und Treppenhäusern. Häufig benutzte Gegenstände und Oberflächen müssen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, normale Frühstücks- und Abendessen-Buffets können nicht mehr angeboten werden. Stattdessen legt das maskentragende Personal das vom Gast gewünschte Essen auf den Teller.

Nicht alle Hotelgäste dürfen gleichzeitig das Restaurant aufsuchen, und wenn sie erst am Tisch sitzen, finden sie dort weder Tischdecke noch Salz- und Pfefferstreuer vor. All dies regelt die sogenannte Corona-Verordnung Beherbergungsbetriebe.

Wellness-Hotels schauen in die Röhre

Das alles wirkt sich auf die Reisepläne der Menschen aus. "Der erwartete, oder vielmehr erhoffte große Ansturm ist bislang ausgeblieben", berichtet Julia Metzmann vom Schwäbische Alb Tourismus.

Öffnen die Freibäder oder bleiben sie zu? (SB+)

Auch spezielle Wellness-Hotels schauen in die Röhre: Der Betrieb von Hallen- und Dampfbädern, Saunen und Solarien ist laut Corona-Verordnung bis mindestens 14. Juni untersagt. Wolfgang Weiler von der Schwarzwald Tourismus GmbH findet dazu klare Worte: "Zur Gesundung des Tourismus im Bäderland Baden-Württemberg braucht es dringend die zeitnahe Öffnung der Thermalbäder, der Wellnessanlagen, Saunen und Swimmingpools in Hotels." Auch Dehoga-Pressesprecher Daniel Ohl ist skeptisch: "Wenn diese Einrichtungen noch längere Zeit nicht öffnen dürfen, ist mit negativen Auswirkungen auf die Buchungslage zu rechnen."

Wie geht es mit dem regionalen Tourismus also weiter? Das hängt ganz von den kommenden Lockerungen ab: Anfang Juni etwa sollen Badeseen und Freizeitbäder öffnen, ebenso wie Kneipen und Bars - wenn auch unter strengen Hygienevorgaben. Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen mit bis zu 100 Teilnehmern dürfen wieder stattfinden, etwa kleine Konzerte und Aufführungen. Zaghafte Schritte in Richtung Normalität, die für den einen oder anderen auch zum Urlaubs-Alltag werden könnte.