Die Friseure der Raumschaft freuen sich, dass das Warten auf Kunden ab 1. März ein Ende hat und sie wieder öffnen dürfen. Unser Bild zeigt Katja Kern vor ihrem Salon. Foto: Kommert

Für viele Menschen gab es vor einigen Tagen frohe Kunde: Ab heutigem Montag dürfen Friseure wieder öffnen. Ob es der Herrenfriseur, der Barbier oder das "ganz normale Haarstudio" für sie und ihn ist – sie alle wurden in den vergangenen Monaten schmerzlich vermisst.

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Raumschaft Triberg - So manche Frisur mag dabei auch durch persönliches Hand-Anlegen restlos aus dem Rahmen gefallen sein – Zeit, da wieder Ordnung und Struktur hineinzubringen. Der Schwarzwälder Bote hat mit einigen Friseuren in der Raumschaft Triberg gesprochen.

Das Haarstudio Thaesler in Triberg berichtet, dass die vergangenen Wochen von großer Telefonaktivität geprägt waren. "Wir sind mit vielen unseren Kunden im Dialog. Wir hören zu und sprechen ihnen Mut zu, bekommen selbst Zuversicht, und schenken ihnen einfach Zeit am Telefon", erzählt Larissa Thaesler. Sie sage immer, "heute höre ich dir zu – Haareschneiden werden wir bald wieder."

Situation "sehr schwierig"

Nachdem die Branche nun ein Öffnungsdatum, den 1. März, hat, bräuchten dies viele andere Branchen ebenso. "Egal ob der Schuhladen, der Kleiderhändler, alle Einzelhändler vor Ort, Hotellerie oder Restaurants, die von Gästen und Besuchern leben, für Unternehmer und Mitarbeiter ist diese Situation sehr schwierig", betont sie.

Das Haarstudio hatte den ganzen Lockdown über das Telefon für Anrufe freigeschaltet und stand stets in persönlichem Kontakt zu den Kunden. "Daher hatten wir schon eine lange Warteliste, die wir nun akribisch abgearbeitet haben, um zeitnah einen perfekten Termin für uns und jeden Kunden zu finden. Generell haben wir immer relativ zeitnah freie Termine. Da wir mit sechs Mitarbeitern arbeiten, ist es uns möglich, durch Wechsel-Schichtdienst und verlängerte Öffnungszeiten von Montag bis Samstag das hohe Aufkommen an Terminwünschen schnell und sicher zu bearbeiten", betont Larissa Thaesler.

 Alle Mitarbeiter und auch sie selbst freuten sich riesig auf das Wiedersehen mit Kamm, Schere und natürlich den Kunden, "und wir alle haben einfach eine Riesenlust darauf, frühlingsfrische Frisuren und tolle Haarfarben auf die Köpfe unserer Kunden zu zaubern." 

Die Zeit des Lockdown hätten alle für Weiterbildungen und auch persönliche Aktivitäten in der Natur genutzt, so dass alle ausgelastet waren. Da sie selbst zusätzlich noch alleinerziehende Mama mit drei Töchtern im Homeschooling auf dem Gymnasium sei, freue sie sich um so mehr, ein bisschen Normalität in den Alltag zu bekommen.

Durch die Größe des Geschäfts und durch die zusätzliche Installation einer Luftreinigungsfilteranlage könne man zukünftig den Kunden einen sehr sicheren Friseurbesuch ermöglichen. "Wir finden: Wir alle sitzen in einem Boot und wollen gemeinsam mit unseren Stammkunden durch diese Zeit kommen."

Gutes Hygienekonzept

"Ich habe das nie verstanden, weil wir ein wirklich gutes Hygienekonzept hatten und haben", ärgert sich Maria Buccio-Mancini von "Maria’s Italy Hairstyle" in Schonach. Sie habe jetzt rund drei Monate – bei weiterlaufenden Kosten – keine Einnahmen gehabt, das sei eine absolute Ausnahmesituation gewesen, jeden Tag zu warten, die beiden Kinder beim Homeschooling unterstützen und für die Familie stark zu sein. Im ersten Lockdown sei es für sie einfacher gewesen, der zweite Lockdown habe sie hart getroffen, die Ersparnisse seien jetzt weitgehend aufgebraucht, es werde definitiv eng. "Meine Kundinnen und Kunden haben immer wieder gefragt, wann es weitergeht", erzählt sie. Seit 2003 arbeite sie selbständig, nie habe sie mehr als vier Wochen Urlaub gemacht, "meine Kinder sind praktisch im Salon aufgewachsen", schmunzelt sie – nun sei sie fast drei Monate eingesperrt gewesen.

In den letzten Tagen sei sie fast schon bombardiert worden mit Terminanfragen, sie versuche, möglichst jedem gerecht zu werden. "Die nächsten drei Wochen bin ich absolut ausgebucht, und dann geht das normale Geschäft weiter. Aber ich bin froh, dass der Alltag fast wieder einkehrt und ich wieder ganze Familien frisieren darf, ich bin wieder für Mann, Frau und Kind da", erzählt sie abschließend.

"Das war richtig blöd"

"Von 180 auf null sind wir im vergangenen Dezember ausgebremst worden. Das war richtig blöd, aber ehrlich gesagt habe ich irgendwie damit gerechnet", sagt Katja Kern dazu. In ihrem Salon "Cut.Ja" in Schönwald arbeiten sie normalerweise mit sechs Friseurinnen, eine davon ist Auszubildende, dazu kommen eine Kosmetikerin und eine medizinische Fußpflegerin – die einzige, die weiterarbeiten durfte. Und – Katja Kern selbst ist auch Ausbilderin – "die Ausbildung musste weitergehen. Ich denke, die einzige, die wirklich vom Lockdown bei uns profitiert hat, war unsere Auszubildende", ist sie sicher. Mit dieser habe sie sich intensiv beschäftigt, was sonst in diesem Umfang selten möglich sei. "Das hat auch immer wieder zu Irritationen durch vorbeilaufende Leute geführt", lacht sie.

Immerhin konnte sie ihren Kunden "Farbe to go" anmischen, so dass diese daheim wenigstens in dieser Hinsicht selbst "Hand anlegen" konnten.

Die zugesagten Hilfen kamen auch bei ihr nicht an, daher ist sie mit ihrer Belegschaft glücklich, dass es ab heutigem Montag weitergeht. Auch bei ihr wird zumindest den ganzen März über in zwei Schichten an sechs Wochentagen gearbeitet. "Wir haben in den ersten Stunden, nachdem klar war, dass wir öffnen dürfen, gut 160 Anfragen gehabt. Wir machen die meisten Termine mittlerweile per Whatsapp, das geht sehr flott. Unsere Kunden sind mindestens genauso glücklich wie wir, unsere Arbeit gibt ihnen ein Stück Normalität zurück", weiß die junge Chefin.

Zur Sicherheit für ihre Leute und die Kunden hat sie zusätzlich eine Luftreinigungsanlage installieren lassen. "Wir hoffen, dass wir damit viel dazu beitragen, dass die Zahlen nicht wieder explodieren."

Was man von den Kunden hört, beweist, wie sehr man die Haar-Stylisten vermisst hatte: "Man hört das Lächeln und das Glücksgefühl durch das Telefon, die sozialen Kontakte sind super wichtig, und das Selbstwertgefühl durch schöne Haare ist einfach fantastisch." Alle Kunden und vor allem Kundinnen sind euphorisch und voller Vorfreude – auch wenn man manchmal das Szenario Lockdown 3.0 im Hinterkopf habe. "Aber durch unser hohes Hygienekonzept, medizinische Masken und neue Luftfilteranlagen fühlen wir uns sicher."

"Shampoo-Therapeuten"

Fazit aller: "Wir sind nicht nur Haarabschneider, sondern auch ›Shampoo-Therapeuten‹ und ›Glücklichmacher‹".