Geschlossen werden müssen unter anderem Gaststätten und Freizeiteinrichtungen. (Symbolfoto) Foto: Friedberg/ Stock.Adobe.com

Neuerliche Schließungen treffen manche Branchen hart. Drastische Einschränkungen für Gastronomie, Freizeit und Kultur.

Calw/Schömberg/Bad Liebenzell - Der neuerliche Teil-Lockdown trifft manche Branchen wie ein Schlag. Gastronomie- und Hotelgewerbe, Freizeiteinrichtungen und Kulturtreibende sind die Leidtragenden. Wie schätzen die Betroffenen in Calw und umliegenden Gemeinden die Situation ein? Der Schwarzwälder Bote hat nachgefragt.

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Restaurants – dicht, Hotels – dicht, Freizeiteinrichtungen, Vereine, Fitnessstudios, Dienstleistungsbetriebe bis auf wenige Ausnahmen – ebenfalls dicht. Ganz zu schweigen von Veranstaltungen, die nicht mehr stattfinden dürfen. Die jüngst verkündeten Einschränkungen, die die Corona-Infektionszahlen eindämmen sollen, stoßen in der Bevölkerung auf große Resonanz. Nicht nur auf positive. Denn für manche bedeuten sie die Sorge um die eigene Existenz.

Gewerbeverein

"Es ist eine ganz, ganz schwierige Zeit für unsere Händler und Gastronomen, und zum Teil auch für unsere Dienstleister", fasst Jürgen Ott, Gewerbevereinsvorsitzender, zusammen. Es seien zum Teil sehr harte Maßnahmen. "Dass da ein gewisser Frust und daraus resultierender Unmut entsteht, ist verständlich und nachvollziehbar", betont Ott. Doch er könne auch die Politik verstehen – bei den aktuellen Zahlen müssten diese reagieren. "Ansonsten würde man ihnen vorwerfen, dass sie nichts gegen die Pandemie unternehmen würden."

Auch Nicolai Stotz, ebenfalls Gewerbevereinsvorsitzender, hält die Maßnahmen für notwendig. "Problematisch sehe ich allerdings die verordneten Schließungen vor allem in der Gastronomie." Gerade hier seien Anstrengungen getroffen worden, um das Infektionsrisiko zu minimieren und eventuelle Infektionsketten transparent zu halten. "Es tut mir daher im Herzen weh, dass genau diese Branche nun wieder bei den ersten ist, die schließen muss", so Stotz.

In den vergangenen Monaten habe der Gewerbevereinsvorsitzende viele Betriebe und Geschäfte besucht, von denen beinahe alle die Vorgaben erfüllt oder gar übertroffen hätten. "Aber es gab auch ein paar ganz wenige schwarze Schafe, die sich kaum oder gar nicht an die Vorgaben gehalten haben." Diese seien nun laut Stotz zum Großteil verantwortlich dafür, dass ihre ganze "Zunft" von den Schließungen betroffen sei. Sinnvoller wäre es seiner Meinung nach gewesen, diejenigen stärker zu sanktionieren, die sich nicht an die Regeln halten.

Gastronomie

Thomas Peter, Ortsvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), sieht da insbesondere die Kneipen- und die Partyszene in der Verantwortung. Entsprechend "entsetzt" ist er über die verkündeten Regeln. Peter ist überzeugt, dass sich die Wenigsten in einem Speiselokal angesteckt haben, wo Hygienekonzepte gelten und auch eingehalten würden, sagt er. Nun jedoch, wenn alle Gastronomiebetriebe schließen müssten, würden sich die Leute eben zu Hause treffen "und sich dort anstecken". Einmal mehr verlangen die Maßnahmen den Gastronomen jetzt Kreativität ab, betont Peter. Er selbst zum Beispiel werde wieder auf Lieferbetrieb umstellen. Und auch der Lieferservice "#Calwliefert" werde wieder reaktiviert.

Christoph Eck, Vorsitzender des Vereins "Handel, Tourismus und Gewerbe Schömberg" (THG) und Inhaber des Hotels "Haus am Kurpark", spricht von einer "Katastrophe": "Alles, was wir seit dem Ende des jüngsten Lockdowns mühsam aufgebaut haben, ist jetzt mit einem Schlag wieder kaputt." Dabei habe es nicht in Hotels, sondern im privaten Bereich die Infektionen gegeben. "Geschockt" ist Ulrike Mayrhofer, Sprecherin des Einzelhandels im THG. Sie vermisst ein langfristiges Konzept. Auch sie ist von den Schließungen in der Gastronomie betroffen und muss zudem ihre Salzkristallgrotte und ihr Solevitarium schließen. "Ich weiß nicht, wie das ausgeht", sagt Winfried Koch, Dehoga-Vorsitzender in Bad Liebenzell. Er hofft auf Zugeständnisse von der Stadt bei der Fremdenverkehrsabgabe.

Freizeit

Drastisch auch die Einschränkungen für Vereine, beziehungsweise Sporteinrichtungen. "Der TSV Calw wird ab kommenden Montag seinen kompletten Sportbetrieb einstellen müssen, und zwar inklusive TSV Sportzentrum und Kindersportschule", bedauert TSV-Geschäftsführer Benjamin Knoll. Zwar warte er noch auf Verordnungen – "aber wir sehen aktuell keinen Handlungsspielraum, einzelne Angebote aufrecht erhalten zu dürfen."

Doppelt bitter deshalb, weil der TSV sowie viele weitere "nach dem ersten Lockdown viel Zeit in Hygienekonzepte gesteckt haben, die auch super gegriffen haben und jetzt für den Moment wertlos sind". Ganz zu schweigen von den negativen Auswirkungen auf den Verein selbst. Knoll kann die Entscheidungen der Politik nur bedingt nachvollziehen. Auch wenn er unumwunden einräumt, dass er grundsätzlich für Maßnahmen gegen das Virus ist. "Wir sind davon überzeugt, dass wir ein Teil der Lösung und keineswegs ein Teil des Problems sind", so Knoll. Sport und Bewegung hätten positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und das Immunsystem. Komme es hier zum Stillstand, könne das langfristige Folgen nach sich ziehen.

Kultur

Düster klingt die Prophezeiung von Florian Fuchs vom Verein "Kleine Bühne Calw". Noch ein letztes Mal vor dem neuerlichen Lockdown wird am Samstag, 31. Oktober, eine Kabarettvorstellung, vom Verein initiiert, zu sehen sein. Ein letztes Mal "vor einem langen, dunklen November", meint Fuchs. Die "Kleine Bühne" habe für den Auftritt von Bernd Kohlhepp mit seinem Programm "Hämmerle kommt!" in der Stammheimer Gemeindehalle ein gutes Hygienekonzept ausgearbeitet. Es sei eine sichere Veranstaltung, betont Fuchs. "Wir tun alles, um Freude zu verbreiten." Fuchs hofft darauf, dass die getroffene Maßnahmen die richtigen seien. Denn für die Kulturschaffenden sei es eine wahrlich existenzbedrohende Situation. "Ich hoffe, dass es danach noch so viele gibt, wie vorher", meint er mit Blick auf die Künstler. Wobei er sich in dieser Sache nicht sicher ist.