Lockdown und Schutzmaßnahmen zeigen erste Früchte: Die zweite Welle ebbt etwas ab. Unten die Kalenderwochen bis Woche eins im Januar, orange die Zahl der positiven Corona-Fälle. Foto: Beton Studio – stock.adobe.com, Landratsamt / Montage: Kleinau

Entwicklung in Heimen im Griff. Täglich nur 36 Impfungen im Kreisimpfzentrum. Michel: Inzidenz 50 noch weit.

Der Knick in der Kurve ist noch nicht allzu groß, aber deutlich zu sehen: In der Corona-Entwicklung im Kreis zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Die Lage in den Heimen hat sich beruhigt und die Zahl der Kontaktpersonen von infizierten Bürgern ist deutlich zurückgegangen.

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Kreis Rottweil - Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam hat Anlass zur Freude. Stand Mittwochmorgen gebe es 380 aktive Corona-Fälle, zudem befänden sich rund 600 Menschen als K1-Personen in Quarantäne. Zum Vergleich: Im November mussten bei 930 Infizierten 3600 K1-Personen in Quarantäne. "Diese Zahlenverhältnisse zeigen, dass der Lockdown Früchte trägt", so Adam. Das Virus würde mittlerweile zu 89 Prozent im familiären Bereich übertragen.

Senior steckt Familie an

Adam nennt ein Beispiel aus der Praxis: Vor Silvester hatte sich eine ältere Person aus dem Kreis mit zwei weiteren Senioren getroffen und steckte sich unwissentlich bei einem dieser Bekannten mit dem Virus an. Die Person trug das Virus in die eigene Familie, infizierte Kinder und Enkel und machte dann noch am Neujahrstag einen kurzen Besuch im Nachbarhaus. Die Folge: Auch dort wurden alle infiziert. "Auch bei kurzen Gängen außer Haus muss auf Maske und Abstand geachtet werden", appelliert Adam.

99 Todesfälle in Heimen

Deutlich nachlassend sei die Entwicklung in den Heimen, dort habe man das Ausbruchsgeschehen gut im Griff. Auch Landrat Wolf-Rüdiger Michel bezeichnet die Entwicklung als erfreulich. Aktuell gebe es bei Bewohnern in Heimen noch 16 aktive Fälle (Vorwoche 52) und bei Mitarbeitern 13 (Vorwoche 46). Allerdings müsse man auch sehen, so Michel, dass von den 122 Todesfällen im Kreis 99 Menschen in Heimen gestorben sind. "Das zeigt, wie dringend die Impfungen sind", so Michel.

Im Januar wurden bislang 450 Menschen positiv auf das Virus getestet. Insgesamt sind es seit Beginn der Pandemie rund 4240 Fälle. "Das sind etwa drei Prozent aller Kreisbewohner", so Michel. Man habe nun nach den Feiertagen wieder belastbare Zahlen, die Inzidenz pendelt zwischen 150 und 190.

Beruhigung in Kliniken

Die Lage in den Krankenhäusern hat sich laut Gesundheitsamtsleiter Adam ebenfalls entspannt: In der Helios-Klinik Rottweil liegen 22 Covid 19-Patienten stationär, im SRH-Krankenhaus Oberndorf sind es sechs, es gebe derzeit ausreichend freie Betten.

Das Kreisimpfzentrum werde weiter auf Hochtouren vorbereitet. In den ersten ein bis zwei Wochen rechne man mit 975 Impfdosen pro Woche. Wenn man die zweite Impfung im Blick behalte, sei von rund 480 Dosen auszugehen. 300 davon sollen über die Mobilen Impfteams in den Heimen verimpft werden, 180 im Kreisimpfzentrum (KIZ) in der Rottweiler Stadthalle. Zu Beginn rechne man deshalb mit 36 Impfungen pro Tag im KIZ. Es soll an fünf Tagen von 9 bis 16 Uhr geöffnet sein. Wenn mehr Impfstoff vorhanden ist, ist der Betrieb im Zwei-Schicht-System sieben Tage die Woche geplant.

"Wir sind dankbar, dass viele Kommunen Hilfe anbieten", so Michel angesichts der Diskussion um Schwierigkeiten für ältere Menschen bei der zentralen Terminvergabe und dem Gang ins KIZ. Michel betont erneut, dass eine direkte Terminvergabe nicht möglich sei.

EDV ist jetzt da

Kreisbrandmeister Nicos Laetsch, bei dem die organisatorischen Fäden in Sachen KIZ zusammenlaufen, kann vermelden, dass am Mittwoch die EDV vom Land geliefert wurde und "voll funktionsfähig zu sein scheint". Auch Handdesinfektionsmittel wurde geliefert, für Donnerstag seien weitere 14 Paletten vom Land mit Equipment angekündigt. Die Mitarbeiter würden derzeit geschult, auch acht Bundeswehrsoldaten seien im nicht medizinischen Bereich mit eingebunden.

Wie Thomas Seeger, Leiter des Kreis-Ordnungsamts, informiert, wird es nächste Woche weitere Impfungen in Heimen geben. Eine für diesen Freitag geplante Aktion kann wegen einer Doppelbuchung des Mobilen Impfteams aus Offenburg nicht stattfinden und muss auf Dienstag verlegt werden. Zudem werde in drei weiteren Häusern geimpft. Insgesamt gibt es in allen Heimen rund 1300 Bewohner. Abzüglich jener, die schon eine Corona-Infektion hatten oder nicht geimpft werden wollen, müssen rund zwei Drittel geimpft werden. Seeger spricht ein "großes Lob an die Ärzte aus dem Kreis" aus, die vorab die Aufklärung vor Ort leisten.

Immer wieder, so Heinz-Joachim Adam, würden übrigens über die Corona-Hotline Verstöße gegen die Hygieneregeln gemeldet. Besser sei es, die Bürger würden sich damit direkt an die Ortspolizeibehörde der jeweiligen Gemeinde wenden und dann auch "Ross und Reiter nennen".

Und wie wird es nach dem Januar weitergehen? Für Landrat Wolf-Rüdiger Michel "spricht einiges dafür, dass die Beschränkungen verlängert werden". Ursprünglich, so erinnert er, sei das Ziel ein Inzidenzwert von 50 oder darunter gewesen. Er könne sich nicht vorstellen, dass dieser in zwei Wochen erreicht werden kann. Abgesehen davon meldet er Zweifel an, dass eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 überhaupt ausreicht, um das Virus nachhaltig im Zaum halten zu können und einen "Jojo-Effekt" zu vermeiden.

44 neue Fälle

Von einer nachhaltigen Beruhigung kann im Kreis noch nicht gesprochen werden: Am Mittwoch kommen 44 neue bestätigte Infektionen hinzu. 406 Fälle gelten als aktiv.