Das Impfen verliert im Kreis an Tempo. (Symbolfoto) Foto: © sharryfoto - stock.adobe.com

Weil Astrazeneca als Impfstoff nicht mehr in vollem Umfang verabreicht werden kann, werden in der kommenden Woche im Kreis Rottweil weniger Menschen geimpft als bislang. Doch das ist nicht das einzige Ärgernis.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Kreis Rottweil - Die gute Nachricht vorneweg. Die dritte Infektionswelle erfasst kaum mehr die Altenheime. Diese sind durch Impfungen geschützt. Währenddessen gibt es einen Corona-Ausbruch in der zentralen Flüchtlingsunterkunft in Rottweil.

Blick auf die älteren Menschen

Es macht sich bezahlt, dass vor allem die älteren Menschen im Kreis Rottweil gegen das Coronavirus bereits geimpft worden sind. Anders als in der zweiten Infektionswelle, die kurz vor Weihnachten ihren Höhepunkt hatte, sind in der dritten Welle kaum mehr ältere Menschen betroffen. Die Altenheime sind also gut geschützt. Aktuell sind in den 13 Einrichtungen im Kreis ein Bewohner und zwei Mitarbeiter infiziert. Das berichtete Landrat Wolf-Rüdiger Michel am Dienstag gegenüber Medienvertretern.

Blick auf die Impfkampagne

Weniger erfreulich ist ein anderer Sachverhalt. Der Motor der Impfkampagne stottert. Ursache ist, dass der Impfstoff nicht mehr uneingeschränkt verimpft werden darf und soll. Das hat Auswirkungen auf die Impfquote. Ab der kommenden Woche können nur noch 2500 Spritzen mit einem Wirkstoff gegen das Corona-Virus verabreicht werden, bislang waren es bis zu 4000 Stück. Die Lücke, die Astrazeneca reißt, kann durch Biontech (noch) nicht ausgefüllt werden.

Hinzu kommt, dass pro Tag bis zu 50 Biontech-Dosen zunächst zurückgehalten werden müssen. Denn der Personenkreis unter 60 Jahren, der bei der Erstimpfung den Astrazeneca-Wirkstoff erhalten hat, darf kurz vor der Zweit-Impfung entscheiden, ob er das Biontech- oder Astrazeneca-Vakzin nimmt.

Darüber hinaus ist es bei der Terminbuchung über die landesweite Rufnummer 116 117 zu Störungen gekommen. So schlagen Impfwillige bei den Kreisimpfzentren mit Terminen auf, die gar nicht im Buchungssystem stehen. Das heißt: Für sie gibt es vor Ort keine Spritze.

Nicos Laetsch, Leiter des Kreisimpfzentrums in Rottweil, berichtet von einigen Fällen auch in Rottweil. Das habe zu großem Unmut geführt. Landrat Michel ergänzt: Da sollte mal ein Vertreter des Sozialministeriums dabei sein, um mitzubekommen, was das System des Landes vor Ort anrichtet. Der Fehler war am Dienstag wohl noch nicht behoben. Hinweis: Wer per E-Mail eine Bestätigung erhalten hat, kann offensichtlich sicher gehen, dass der Termin steht.

Zudem ist es so, dass von Woche zu Woche Termine gebucht werden können, also nicht über einen längeren Zeitraum. Insgesamt werden bis zum Ende der Woche 27.300 Impfungen im Kreis Rottweil stattgefunden haben. 5700 Menschen im Kreis haben bereits die zweite Spritze erhalten. Insgesamt zählt der Landkreis knapp 140.000 Einwohner.

Blick auf das Infektionsgeschehen

Der Leiter des Gesundheitsamts, Heinz-Joachim Adam, bezeichnet das Infektionsgeschehen weiterhin als diffus. Er begrüßt vor dem Hintergrund gestiegener Infektionszahlen, dass Schulen und Kindertagesstätten wieder geschlossen wurden. Adam verweist darauf, dass 40 Prozent aller aktiven Fälle auf die Altersgruppe der bis 29-Jährigen entfalle. Dahingegen seien nur 18 Prozent der über 60-Jährigen zurzeit infiziert. Die britische Virusmutante gilt als dominant. Sie wird in mehr als 80 Prozent der Fälle im Kreis nachgewiesen, im Land seien es 90 Prozent.

Blick auf die Hotspots

Wie berichtet, wurde im Raum Schramberg bei einem Kindergartenkind die südafrikanische Variante entdeckt. Wo sich das Kind angesteckt haben könnte, ist nicht bekannt. Bei den Eltern sei ein anderer Virustypen nachgewiesen worden.

Mit einem Ausbruchsgeschehen konfrontiert ist die Flüchtlingsunterkunft in der Lehrstraße in Rottweil. Dort seien 15 Fälle aufgetaucht. Das Haus wurde abgeschottet, die Bewohner mussten sich in häusliche Absonderung begeben.

Laut dem Gesundheitsamt sind zudem in sechs Kindertageseinrichtungen Virusfälle aufgetaucht. Die Einrichtung, bei der bei einem Kind die südafrikanische Mutante entdeckt worden ist, wurde geschlossen, Kinder und Erzieher befinden sich in Quarantäne. Die PCR-Testung wurde am Dienstag gestartet.

Von Infektionen betroffen sind auch zwei Einrichtungen in Dunningen. In einem Fall habe es 31 Nachweise bei Kindern, Eltern und Erziehern gegeben, davon seien noch neun aktiv. Bei der zweiten Einrichtung hätten Schnelltest fünf Mal positive Ergebnisse gebracht. Auch in Flözlingen, Hardt und Tennenbronn wurde das Virus in Einzelfällen nachgewiesen.

Blick auf die aktuelle Entwicklung

Landrat Michel spricht am Dienstagmorgen von 6230 Infektionen, die seit Ausbruch der Pandemie im Kreis festgestellt worden sind. Allein 630 Fälle gab es im April. Die Inzidenz hat am Freitag erstmals in der dritten Welle den Grenzwert von 200 überschritten.