Sven Kieninger (links) und Manfred Herzner (rechts) vom Turnverein Villingen haben den FDP-Landtagskandidaten Frank Bonath auf dem derzeit verwaisten Hubenloch zu Gast. Foto: Heinig

Der Turnverein Villingen (TVV) verwaltet gerade das Nichtstun. Bis Ende März bleiben alle Sportstätten wegen Corona noch geschlossen. Die Verantwortlichen vermissen von den Regierenden einen Fahrplan und vom städtischen Sportverband ein Lebenszeichen.

VS-Villingen - Frank Bonath, Landtagskandidat der FDP, traf sich auf dem Hubenloch mit dem Vorsitzenden Manfred Herzner und dem Geschäftsführer Sven Kieninger. Sport stärkt das Immunsystem, und die sozialen Kontakte in den Vereinen fördern die seelische Gesundheit. Doch die Coronapandemie lässt beides derzeit nicht zu. "Über 400 Kinder stehen bei uns vor der Tür und warten darauf, dass es wieder losgeht", sagt Herzner.

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Damit nicht genug, ist der Bau der Multifunktionshalle auf dem ehemaligen Goldenbühlsportplatz weiter in die Ferne gerückt. Wegen Corona wurde er zunächst auf 2022 verschoben, Herzner rechnet jetzt aber sogar damit, dass es noch länger dauern kann, bis ein weiteres, dringend benötigtes Raumangebot für den Sportbetrieb gemacht werden kann. Zudem müssen dann auch Fördergelder neu beantragt und aktuelle Zinssätze in die Finanzierung eingerechnet werden. "Wir fangen praktisch bei Null an."

Für Hygienekonzepte viel Geld ausgegeben

Mit den Sorgen und Nöten der Pandemie alleingelassen fühlt er sich vom Sportverband der Stadt. "Ich bin enttäuscht, von dort hört man gar nichts." Wenn es endlich wieder losgeht, rechnet Sven Kieninger wie schon im Juni 2020 mit zunächst eingeschränktem Betrieb, kleinen Gruppen und wachsenden Wartelisten. Dass der TVV dabei kreativ ist, hat er nach dem ersten Lockdown bewiesen, und man blieb auch beim zweiten über Online-Angebote mit seinen mehr als 2000 Mitgliedern in Kontakt (siehe Info). "Das geht aber nicht in allen Bereichen", schränkt Kieninger ein und rechnet mit fehlenden Spitzensportlern in den nächsten Jahren, die normalerweise aus dem Breitensport im Kinder- und Jugendbereich erwachsen würden. Die große Frage sei zudem, ob nach der Aufnahme des Trainingsbetriebes alle jungen Sportler wiederkommen. Um die Jüngeren mache er sich keine Sorgen, Jugendliche ab zwölf Jahre aber, so fürchtet er, haben inzwischen Alternativen für ihre Freizeitgestaltung gefunden.

Ähnliche Gedanken gehen ihm auch zu den Trainern und Übungsleitern durch den Kopf. Manch ein Ehrenamtlicher könnte die Entschleunigung zu genießen gelernt haben. Aber: "Die meisten freuen sich, wenn sie wieder loslegen können", haben Rückmeldungen ergeben. Eine Häufung von Austritten habe der Verein bisher noch nicht registrieren müssen, "aber auch keine Eintritte", sagt Herzner. Dagegen hat der Verein für Hygienekonzepte in den Sporthallen schon viel Geld ausgegeben.

Kapazitätsprobleme bei Sporthallen und Außenanlagen

Die Kapazitätsprobleme bei Sporthallen und Außenanlagen hat auch die Pandemie nicht gelöst. Die Entscheidungsträger müssten Prioritäten setzen, stellt Kieninger fest und schaut auf die zurückliegenden Investitionen der Stadt in die Helios-Arena und das FC-08-Fußballstadion. "Spitzensport muss sich selbst finanzieren", findet er und wünscht sich eine ambitioniertere Förderung für den Breiten- und Nachwuchssport als bisher.

Frank Bonath ist ein Breitensportler, und seine drei Kinder treiben in verschiedenen Vereinen Sport. Er kennt Bewegung als Basis für die Gesundheit und fürchtet "Kollateralschäden" durch die Pandemie. Er will die Gefahren des Virus ernst nehmen, aber "vernünftige und pragmatische" Schutzmaßnahmen ergreifen, die er auch in die Eigenverantwortung zum Beispiel von Vereinen legen würde. Die FDP habe einen Stufenplan für ein Öffnungskonzept vorgelegt, weil "die Menschen Perspektive brauchen, basierend auf stabilen Werten".

Zur "Bewegungssprechstunde" lädt der Turnverein Villingen alle ein, die sich auch während der Pandemie ausreichend viel bewegen wollen und Anregungen gebrauchen können. Im Angebot hat er kostenlose Beratungsstunden für die Fitness zu Hause. Telefonisch können Trainingspläne besprochen, Ideen und Tipps für themenspezifische Videos gegeben werden. Lucia Merz und Sarah Schilling stehen unter der Telefonnummer 07721/2 64 08 montags von 16 bis 18 Uhr, mittwochs von 12.30 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 11 Uhr zur Verfügung.