In normalen Zeiten zwei Fahrten pro Tag zum Stuttgarter Flughafen
Seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 ist das Geschäft um rund 80 Prozent eingebrochen, berichten Petra und Mutter Marianne (70). Sechs Fahrzeuge waren vor der massiven Ausbreitung des Coronavirus und den damit verbundenen Einschränkungen für Taxi Groß auf der Straße unterwegs. "Wir haben dann auf vier Fahrzeuge reduziert, und jetzt sind es noch zwei", berichtet die Tochter. Dabei habe es im Sommer nach einer zumindest leichten Besserung der Lage ausgesehen.
In normalen Zeiten haben Petra Groß und die Aushilfsfahrer zwei Mal täglich Fahrgäste zum Stuttgarter Flughafen gebracht, "seit dem Lockdown war es gerade mal eine Fahrt dorthin, und ein einziges Mal in all den Monaten haben wir Hochzeitsgäste nach Hause gebracht". Auch die Zahl der Krankenfahrten habe merklich abgenommen: "Wegen des Aufnahmestopps in Krankenhäusern habe wir momentan keine Bestrahlungsfahrten, Ende Januar haben wir eine einzige in Aussicht". Monatlich würden sonst Tankkosten von 600 bis 800 Euro anfallen sein, zuletzt seien es rund 90 Euro gewesen.
Erschwerend kam für Taxi Groß dazu, dass die Fahrten für das Stammheimer Sprachheilzentrum (SHZ) – ein nicht unerheblicher Teil der verlässlichen Einnahmen – wegfielen. "Wir sind 35 Jahre lang für das SHZ gefahren. Diese Leistung wurde jüngst aber wegen des Leistungsvolumens europaweit auf fünf Jahre ausgeschrieben. Da konnten wir von vornherein nicht mitbieten, weil wir hätten in Autos und Fahrer investieren müssen", berichtet Marianne Groß.
Am liebsten würde Petra Groß die verbliebenen Fahrzeuge stilllegen, um sich die hohen Versicherungsbeiträge zu sparen. "Das geht aber nicht, weil wir eine Betriebspflicht im Gemeindegebiet Gechingen haben", sagt sie. Die Versicherung sei ihnen aber für einen sechswöchigen Zeitraum etwas entgegen gekommen.
An Corona-Hilfsgelder sei ihr Betrieb noch nicht gekommen, berichten Mutter und Tochter. "Das ist so, weil meine Mutter Rente bezieht. Es ist laut Behörden somit ein Einkommen da und staatliche Hilfe ausgeschlossen", so Petra Groß.
Autos mit Trennscheiben zum Fahrgastbereich ausgestattet
Zusätzliche Kosten hingegen seien dem Betrieb derweil unter anderem entstanden, weil die verbliebenen Autos mit Trennscheiben zum Fahrgastbereich ausgestattet werden mussten. Um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen, hatten zahllose Taxiunternehmer unter dem Dach des Bundesverbands Taxi und Mietwagen e. V. sich Ende November mit einem Schreiben an Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gewandt (siehe "Info").
Ans Aufgeben denkt die 50-Jährige aber auch in der jetzigen, mehr als schwierigen Lage, nicht. "Auch bei der Gesundheitsreform vor Jahren haben wir harte finanzielle Einschnitte hinnehmen müssen. Damals habe ich den Busführerschein gemacht und bin zusätzlich noch Bus gefahren", erzählt die Gechingerin. Das sei heute leider keine Option mehr, "weil es derzeit im Umkreis von 50 Kilometern keine Jobs als Busfahrer gibt". Petra Groß hat "alles Unnötige gekündigt, auch meinen Handyvertrag", um den Betrieb am Laufen halten zu können. Man lebe zurzeit eben sehr sparsam, "und ich will weitermachen in der Hoffnung, dass es wieder bergauf geht".
Am meisten geschmerzt hat Petra und Marianne Groß, zwei Aushilfen nach 30 Jahren im Betrieb wegen der Krise entlassen zu müssen. "Das tut weh, wenn man sich von treuen Seelen trennen muss", sagen beide.
Sparen, 2021 weiter durchhalten und auf bessere Zeiten hoffen lautet für Petra Groß nun die Devise, auch wenn es Tage gibt, an denen sie am liebsten nur die Bettdecke über den Kopf ziehen würde. "Aber Geld ist nicht alles. Hauptsache, man steht jeden Tag gesund auf", sagt die humorvolle Gechingerin. Bei ihnen im Haus werde trotz Krise oft viel gelacht – "in manchen Situationen über unseren Hund und manchmal sogar über uns selbst".
Info: Brandbrief an zwei Bundesminister
Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. machte in einem Schreiben ans Bundesfinanz- und an das Bundeswirtschaftsministerium auf die prekäre Lage des Gewerbes aufmerksam. Bis Ende 2021 werde wegen der Corona-Krise bundesweit mit einem Verlust von 12 000 Unternehmen im Bereich Taxi und Mietwagen sowie etwa 80 000 Arbeitsplätzen gerechnet, wenn keine zusätzlichen Hilfen gewährt würden.
"Als Branche unterstützen wir die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Unsere Unternehmen haben umgehend in Hygienemaßnahmen zum Schutz von Fahrgästen und Fahrpersonal investiert und den Dienst als Teil der Daseinsvorsorge trotz der wirtschaftlichen und gesundheitlichen Herausforderungen aufrechterhalten", heißt es in dem Brief.
Das Taxi- und Mietwagengewerbe lebe von der Mobilität der Menschen, was derzeit nicht mehr möglich sei. Man sehe durchaus Bemühungen um wirtschaftliche Hilfestellungen, allerdings würden diese aus verschiedenen Gründen bei Taxiunternehmen nicht ankommen. Kurzarbeit funktioniere nicht, wenn das Unternehmen einer Betriebspflicht unterliege oder aber aus einem Soloselbstständigen bestehe. "Überbrückungshilfen erkennen zwar Ladenmieten an, die Fahrzeugfinanzierung (Tilgung) werde aber nicht als Kosten anerkannt, obwohl dies einer der wichtigsten Kostenfaktoren der Unternehmen sei.
Personalkosten werden laut Verband nur als kleiner Anteil am den sonstigen Fixkosten anerkannt, "was ein Geschäft mit rund zwei Dritteln Personalkostenanteil nicht angemessen abbildet". Erst recht, wenn eine Betriebspflicht auferlegt sei und das Personal somit unweigerlich eingesetzt werden müsse. Der Verband fordert die beiden Bundesminister auf, das Taxi- und Mietwagengewerbe in den Blick zu nehmen: "Während andere Bereiche der Mobilität spezifische Hilfen bekommen (Busse, Bahnen, Fahgrzeughersteller, Luftfahrt), geht das Taxi- und Mietwagengewerbe weitgehend leer aus", wird in dem Brief betont.
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