Das Virus breitet sich im Kreis Rottweil weiter zügig aus. (Symbolfoto) Foto: peterschreiber.media – stock.adobe.com

Rottweiler Landrat appelliert an Bevölkerung. Disziplinlosigkeit ist ein Problem.

Einträge in Heimen, intensive Testungen und Disziplinlosigkeit im Umgang mit dem Coronavirus könnten zu dem erhöhten Infektionsgeschehen im Kreis Rottweil geführt haben. Der Inzidenzwert liegt bei 400. Der Landkreis plant dennoch keine eigene, strengere Corona-Verordnung.

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Kreis Rottweil - Innerhalb weniger Tage ist der Inzidenzwert an Neuinfektionen im Kreis Rottweil um mehr als 100 gestiegen. Er beträgt seit Montag 399, das Robert-Koch-Institut gibt ihn auf der Instituts-Homepage mit 400,3 an. Das ist der höchste Wert im Land, der 17-höchste Wert im Bund. Der Inzidenz-Wert auf Landesebene beträgt 207. Seit Herbst gibt es 73 Todesfälle, allein im Dezember 47. "Die zweite Welle gewinnt zunehmend an Fahrt", sagt Landrat Wolf-Rüdiger Michel in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern.

Wie konnte es dazu kommen? Dieser Frage treibt auch das Gesundheitsamt und die Landkreisverwaltung um. Laut der stellvertretenden Leiterin des Gesundheitsamts, Petra Sostak, sei es nicht das Problem, dass es einzelne Hotspots gebe. Einträge in Heimen spielten eine Rolle, so Sostak, eine Rolle spielten auch Familien, ebenso Schulen und Kindergärten.

Zudem, so der Hinweis, werde offensichtlich im Kreis Rottweil überproportional viel getestet. Viele Fälle würden erkannt, noch bevor die Betroffenen Symptome zeigten. Das sei bei fast 60 Prozent der Fall. Wie hoch die Zahl der Testungen und dabei die Positivrate seien, könne indes nicht gesagt werden, da das Gesundheitsamt selbst keine Befunde entnehme und es keine Meldepflicht für die Stellen gebe, die Abstriche vornähmen.

Disziplinlosigkeit ein Problem

Landrat Wolf-Rüdiger Michel hat noch eine andere Quelle ausfindig gemacht: ein zu laxer Umgang mit Vorschriften und Regeln. Man könnte das mit Disziplinlosigkeit umschreiben. Beispiele: An Bushaltestellen würden Wartende oftmals nicht die zwingend vorgeschriebene Maske tragen. Michel verweist auf einen Gastwirt, der verbotenerweise heimlich fünf Gäste bewirtete.

Michel appelliert noch einmal eindringlich an die Bewohner des Landkreises, die Regeln zur Eindämmung des Virus’ einzuhalten und sich Reisen und Besuche über die Feiertage gut zu überlegen. Man müsse nicht alles machen, was erlaubt sei. Am besten, so ist den Worten Michels zu entnehmen, wäre es, man würde auf gegenseitige Besuche verzichten. "Jeder Kontakt ist ein Risiko", so Michel.

Die Heime entpuppen sich in dieser zweiten Pandemie-Welle als anfällig. Zunächst, im November, habe es größere Einträge in zwei Heimen gegeben, berichtet Thomas Seeger, der Ordnungsamtsleiter beim Landratsamt. Dies habe zu Ausbrüchen geführt, die inzwischen unter Kontrolle seien. Es habe dort zuletzt keine weiteren Infektionen gegeben.

Drei Heime betroffen

Aktuell seien drei andere Häuser betroffen: eines in Rottweil, eines in Sulz und ein drittes im Umfeld von Sulz. Sowohl Bewohner als auch Pflegekräfte seien krank, weshalb das übrige Personal an die Grenzen der Belastbarkeit komme. Auch hier stehe man mit der Heimleitung in engem Kontakt. Bewohner und Personal würden regelmäßig getestet. Bis weitere Ergebnisse vorlägen, brauche es indes noch einige Zeit.

Petra Sostak äußert, man habe bei den Heimen die Lage unter Kontrolle. In der zweiten Dezemberwoche lag der Anteil der Virusfälle in den Heimen im Vergleich zu denen im Kreis bei 21 Prozent. Inzwischen sei der Wert auf zwölf Prozent zurückgegangen. Es habe relativ viele Todesfälle in Heimen- und Pflegeeinrichtungen gegeben. Auch diese Entwicklung ist laut Sostak rückläufig.

Bei den Familien sei die Erfahrung diese, dass man bei einem positiven Befund berate und darauf hinweise, dass die betroffene Person sich innerhalb der häuslichen Gemeinschaft absondern solle. Oft würden die Ratschläge nicht angenommen mit der Folge, dass sich der Rest der Familie auch mit dem Virus anstecke.

Diffuses Infektionsgeschehen

Der Landrat spricht von einem diffusen Infektionsgeschehen im Landkreis. Und auch wenn der Inzidenz-Wert weit von der erstrebten 50er-Grenze entfernt und zudem der höchste im Land ist, denke man zum jetzigen Zeitpunkt nicht daran, eine eigene, strengere Corona-Verordnung zu erlassen, so Michel. Das habe er in Abstimmung mit dem Landesgesundheitsamt entschieden.

Michel geht davon aus, dass ein Höchststand an Infektionen über den Jahreswechsel erreicht werde. Auch schließe er einen weiteren Anstieg bei der Inzidenz nicht aus. Er hofft, dass die Infektionszahlen ab der zweiten Januarwoche zurückgehen. Das setze indes voraus, dass die Bevölkerung sich an die Regeln halte und nicht über die Stränge schlage.

Die Vorbereitungen für das Kreisimpfzentrum in der Stadthalle Rottweil laufen auf Hochtouren, berichtet der Erste Landesbeamte Hermann Kopp. Die Übergabe mit der Stadt Rottweil sei geregelt, am 28. Dezember werde mit dem Aufbau begonnen, dieser solle am 4. Januar abgeschlossen sein, um am 15. Januar mit dem Impfen beginnen zu können. Gedacht ist, nach einer Anlaufphase, zwischen 750 und 800 Personen am Tag zu impfen.