Luftfilter für Schule und Kindergärten will die Stadt Rottweil anschaffen. Foto: Hoppe

Helfen Luftfilter in Schulen und Kindergärten im Kampf gegen Corona? Können sie das Zünglein an der Waage sein, wenn es darum geht, ob Unterricht weiter in Präsenz abgehalten wird? In Rottweil bleiben solche Fragen unbeantwortet. Den Bedarf will die Stadt aber decken.

Rottweil - Ministerpräsident Winfried Kretschmann dürfte in Baden-Württemberg der prominenteste Zweifler sein, wenn es um die Wirkung von Luftfiltern geht. Dennoch setzt das Land solche Anlagen selbst ein und will auch ein Förderprogramm auflegen. Vergleichbar zwiegespalten stellt sich die Situation in Rottweil dar, wo die FDP-Stadtratsfraktion mit einem Antrag vorgeprescht ist, die Stadt möge diese Fördermittel nutzen, um die Schulen – die Klassen 1 bis 6 – auszustatten.

Die Debatte über Pro und Contra zu Luftfiltern wurde im Gemeinderat Rottweil am Mittwochabend nicht wirklich ausgetragen. Welches Verfahren ist zu empfehlen, wie laut sind solche Anlagen im Betrieb, wie steht es um die Vandalismussicherheit, was ist mit der Wartung – das Spektrum der Meinungen zu solchen Fragen ist etwa so groß wie das Gremium, und den Konfrontationskurs schlug in der Sitzung niemand ein. Bürgermeister Christian Ruf hatte einleitend eine Basis für die Entscheidung bereitet, die auch den FDP-Stadträten eine Zustimmung ohne Bauchschmerzen ermöglichte.

Utopisch

Keinen Sinn mache es, so Ruf, sich über den Einbau von Raumlufttechnik-(RLT)-Anlagen, der ebenfalls förderfähig sein soll, Gedanken zu machen. Zeitlich seien solche Einbauten bis zum Beginn des neuen Schuljahres im Herbst utopisch. Insofern gehe es also um die Frage, ob in Rottweil mobile Luftfilter angeschafft werden sollen. Bei insgesamt rund 200 Klassenzimmern und mit Blick auf jene Schulen, in denen bereits RLT-Anlagen vorhanden sind, habe die Abfrage in den Schulen ergeben, dass Bedarf für maximal 80 Geräte bestehe. Gleichwohl: Den wirklichen Bedarf stuft Ruf deutlich geringer ein, da unter anderem Schulen dabei seien, die sich Luftfilter für jeden Raum wünschten – aber bereits eine fest installierte Lüftungsanlage haben.

Der Vorschlag der Stadtverwaltung daher: mobile Luftfilter für solche Räume, die schlecht gelüftet werden können. Wenn vom Land dann die Eckdaten des Förderprogramms vorliegen, kann man sich ans Bestellen machen – übrigens sowohl für Schulen als auch für Kindergärten. Nachdem der FDP-Antrag zwar neun Ja-Stimmen erhielt, es aber auch 13 Gegenstimmen und eine Enthaltung gab, fiel das Votum zum Vorschlag der Verwaltung einstimmig aus.

Viele Fragenzeichen bleiben indes. Werden ausreichend und rechtzeitig Geräte zu bekommen sein oder werden sie das neue Klopapier? Erfüllen sie dann den erhofften Nutzen – was die Reinigung der Luft aber auch die Verhinderung einer weiteren Homeschooling-Phase betrifft? Darüber wurde, wie gesagt, in der Sitzung gar nicht wirklich diskutiert. Vielleicht stand ja im Vordergrund, was Elke Reichenbach (SPD+FFR) gesagt hatte: Es müsse ein Zeichen für Eltern und Schüler geben, dass sich nicht vergessen sind – "auch wenn es jetzt Geld kostet und die Wirksamkeit umstritten ist".