Ungeimpfte benötigen seit Mittwoch in immer mehr Fällen einen PCR-Test. Foto: Murat

Seit Kurzem gilt für Baden-Württemberg Corona-Warnstufe zwei. Ungeimpfte brauchen nun - mit wenigen Ausnahmen - einen PCR-Test, um Veranstaltungen und Gaststätten in Innenräumen zu besuchen. Doch wie kommt man an einen PCR-Test? Diese Frage ist mitunter gar nicht so leicht zu beantworten, da es keine zentrale Stelle gibt, die Teststellen erfasst. 

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Oberndorf - Landratsämter wie Stadtverwaltungen sind ratlos, wenn Bürger anrufen und fragen, wo sie PCR-Tests bekommen.

Das Landratsamt Freudenstadt bereut es schon, auf seiner Homepage eine Liste angefangen zu haben, auf der die Teststationen im Kreis aufgezählt sind. Denn: die Informationen ändern sich fortwährend. "Wir sind darauf angewiesen, dass die Testzentren uns mitteilen, wenn sich die Öffnungszeiten und Angebote ändern", erklärt Sabine Eisele, Sprecherin des Landratsamts Freudenstadt. Wenn sie das nicht tun, sind die Informationen nicht mehr aktuell. Einige Teststellen seien schon geschlossen. Von den übrigen bieten nicht alle PCR-Tests an. 

Kommunen können nicht alle Teststellen erreichen

Ebenso sieht es im Kreis Calw aus. "Die Testzentren informieren uns nicht, wenn sie schließen", sagt Tina Block, Pressesprecherin der Stadt Nagold. Auch auf kommunaler Ebene gibt es Unklarheit, wo es in den Stadtgebieten PCR-Tests gibt. "Zum einen haben wir nicht die Zeit, alle Stellen wöchentlich abzutelefonieren", sagt sie, "zum anderen haben wir gar keine Telefonnummern".

Viele Testzentren werden von überregionalen Anbietern betrieben, die nur über die weit entfernten Hauptstellen zu erreichen sind. Und auch da ist das Durchkommen nicht immer einfach. Der Anbieter Ecocare zum Beispiel, der das Bürgertestzentrum in Nagold betreibt, sitzt in Düsseldorf. Auf der Homepage findet sich eine Mailadresse, jedoch keine Telefonnummer für spontane Nachfragen.

"Das Problem ist, dass für Ungeimpfte - mit wenigen Ausnahmen - jetzt mit Corona-Warnstufe zwei nur noch PCR-Tests zählen", so Block. "Die Bürger rufen an und fragen uns, wo es die gibt. Und wir haben natürlich den Anspruch, sie zu informieren." Da müsse künftig eine neue Lösung her. Ein weiteres Problem, dessen sich die Bürger bewusst sein müssten: "Es kann mitunter lange dauern, bis das Ergebnis für den PCR-Test da ist."

Zum Thema: Fragen und Antworten - Das gilt für Ungeimpfte in der Warnstufe

Bei Apotheken auch eher keine PCR-Tests

Einen Tag könne die Auswertung in Anspruch nehmen. "Es zählt aber der Zeitpunkt, zu dem der Test gemacht wurde", erklärt sie. Und dann verbleibe nur noch ein Tag, an dem das Ergebnis zum Einsatz kommen kann. "Und dafür zahlt man dann teilweise 70 bis 100 Euro", gibt sie zu bedenken. Bei den Apotheken gebe es auch eher keine PCR-Tests. Das bestätigt die Rosenapotheke in Nagold auf Nachfrage.

Im Kreis Rottweil verweist Brigitte Stein, Sprecherin des Landratsamts, auf die Hausärzte. Auch sie kann nicht sagen, welche Testzentren im Kreis mit welchen Angeboten noch geöffnet sind. Die PCR-Arbeit sei größtenteils auf die Hausärzte übergegangen. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat auf ihrer Homepage eine Karte veröffentlicht, auf der die Corona-Schwerpunktpraxen im gesamten Land zu finden sind. Wichtig bei denen: Vorher anrufen und nach einem PCR-Test fragen.

Hausärzte nicht für "Freizeit-Tests" zuständig - wer dann?

Was sagt das Gesundheits- und Sozialministerium Baden-Württemberg zu der weit verbreiteten Unklarheit? "Letztlich kommt es immer darauf an, aus welchem Grund man einen PCR-Test macht", erklärt Pascal Murmann, Sprecher des Ministeriums. "Hier muss unterschieden werden, ob Corona-Symptome vorliegen oder ob man den Test für den Freizeit-Bereich, beispielsweise für das Restaurant oder Kino in der jetzigen Warnstufe braucht." 

Liegen Symptome vor, müsse sich der Betroffene direkt an den Hausarzt, eine Corona-Schwerpunktpraxis, die Fieberambulanzen oder den Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116117 wenden. Er verweist ebenfalls auf die Übersicht der Kassenärztlichen Vereinigung.

Wenn ein PCR-Test-Anspruch nach Testverordnung des Bundes bestehe, zum Beispiel bei Kontaktpersonen von Infizierten oder bei einem positiven Schnelltest, so seien die Adressen der lokalen Teststellen in der Regel auf den Internetseiten der Stadt- und Landkreise zu finden. Zudem können Teststellen, die Zertifikate über die Corona-Warn-App ausstellen, über ein entsprechendes Suchportal gefunden werden: CWA - Schnellteststellensuche (schnelltestportal.de).

Anders sehe es bei PCR-Tests für den Freizeitbereich in der neuen Warnstufe aus. "Es gibt keine Übersicht des Landes zu Selbstzahler-Angeboten", teilt der Sprecher mit. "Informationen hierzu werden in der Regel auf den Internetseiten der Stadt- und Landkreise veröffentlicht." Demnach sei es nicht so, dass die Freizeit-PCR-Tests an den Ärzten hängen bleiben. "Diese Aufgabe ist nicht alleine auf die Hausärzte übergegangen. Deren Schwerpunkt liegt auf Testungen für symptomatische Patienten und nicht auf dem Ausstellen von Tests für den Freizeit-Bereich", stellt Murmann klar.

Städte und Landkreise haben keine Übersicht

Nun bestätigen verschiedene Städte und Landkreise jedoch, keine Übersicht zu haben. Ist dies möglicherweise gewollt, um "Freizeit-Testen" möglichst zu erschweren? "Nein", so der Sprecher. "Denn nach wie vor hat jede und jeder die freie Entscheidung, sich impfen zu lassen oder eben nicht. Wir werben aber nachdrücklich für die Impfung, denn diese ist der Weg aus der Pandemie – und nicht das Testen. Es ist nun einmal Fakt, dass sich zwar auch Geimpfte infizieren können, die Impfung jedoch zuverlässig vor einem schweren Verlauf schützt." 

Das Land erlebe derzeit eine Pandemie der Ungeimpften. "Das sehen wir nicht nur an den getrennt ausgewiesenen Inzidenz-Werten, sondern auch auf den Intensivstationen." Dort liegen fast ausnahmslos nicht-geimpfte Patienten mit einem schweren Verlauf. Es sei deshalb klar, dass die Einschränkungen bei den Nicht-Geimpften ansetzen müssen. Sie seien Treiber der Pandemie und sorgen für die Belastung des Gesundheitssystems.

"Die Einschränkungen dienen aber auch dem Schutz der gesamten Bevölkerung. Denn wenn die Auslastung der Krankenhäuser zunimmt, müssen auch wieder Operationen, Krebsbehandlungen oder andere nicht zeitlich kritische Eingriffe in den Krankenhäusern verschoben werden."