Noch bis Freitag im Impfzentrum am Fürstengarten im Einsatz: Hansjörg Buck, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts im Zollernalbkreis Foto: Gern

Das Interesse an Impfungen lässt nach – auch in Hechingen. Die Folge: Das Pop-up-Impfzentrum schließt. Wir sagen, wo Impfungen möglich sind und ob das Impfzentrum wieder öffnen könnte.

Hechingen - Die langen Schlangen vor Impfzentren gehören der Vergangenheit an – wieder einmal. Mittlerweile ist genügend Impfstoff vorhanden, zugleich sinkt die Nachfrage. Noch vor wenigen Wochen musste Geduld mitbringen, wer etwa beim Hechinger Pop-up-Impfzentrum einen Termin vereinbaren wollte. Wer sich nun durchklickt, sieht zumindest am Montag noch hellgrüne Felder im Kalender aufleuchten. Und die bedeuten: freie Termine.

 

Doch damit ist in Kürze Schluss. Im Impfzentrum Hechingen wird nur noch bis Freitag geimpft. Auch das Balinger Pop-up-Impfzentrum schließt. "Heute haben wir etwas mehr als 70 Impfungen", sagt Hansjörg Buck, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts im Zollernalbkreis. Zu Spitzenzeiten waren es Buck zufolge zwischen 120 und 140. Die Zahl der Erstimpfungen habe deutlich abgenommen, Booster seien gefragt. "Es kommen auch manche, die bisher unentschlossen waren, ob sie sich zum zweiten Mal impfen lassen sollen", berichtet er. Dabei gehe es vor allem um das Vakzin von Johnson & Johnson, bei dem es zunächst hieß, eine Impfung sei ausreichend.

Zahlreiche Impftermine

Im Zollernalbkreis gebe es "eine sehr gute, flächendeckende, dezentrale Impfstruktur", sagt die Sprecherin des Landratsamts, Marisa Hahn, unserer Redaktion. Die drei Pop-up-Impfzentren in Hechingen, Balingen und Albstadt haben derzeit noch gemeinsam Impfkapazitäten von mehr als 1000 Impfungen pro Tag. Nur: "Diese Kapazität wird aber bei Weitem nicht ausgeschöpft – aufgrund einer zu geringen Nachfrage", berichtet Hahn. Dies lasse sich auch bei anderen Impfaktionen feststellen.

"Der organisatorische und personelle Aufwand stand zuletzt in keinem Verhältnis zu den stattfindenden Impfungen", betont Anja Heinz vom Landratsamt und nennt Zahlen: Mit Inbetriebnahme des Pop-up-Impfzentrums in Hechingen wurden dort an fünf Tagen jeweils etwa 100 Impfungen durchgeführt. "In der vergangenen Woche fanden an zwei Tagen noch jeweils 40 bis 60 Impfungen statt."

Personal wird bei Vor-Ort-Aktionen eingesetzt

Dass das Zentrum schließt, bedeute nicht, dass nicht mehr geimpft werde. Heinz: "Das Personal wird künftig insbesondere bei Vor-Ort-Aktionen von mobilen Impfteams eingesetzt." Sie betont, das finanzielle Einsparungen dabei nicht ausschlaggebend seien. Denn: "Für die Nutzung der kreiseigenen Liegenschaften sind keine zusätzlichen Kosten angefallen."

Im Hechinger Pop-up-Impfzentrum werden auch in dieser letzten Woche nur Impfungen mit Moderna durchgeführt. Unter 30-Jährige, denen Biontech empfohlen wird, können schon jetzt auf Meßstetten ausweichen. Dort werden auch Impfungen für Kinder angeboten – ebenfalls mit Biontech.

Ärzte erklären: Welcher Impfstoff als Booster oder nach Genesung infrage kommt

Kaum Wartezeit

Hausärzte impfen ebenfalls. Doch auch sie bemerken eine geringere Nachfrage. "Nachlassend" beschreibt die Ärztin Katrin Frenzel-Welte aus der Praxis Dirr das Interesse. "Jetzt bekommt meist jeder, der geimpft werden möchte, spätestens in der folgenden Woche einen Termin – das war sonst nicht möglich", sagt Frenzel-Welte. Die meisten Impfwilligen werden geboostert. "Es gibt kaum noch Erstimpfungen."

"Der größte Teil sind Booster-Impfungen", heißt es auch aus der Praxis von Ärztin Heike Ernst-Krause. Für Januar seien noch alle Impftermine vergeben, die Nachfrage gehe aber zurück.

"Wir wissen nicht, ob wir das auffangen können"

Ob das so bleibt? In der Praxis von Ingo Pufke wird damit gerechnet, dass die Zahl der Impfwilligen steigen könnte, sobald das Pop-up-Impfzentrum geschlossen wird. "Wir wissen nicht, ob wir das auffangen können", heißt es. "Bislang impfen wir nur unsere eigenen Patienten."

Dass die Pop-up-Zentren schnell wieder öffnen können, kündigte Stefan Hermann, Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz, bereits an. Die vorhandene Infrastruktur könne "sofort wieder reaktiviert werden". Auch Buck betonte: "Sollte ein neuer Impfstoff auf den Markt kommen oder sollte das Interesse steigen, öffnen wir. Wir sind flexibel."

Weitere Informationen:

Impftermine in den Pop-up-Zentren unter www.zolleralbkreis.de/impfen oder per Telefon: 07433/92 11 11 (Montag bis Donnerstag von 9 bis 12:30 Uhr, von 13:30 bis 15:30 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr).

Kommentar

Von Julia Gern

War’s das schon wieder? Einige Wochen lang Impfungen direkt vor der Haustür, und bald dürfen die Hechinger erneut nach Meßstetten tingeln? So könnte man die Schließung des Pop-up-Zentrums auffassen. Doch: Das Interesse lässt nach, es gibt zwischendurch Leerlauf. Zugleich können Hausärzte recht schnell Termine anbieten. Das Zentrum geöffnet zu lassen, nur um ein paar Dutzend Pikse pro Tag zu vergeben, wäre bequem, aber aufwendig. Wie es der Name Pop-up schon sagt: Was plötzlich auftaucht, kann ebenso schnell verschwinden. Aber: aus der Versenkung auch zackig auftauchen. Sollte also die Impfpflicht kommen oder das Interesse sprunghaft steigen, öffnet das Zentrum erneut. Und zwar "sofort", wie der Landkreis verspricht. Das klingt nach einem Plan, nach Organisation. Gut so! Den Praxistest muss der Kreis gleichwohl noch bestehen.