Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät dazu, die Empfehlung der Ständigen Impfkommission abzuwarten. (Symbolfoto) Foto: dpa/Fabian Sommer

Kinder- und Jugendärzte warnen die Politik nach dem Start des EU-Zulassungsverfahrens für einen Corona-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren vor Impfdruck auf Familien.

Köln/Osnabrück - Nach dem Start des EU-Zulassungsverfahrens für einen Corona-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren haben Kinder- und Jugendärzte die Politik vor Impfdruck auf Familien gewarnt. Er gehe zwar davon aus, dass das Vakzin von Biontech/Pfizer bald zugelassen werde, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Wir als Verband raten aber dringend, anschließend die Empfehlung der Ständigen Impfkommission abzuwarten.“

Die Kommission müsse genau klären, für wen ein Kinder-Impfstoff wirklich sinnvoll eingesetzt werden könne, erklärte Fischbach. Er bezeichnete es als „übergriffig und kontraproduktiv“, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und andere Politiker im Sommer Impfungen von Kindern ab zwölf Jahren eingefordert hatten, bevor Mediziner und Wissenschaftler dazu rieten. 

Einforderung der Politik sorgte für Verwirrung

Dies habe viel Verwirrung bei Patienten und in Familien sowie Arztpraxen verursacht. „Daher sollte sich auch Herr Spahn jetzt tunlichst zurückhalten“, forderte Fischbach. „Ihm fehlt die Expertise, und wir Kinder- und Jugendärzte äußern uns auch nicht zu Themen, von denen wir nichts verstehen.“

Der Mainzer Impfstoff-Hersteller Biontech hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass er zusammen mit dem US-Partnerunternehmen Pfizer in der EU die Zulassung seines Corona-Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige beantragt habe. Für über Zwölfjährige ist das Vakzin in Europa bedingt zugelassen.