Das Vakzin Janssen stammt vom US-Hersteller Johnson & Johnson. (Symbolbild) Foto: dpa/David Zalubowski

Donald Trump hatte einen Exportstopp für Corona-Impfstoffe verhängt, sein Nachfolger, US-Präsident Joe Biden, will das scheinbar beibehalten. Doch Impfstoffhersteller Johnson & Johnson will das umgehen und trotzdem an die EU liefern.

Brüssel - Hintergrund des späten Lieferstarts für den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson in Europa sind neue Zweifel, dass die USA die Ausfuhr dort abgefüllter Impfstoffe gestatten. Deshalb habe das Unternehmen nach eigenen Angaben die Lieferkette umgestellt, um die USA zu umgehen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus EU-Kreisen. Die Abfüllung solle nun an einem anderen Ort stattfinden, und die Änderung brauche etwas Zeit.

Der Impfstoff des US-Herstellers war am Donnerstag in der EU zugelassen worden und die EU hat 200 Millionen Dosen davon bestellt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte aber anschließend in der ARD: „Die Wahrheit ist, dass frühestens Mitte, Ende April mit Lieferungen zu rechnen ist nach Angaben von Johnson & Johnson.“

Impfstoff wurde in den Niederlanden entwickelt

Ursprünglich sollte die Abfüllung - das sogenannte Fill and Finish - des in den Niederlanden entwickelten und teils in der EU produzierten Impfstoffs in den USA stattfinden, auch für Lieferungen an Europa. Lange hieß es, es gebe Zusicherungen aus Washington, dass die für die EU bestimmten Mengen wieder zurückkämen.

Nun bestehe neue Unsicherheit über die amerikanische Linie, bestätigten mehrere Quellen in Brüssel. Dass Johnson & Johnson für die europäischen Lieferungen die Produktionswege umgestellt habe, sei deshalb beruhigend, sagte ein EU-Vertreter.

Trump hat Exportstopp für Corona-Impfstoff verhängt

Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte einen Exportstopp für Corona-Impfstoffe verhängt, den sein Nachfolger Joe Biden nicht aufgehoben hat. Biden hat lediglich angekündigt: „Falls wir einen Überschuss haben, dann teilen wir ihn mit dem Rest der Welt.“ Zunächst will Biden aber in den USA Tempo: Ab 1. Mai sollen alle Erwachsene ein Impfangebot bekommen.

Spahn hatte in der ARD Kritik an den USA anklingen lassen. Der Gesundheitsminister sagte, man habe es auch bei Medikamenten und Tests in den letzten zwölf Monaten immer wieder erleben müssen, dass „bestimmte Produkte die USA nicht verlassen haben“. „Dies finde ich problematisch, auch im Miteinander in der transatlantischen Partnerschaft.“ Dies müsse man nun mit den Partnern besprechen.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson gilt als etwas besonderes, weil er als einziger mit nur einer Dosis den vollen Schutz bieten soll. Zudem kann er in einfachen Kühlschränken aufgehoben werden. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte ihn am Donnerstag als sicher und wirksam bewertet.