Konzerte nur für Geimpfte - sieht so die Zukunft aus? (Symbolfoto) Foto: Axel Heimken/dpa

Hunderte Menschen bei einer Elektroparty oder einem Konzert - das ist derzeit wegen der Corona-Pandemie kaum vorstellbar. Aber was, wenn nur noch geimpfte Menschen zu den Events kommen dürften - wäre das der richtige Ansatz? Veranstalter aus der Region sind bei dem Thema gespalten.

Region - Die Kontroverse angestoßen hat vor Kurzem Ticketverkäufer CTS Eventim. "Wenn es genug Impfstoff gibt und jeder sich impfen lassen kann, dann sollten privatwirtschaftliche Veranstalter auch die Möglichkeit haben, eine Impfung zur Zugangsvoraussetzung für Veranstaltungen zu machen", wurde Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg von der "Wirtschaftswoche" zitiert. Das Unternehmen habe seine Systeme bereits so eingerichtet, dass diese auch Impfausweise lesen könnten, hieß es.

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"Grundsätzlich ist es gut und notwendig, dass über Möglichkeiten diskutiert wird - die Diskussion erscheint aktuell für viele verfrüht, aber Veranstaltungen brauchen Vorlauf - umso größer, umso mehr Vorlauf. Da geht kein On/Off oder auf Sicht fahren. Es braucht Perspektiven, Möglichkeiten und verschiedene Szenarien. Das ständige 'auf Sicht' fahren der Politik kann man sich in diesem Business nicht leisten, denn es braucht neben dem Vorlauf auch das Vertrauen der Besucher von Veranstaltungen", erklärt Mike Wutta von der Trendfactory, zu der das Rottweiler Kraftwerk gehört. Es sei doch normal, dass sich Unternehmen nach zwölf Monaten "Berufsverbot" Gedanken machen müssten, welche Lösungen es geben könne. "Es ist frustrierend, fast ausschließlich zu hören, was warum verboten wird - ohne Perspektiven", klagt Wutta. 

Blick auf das Ende der Pandemie 

Der Geschäftsführer meint, die Debatte sei hinfällig, "sobald sich alle Menschen impfen lassen können". Wutta ist überzeugt, dass es dann nur noch um ein "individuelles Risiko eines jeden Einzelnen" gehe. Bis aber genügend Impfstoff zur Verfügung steht, stellt sich Wutta beim Vorgehen einen Mix aus Schnelltests, Einsatz digitaler Technologien sowie eine Berücksichtigung von gesundheitsrelevanten Daten (R-Wert, Belegung Intensivbetten und Anzahl der schweren Fälle) vor.

Der Kraftwerk-Inhaber hält es ferner für wichtig, den Fokus auch auf das "Ende der Pandemie" zu legen. Wutta findet, es sollte darüber gesprochen werden, was "Ende" in diesem Kontext eigentlich bedeute. Seiner Meinung steht es für die Aufhebung aller Restriktionen. "Auch wenn es weit weg erscheint, sowas macht Mut und Zuversicht", so Wutta.

Perspektiven wünscht man sich auch bei der Stadthalle Balingen. Geschäftsführer Matthias Klein will sich aber nicht an der Diskussion über die Zugangsvorraussetzung beteiligen. "Viel wichtiger ist unserer Meinung nach eine Perspektive beziehungsweise ein Fahrplan für die Wiederöffnung von kulturellen Einrichtungen, auf dessen Grundlage die verlässliche Planung und Durchführung von Veranstaltungen wieder ermöglicht werden kann", so Klein.

Festival-Team fürchtet Zweiklassengesellschaft

Gegen Impfungen als Zugangsvorraussetzung für Kulturevents spricht sich indes das Team von Nightfire Events aus, das hinter dem Vöhringer Festival "Rock am Burghaldenwald" steckt. "Die Regierung will keine Zweiklassengesellschaft und jetzt soll man die Gesellschaft spalten? Aus unserer Sicht ist das eher schlecht", sagt Tim Geiser von Nightfire Events. Sein Team und er haben 2020 bereits eine abgespeckte Version des Festivals unter Hygieneauflagen durchgeführt. So wurde beispielsweise der Zuschauerbereich durch Holzzäune in Parzellen eingeteilt. Die Erfahrung vom Sommer: "Das ist lösbar, das ist machbar", so Geiser. 

Der Organisator findet die Diskussion um Zugangsvoraussetzungen grundsätzlich spannend. Er fragt sich, wie dann mit Veranstaltungen verfahren würde, bei denen der Zutritt nicht über Eintrittskarten geregelt wird - etwa Fasnachtsumzüge, kleinere Sport-Events oder ähnliche Termine. Es wäre doch unfair und unsinnig, nur Zugangsvoraussetzungen für Events zu erlassen, bei denen Karten verkauft würden, so Geiser. Er fragt sich außerdem, wo bei den Bedingungen Halt gemacht werde: Würden nur Ungeimpfte von Events ausgeschlossen? Oder dann auch beispielsweise erkältete Gäste? "Wo hört das auf?", will Geiser wissen. Sein Resümee aller Überlegungen: "Unserem Team wäre es am liebsten, wenn es bei der Eigenverantwortung der Menschen bleibt."