Das Infektionsgeschehen ist diffus: Jeder Punkt zeigt einen von Coronainfektionen betroffenen Haushalt. Die Farbe gibt Auskunft über die Anzahl der Infizierten im jeweiligen Haushalt. Foto: Landratsamt

Nachdem bundesweit die Infektionszahlen immer weiter sinken und mancherorts schon wieder die Biergärten öffnen, bleibt die Inzidenz im Zollernalbkreis hoch. So hoch, dass der Landkreis am Dienstag laut dem RKI bundesweiter Spitzenreiter ist.

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Zollernalbkreis - Die Zeichen stehen deutschlandweit auf Entspannung. Seit Anfang Mai gehen die Infektionszahlen immer weiter abwärts. Bundesweit lag die Inzidenz vor zwei Wochen noch bei über 150. Am Dienstag war sie nur noch bei 73. Und im Zollernalbkreis?

Dort breitet sich das Virus offenbar nach wie vor ungehindert aus. Während der Landkreis Anfang der Woche Spitzenreiter in Baden-Württemberg war, musste er sich am Dienstag mit dem unrühmlichen Prädikat "Deutscher Inzidenzmeister" schmücken. Die Inzidenz von 213,3 konnte kein anderer Landkreis überbieten. Am Mittwoch sank die Inzidenz wieder unter die 200er-Marke. Der Wert ist im bundesweiten Vergleich allerdings weiterhin sehr hoch.

Mountain Bike World Cup in Albstadt kein Auslöser

Was läuft hier schief? Man sei "rund um die Uhr im Einsatz", teilt Landrat Günther-Martin Pauli im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten mit. "Um mögliche Infektionsherde schnell zu identifizieren, drehen wir praktisch jeden Stein um." Die Aufschlüsselung der Neuinfektionen nach einzelnen Städten und Gemeinden zeige, dass der gesamte Landkreis betroffen sei, teilt das Landratsamt mit. Es gebe keine besonderen Häufungen in bestimmten Ortschaften. Außerdem würde weiterhin eine Vielzahl der Neuinfektionen im privatem Bereich stattfinden.

Spekulationen, dass das hohe Infektionsgeschehen auf den Mountain Bike World Cup in Albstadt zurückzuführen sei, erteilt das Landratsamt eine klare Absage. Bei der Veranstaltung waren keine Zuschauer zugelassen, und sämtliche Teilnehmer wurden vor Betreten des Veranstaltungsgeländes getestet. Dabei wurden insgesamt vier positive Fälle festgestellt, so das Landratsamt. Auch das Ende des Fastenmonats Ramadan hat mit den daraus resultierenden Festen "bislang keinen bedeutenden Einfluss" zum Infektionsgeschehen gehabt, erklärt das Landratsamt.

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Die am stärksten betroffene Gruppe bezüglich der Neuinfektionen ist die Altersklasse zwischen 20 und 40 Jahren, teilt das Landratsamt darüber hinaus mit. Da viele dieser Menschen berufstätig sind, richtet Gesundheitsdezernentin Gabriele Wagner einen dringenden Appell an die Bürger: "Wir empfehlen dringend, dass Betriebe ihren Mitarbeitenden nicht nur Selbst- und Schnelltests zur Verfügung stellen, sondern diese verstärkt verpflichten, Tests durchzuführen."

Ratlosigkeit über sinkende Inzidenzen in anderen Landkreisen

Warum andere Landkreise sinkende Inzidenzen dokumentieren, darüber herrscht große Ratlosigkeit. Auf die Frage, wie der Schwarzwald-Baar-Kreis die Inzidenz-Wende geschafft hat, verweist die Pressestelle auf sinkende Zahlen auf Landes- und Bundesebene bei den Neuinfektionen. Vor nicht allzu langer Zeit, nämlich am 2. Mai, verzeichnete der Schwarzwald-Baar-Kreis eine Sieben-Tage-Inzidenz von 279,1, jüngst waren es weniger als 110.

Über diesen sinkenden Trend heißt es von der Pressestelle: "Wir gehen davon aus, dass dies auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist." Zum einen sei der strengere Lockdown mit seinen Auswirkungen spürbar, und zum anderen schreiten die Impfungen voran", heißt es weiter. Beide Argumente könnte man auch für den Zollernalbkreis anführen, und doch hatte die Region am Dienstag die höchste Inzidenz Deutschlands.

Auch der Ortenaukreis scheint bei der Bekämpfung der Pandemie besser voranzukommen: Dort lag die Sieben-Tage-Inzidenz jüngst bei gerade einmal 59,6. Warum die Zahlen sinken? Das vermochte ein Sprecher nicht genau zu beantworten, er nennt die "konsequente Kontaktnachverfolgung", stellt aber auch klar: "Das sind reine Spekulationen."