Von der Öffnung der Außengastronomie ist der Kreis Rottweil weit entfernt.Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder Bote

Es schwingt Frust mit in der Telefonkonferenz des Landratsamts am Donnerstag: "Wir kommen nicht nachhaltig mit der Inzidenz runter. Schade", so Landrat Wolf-Rüdiger Michel, der dies abermals mit einem Appell an die Bürger verbindet: "Lassen Sie sich impfen".

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Kreis Rottweil - 214 neue Corona-Infektionen in sieben Tagen – das ist eine Menge und führt dazu, dass der Kreis Rottweil nach einer zeitweiligen Absenkung mit der Inzidenz am Mittwochabend wieder auf 153 stieg. Es sei ein dauerndes Pendeln zwischen 130 und 160. "Dabei war der Schritt zu Click & Meet schon in Reichweite", bedauert Michel.

Fünf Tage unter 165

Immerhin ist mit dem Donnerstag gemäß RKI-Feststellung der fünfte Tag unter 165 wieder einmal geschafft, was bedeutet, dass Schulen und Kitas nach den Pfingstferien wieder öffnen beziehungsweise die Schulen in den Wechselunterricht eintreten können – sofern die Zahlen das dann weiterhin hergeben.

Man sei "gefangen im Automatismus der Bundesnotbremse", so der Landrat. Er wisse, dass die Folgen den Bürgern mittlerweile schwer zu vermitteln seien.

15.000 Zweitimpfungen

Positiv sei der Fortgang der Impfungen. Diese Woche werden im Kreisimpfzentrum (KIZ) rund 3000 Impfungen verabreicht. Insgesamt sind es seit Beginn 39.000 Impfungen, weitere 2500 erfolgten durch externe Mobile Impfteams, 13 000 durch die Hausärzte. Macht 55.000 Impfungen, davon sind 15.000 bereits Zweitimpfungen.

Laut KIZ-Koordinator Nicos Laetsch wurde das erste und vorerst einzige Angebot mit dem Johnson & Johnson-Impfstoff sehr gut angenommen. Die 900 Impfdosen wurde alle verimpft.

Ausbrüche in Heimen

Etwas verschlechtert hat sich die Lage in den Heimen. Nachdem es dort zeitweilig fast gar keine Infektionen mehr gegeben hatte, sind nun in allen Heimen und Einrichtungen aktuell vier Bewohner und neun Mitarbeiter infiziert. Dabei sind laut Thomas Seeger, Leiter des Ordnungsamts im Kreis, auch Personen betroffen, die bereits geimpft sind. Bei diesen "Impfdurchbrüchen" seien die Verläufe milde. Von sechs Betroffenen aus dem Pflegepersonal ist nur einer geimpft. Warum bei den Pflegenden die Impfbereitschaft teilweise nicht so hoch war, so Michel auf Nachfrage, könne auch er nicht verstehen. Es sei eben, so Stephan Vilgis vom Gesundheitsamt, eine individuelle Entscheidung.

Woran liegt’s?

Und woran liegt es nun, dass die Inzidenz wieder steigt? Laut Vilgis sei das Infektionsgeschehen weiter recht diffus, es gebe aber zwei Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen, einen in einer Kita, zwei in Firmen und einmal – in Deißlingen – war die infizierte Person in einer Gemeinderatssitzung. In den meisten Fällen seien die Ausbruchsgeschehen bereits eingrenzt. Die Fälle der südafrikanischen und der brasilianische Variante seien inzwischen überstanden. Weitere gebe es aktuell nicht. Und auch die als "besorgniserregend" eingestufte indische Variante sei im Kreis Rottweil noch nicht nachgewiesen worden.

Blick auf Nachbarkreise

Betrachtet werden müsse auch die Entwicklung in den Nachbarlandkreisen, so Vilgis. Die hohe Inzidenz im Zollernalbkreis beispielsweise habe auch Einfluss auch den Kreis Rottweil, denn das Virus mache schließlich an der Kreisgrenze nicht halt. Es gebe vielfältige Beziehungen durch Familie oder Arbeitsstätte. Dabei, so betonte Landrat Michel, gehe es aber keineswegs um Schuldzuweisungen. Schließlich sei auch vom Kreis Rottweil mit einer Inzidenz von rund 400 vor Weihnachten einiges ausgegangen. Kein Landkreis könne da letztlich was dafür.

Intensivbetten ausreichend

Die gute Nachricht: Die Kapazitäten an Intensivbetten und Beatmungsbetten im Kreis Rottweil sind laut Vilgis "wirklich ausreichend". Insgesamt zeige sich der Fortschritt der Impfungen, betonte Michel. "Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich, die Familie und andere", so der Landrat. Es zeige sich leider außerdem immer wieder, dass ein Teil der Bürger die Regeln nicht beachte und so die Infektionszahlen nach oben treibe. Manche Infektionen wiederum ließen sich nicht verhindern. Den 100prozentigen Schutz gebe es nicht. Der "Hauptansteckungspunkt" sei weiter die Familie.

Warten auf die EU

Was den elektronischen Impfnachweis angeht, so hoffe man "auf baldige Klarheit". Momentan befinde man sich hier leider im Blindflug. "Die EU muss in die Pötte kommen", so Michel. Nicos Laetsch betonte, dass alle digitalen Daten in den Kreisimpfzentren vorlägen und jederzeit in ein entsprechendes System übertragen werden könnten. Ein Alleingang auf Kreisebene sei aber bei diesem Thema nicht möglich.

Für die weitere Entwicklung wünscht sich Landrat Michel weiter die Einhaltung aller geltenden Regeln. Und man hoffe auf gutes Wetter, damit sich die Menschen mehr im Freien aufhalten und es dem Virus nicht mehr so leicht gemacht werde.