In Schulen gilt auch nach den Sommerferien Maskenpflicht. Inzidenzabhängige Maßnahmen – wie Wechselunterricht – entfallen. (Symbolfoto) Foto: Georgios Kefalas/KEYSTONE/dpa

Jetzt sind die Signale des Landes eindeutig: Das Kreisimpfzentrum in Rottweil wird Ende September geschlossen. Zeichen für ein Ende der Pandemie? Mitnichten, meint der Gesundheitsamtsleiter, der weiter steigende Zahlen voraussagt. Viele Reiserückkehrer, vor allem aus dem Kosovo, kommen infiziert zurück. Die Infizierten werden immer jünger.

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Kreis Rottweil - Gleichzeitig sinkt das Impfinteresse weiter, wie in der Telefonkonferenz mit dem Landratsamt zur aktuellen Lage am Dienstag deutlich wird. Der Gesundheitsamtsleiter hält dies nicht zuletzt mit Blick auf Herbst und Winter für fatal, wenn Corona-Infektionen mit zusätzlichen Atemwegserkrankungen zusammentreffen und den Krankheitsverlauf schwierig machen können. Aktuell liege ein 45-Jähriger ohne Vorerkrankungen auf der Intensivstation, so Adam. Auffällig sei, dass die Infizierten immer jünger werden. "Die Hälfte ist unter 40", so Adam, ein großer Teil sogar unter 30. Aktuell gelten 186 Personen im Kreis als infektiös, im August waren es insgesamt bereits 856.

Kosovo weiter Hotspot

Vor allem aufgrund der Reiserückkehrer werde die Inzidenz weiter nach oben gehen, auf deutlich über 200, schätzt Adam. Die Zahlen würden auch in anderen Kreisen kontinuierlich steigen. Im Kreis Rottweil seien weiterhin vor allem Reiserückkehrer aus dem Kosovo sowie teilweise aus Kroatien, Nordmazedonien und Bosnien das Problem. "Wir wissen nicht, was da los ist", wundert sich der Gesundheitsamtsleiter über die hohe Zahl der Infizierten.

Zweifelhafte Tests

Bei der Befragung habe sich jedoch Interessantes ergeben: So seien einige wohl mit einem negativen Test nach Deutschland eingereist, obwohl sie bereits seit Tagen Symptome hatten. Sie wollten jedoch wohl angesichts der besseren Behandlungsmöglichkeiten unbedingt zurück nach Deutschland. "Das sagt viel über die Testqualität dort aus", so Adam. Insgesamt gab es allein in der letzten Augustwoche 149 neue Corona-Fälle im Kreis. Bei 40 Prozent aller Fälle im August haben sich die Menschen im Ausland angesteckt – diese haben die Infektion dann in ihrem Umfeld Zuhause weitergetragen.

Ein kleinerer Ausbruch in einer betreuten Einrichtung im Kreis sei auf eine ungeimpfte Betreuungskraft zurückzuführen. Dies liege "im Maß der eigenen Verantwortung, wenn man in der Pflege mit älteren Menschen ungeimpft arbeitet", so der Gesundheitsamtsleiter, der wie immer appelliert: "Lassen Sie sich impfen." Dies sowohl zum eigenen Schutz, als eben auch zum Schutz anderer.

Sinkendes Interesse

Auch der Erste Landesbeamte Hermann Kopf bedauert das sinkende Impfinteresse in der Bevölkerung und vermutet ein "fehlendes Risikobewusstsein" angesichts der zuletzt gesunkenen Inzidenz. Es sei jedoch noch zu früh, um die Sache "einfach laufenzulassen". Wenn das Virus jetzt auf die leichte Schulter genommen werde, sei das vom Gesundheitssystem nicht zu schaffen. Man habe versucht, mit mobilen Impfaktionen in den Gemeinden und auf Supermarktparkplätzen weitere Anreize zu schaffen. Dies sei von den Bürgern bislang "zufriedenstellend" angenommen worden.

Jetzt Auffrischung

Ab September könnten nun im KIZ die Auffrischungsimpfungen für die berechtige Gruppe – über 80-Jährige und entsprechend Vorbelastete – erfolgen. Es sei schwer einzuschätzen, was da auf das KIZ zukommt. Unklarheiten gibt es auch noch bezüglich eventueller Impfangebote an Schulen. Vom Land sei nun klargemacht worden, dass das KIZ in der Rottweiler Stadthalle Ende September geschlossen wird, so Kopf. Dann gehen Impfungen auf die Hausärzte über oder es werden mobile Lösungen geschaffen.

Aktion am Wochenende

Laut Fritz Haberer vom Leitungsteam des KIZ gab es in der letzten Augustwoche 873 Impfungen. Vermehrt seien auch Eltern mit 12- bis 17-jährigen Kindern dabei. Es sei jedoch "nicht die große Masse". Das Mobile Impfteam mache sich jetzt auf zu den Auffrischungsimpfungen in Heimen im Kreis. Er wirbt außerdem für die Imfpaktion am Freitag und Samstag auf dem Real-Parkplatz in Oberndorf.

Schüler weiter mit Maske

Auf eine ganze Reihe neuer Verordnungen verweist Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger. Das Wichtigste: Indizenzabhängige Maßnahmen in Schulen – wie früher Präsenz-/Wechselunterricht – entfallen, Sport ist normal zulässig. Bei einem positiv getesteten Schüler kann Quarantäne für andere entfallen, wenn fünf Tage hintereinander ein negativer Test gemacht wird. Schlechte Nachricht für viele Schüler: Die Maskenpflicht gilt weiterhin und gelüftet werden muss nach wie vor – auch bei Luftfiltern.

In Kindergärten und Kitas entfällt die Testpflicht für bis Fünfjährige sowie Sechs- bis Siebenjährige, die nicht eingeschult sind. Bei einem Corona-Fall reicht nur ein negativer Test bei allen aus der Gruppe, um die Quarantäne abzuwenden. Fazit: Es bleibt weiter alles gar nicht so einfach zu durchschauen.