Nach einem Public-Viewing zum EM-Endspiel in Spaichingen muss eine Rottweiler Schulklasse in Quarantäne. (Symbol-Foto) Foto: Güttler/dpa

Die Folgen der EM und der ersten Urlaubsrückkehrer machen sich im Landkreis bereits bemerkbar. Noch ist die Lage mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 5,7 entspannt, doch die Zahlen bewegen sich in die falsche Richtung. Könnte es bereits im September zur vierten Welle kommen?

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Kreis Rottweil - Auf die Heiterkeit während der Fußball-Europameisterschaft folgt die Quittung: Das EM-Endspiel am 11. Juli hinterlässt seine Spuren. Dem Public-Viewing in einer Espresso-Bar in Spaichingen konnten laut dem Gesundheitsamt Tuttlingen sechs Fälle mit der Delta-Variante zugeordnet werden. Wegen fehlender Dokumentation über Besucher in der Bar, gestaltet sich die Personennachverfolgung allerdings als äußerst schwierig.

Dennoch: Es konnten viele Kontaktpersonen mit dem Vorfall in Zusammenhang gebracht werden – so auch Schüler einer Schulklasse aus Rottweil, die nun in Quarantäne geschickt wurde. Stephan Vilgis vom Gesundheitsamt erklärte bei der Telefonkonferenz des Landratsamts am Freitag, dass bei den Schülern bislang keine Infektion nachgewiesen wurde. Er vermutet, dass weniger Personen in Quarantäne hätten gehen müssen, wenn das Tragen einer Maske an den Schulen noch verpflichtet gewesen wäre.

Reiserückkehrer bringen das Virus in den Landkreis

Auf die EM folgen nun die Sommerferien – dem Gesundheitsamt und auch dem Landrat scheint das noch ein Dorn im Auge zu sein, denn bereits jetzt bringen zahlreiche Reiserückkehrer das Virus in den Landkreis. Eine Untersuchung vom 20. Juni habe ergeben, dass ein knappes Drittel der Neuinfektionen auf Auslandsrückkehrer zurückzuführen seien. "Auslandsreisen für nicht oder nicht vollständig geimpfte stellen ein hohes Infektionsrisiko dar", warnt Landrat Wolf-Rüdiger Michel.

Erst kürzlich hat ein infizierter Reiserückkehrer in Sulz nach der Teilnahme bei einer Sportveranstaltung für Aufregung gesorgt. Laut Vilgis seien in Sulz derzeit 30 Personen in Quarantäne. "An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, dass der Reiserückkehrer das Virus eingetragen hat", erklärt er. Er empfiehlt, auf Auslandsreisen so gut es geht zu verzichten, insbesondere wenn man noch nicht oder nicht vollständig geimpft sei. Insgesamt sind laut Vilgis im Landkreis derzeit (Stand 23. Juli) 16 Personen infiziert und 46 Kontaktpersonen in häuslicher Quarantäne.

Mit der inzwischen dominierenden Delta-Variante wurden bislang 22 Fälle im Landkreis registriert. Von den davon derzeit sieben aktiven Fällen seien alle Infizierten nicht oder nicht vollständig geimpft. Vilgis betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig eine Impfung für den Schutz vor einer Infektion sei.

Im Hinblick auf die aktuellen Infektionszahlen ist im Vergleich zu den Vormonaten laut Michel dennoch eine deutliche Entspannung wahrzunehmen. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 5,7 im Landkreis befindet sich die Anzahl der Neuinfektionen auf niedrigem Niveau, diese liegt knapp vier Wochen in Folge unter zehn und damit unter dem derzeitigen Landesschnitt. Im Juli seien bislang knapp 30 Neuinfektionen registriert worden.

Keine neuen Fälle in Pflegeheimen

Allerdings, gibt der Landrat zu Bedenken, bewege sich die Inzidenz seit 14 Tagen in die falsche Richtung. Im Vergleich zum Jahr 2020 nimmt die Inzidenz vier Wochen früher zu. Michel befürchtet, dass es dadurch schon im September zur vierten Welle kommen könnte. Auch Vilgis rechnet mit einem Anstieg der Inzidenz in den nächsten Wochen, das zeichne sich auch in den Nachbarlandkreisen ab. Die Testzahlen haben Vilgis zufolge im Vergleich zu vor vier Wochen stark abgenommen.

Gute Nachrichten gibt es aus den Pflegeheimen. Dort wurden keine neuen Fälle registriert. Michel lobt auch die Arbeit des Kreisimpfzentrums, der Haus- und Betriebsärzte sowie der Pop-Up-Impfteams. Zum 18. Juli seien 56,7 Prozent der Bevölkerung des Landkreises einmal geimpft und 47,7 Prozent voll immunisiert gewesen. Das sei überdurchschnittlich im Landesvergleich, betont Michel, dennoch sei noch Luft nach oben und er merkt an: "Das Impfinteresse könnte größer sein."

Laut Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger sei am 6. und 7. August eine Impfaktion auf dem Kaufland-Parkplatz in Rottweil geplant. Martine Hielscher vom Kreisimpfzentrum wies darauf hin, dass das Impfzentrum seit Montag offenes Impfen ohne Anmeldung anbietet – auch für Personen, die nicht aus dem Landkreis kommen. Am Montag, 26. Juli, und Donnerstag, 29. Juli, finden dort "Lange Impftage" statt, bei denen das Impfzentrum zwischen 7 und 21 Uhr geöffnet haben wird.

Rechtlich habe sich seit Anfang Juli nichts geändert, meint Seeger, allerdings laufe die aktuell gültige Corona-Verordnung zum 26. Juli aus. Wie die neue Verordnung Aussehen wird, sei bislang noch nicht bekannt.

Erste bereits veröffentlichte Details gebe es aber für den Schulanfang nach den Sommerferien. In den ersten 14 Tagen nach den Sommerferien soll es eine Maskenpflicht geben und auch regelmäßige Testungen an den Schulen seien vorgesehen.