Ein Test vor der Einreise nach Deutschland – manche Rückkehrer nutzen dazu einen gekauften negativen Test, so das Gesundheitsamt. (Symbolbild) Foto: © Patrick Daxenbichler – stock.adobe.com

Der Blick richtet sich auch im Kreis Rottweil von der Inzidenz weg hin zu den Kliniken: Dort steigt die Zahl der Covid-Patienten, die stationär behandelt werden müssen. Und: Die Patienten im Krankenhaus sind jung – und alle ungeimpft. Gegensteuern will man unter anderem mit einem "Impfsonntag" für Familien am 19. September.

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Kreis Rottweil - Bei der Telefonkonferenz des Landratsamts zur aktuellen Corona-Lage erklärte der Erste Landesbeamte Hermann Kopp in Vertretung des Landrats, dass man gerade hinsichtlich der Patientenzahlen mit gewisser Sorge in Richtung Herbst blicke. "Es gibt keinen Anlass, sich zurückzulehnen", so Kopp. Umso bedauerlicher sei das inzwischen "durchwachsene Impfinteresse". Auch Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam meint, dass man nur mit einer deutlich höheren Impfquote gut durch den Herbst komme.

Aktion am 19. September

Die stationär zu behandelnden Corona-Patienten – aktuell sind es 16 in den Klinken im Kreis – seien ungeimpft. Das Alter bei den schweren Verläufen liege aktuell zwischen neun und 41 Jahren. Die betroffenen Kinder liegen laut Adam nicht hier im Krankenhaus, sondern in der Klinik in Villingen-Schwenningen. "Es gibt keine schweren Verläufe mehr bei Geimpften, die sich infizieren", sagt Adam. Von den 230 aktiven Fällen sei rund die Hälfte unter 30 Jahre alt. 80 Prozent der Betroffenen weisen Symptome auf. 77 Prozent der Erkrankten seien nicht geimpft.

Ein Impfsonntag für Schüler und Familien – aber auch für andere Interessierte – wird deshalb nun am 19. September von 11 bis 16 Uhr im Kreisimpfzentrum in Rottweil angeboten. Laut Fritz Haberer vom KIZ-Leitungsteam können Impfwillige einfach vorbeikommen.

200 Impflinge bei Real

Von den 890 Impfungen in der vergangenen Woche im KIZ seien 187 bei 12- bis 17-Jährigen vorgenommen worden. Insgesamt habe man, seit dies möglich ist, inzwischen 1100 Kinder und Jugendliche geimpft.

200 der Impfungen in der vergangenen Woche gehen außerdem auf die Aktion am Oberndorfer Real-Markt zurück. Die Gelegenheit, sich beim Einkaufen den Pieks zu holen, haben also recht viele Bürger genutzt.

Auf gute Resonanz wird nun auch beim Impfsonntag gehofft – nicht zuletzt mit Blick auf den Schulstart. Man sei gespannt, ob es Anfragen von Schulen zu Impfaktionen vor Ort gebe, so Kopp. Die Mobilen Impfteams beginnen aktuell mit den Auffrischungsimpfungen in Heimen.

Mit der Inzidenz liege man, die Region betrachtet, im Mittelfeld, so Hermann Kopp. Gesundheitsamtsleiter Adam nennt weiterhin Reiserückkehrer als Hauptproblem. 46 Prozent der akuten Fälle im Kreis hätten sich im Ausland angesteckt. Am problematischsten seien nach wie vor Einreisen aus dem Kosovo, aus der Türkei, aus Nordmazedonien und Serbien.

Gekaufte negative Tests

Der Großteil der Meldungen kämen über Fluggesellschaften, rund 25 Prozent seien Pkw-Einreisen. "Hier fahren viele zudem unterm Radar", so Adam. Er habe nun bei Befragungen erfahren, dass es negative Tests beispielsweise im Kosovo ganz einfach zu kaufen gebe.

Etliche Großfamilien

Das wirkt sich dann im Landkreis auf die Zahlen aus: In Rottweil, Oberndorf und Schramberg sowie in Wellendingen sei die hohe Zahl der Fälle auf infizierte Großfamilien zurückzuführen. In Vöhringen gibt es Fälle in einem privaten Betreuten Wohnangebot, das nicht der Heimaufsicht unterliege. 165 Personen befinden sich aktuell im Kreis in häuslicher Absonderung.

Auch Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger wies darauf hin, dass die entscheidende Größe für weitere Maßnahmen künftig die Zahl der Patienten in den Kliniken sein werde. Man hoffe deshalb, so betonte auch Hermann Kopp abschließend, dass das Kreisimpfzentrum noch von möglichst vielen Bürger genutzt wird. Man könne auch zunächst nur für eine Beratung vorbeikommen. Wer den Impfsonntag am 19. September nutzen will, muss die Zweitimfpung dann beim Hausarzt vornehmen lassen. In der Rottweiler Stadthalle ist das Corona-Kapitel KIZ zum 30. September beendet.