Die britische Virusmutante ist im Kreis weiter auf dem Vormarsch. Vor allem Kleinkinder sind betroffen. Bei infizierten Kindern wurde die Mutation in 95 Prozent der Fälle nachgewiesen. (Symbolfoto) Foto: Andrea – stock.adobe.com

Die Corona-Pandemie im Kreis ist in eine neue Phase getreten. Zwei Erkenntnisse: Die britische Virusmutante ist auf dem Vormarsch. Vor allem Kleinkinder infizieren sich mit ihr. Die Inzidenz bleibt ein spannendes Thema. Der Dienstag hat eine kurze Verschnaufpause gebracht. Mehr nicht. 

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Kreis Rottweil - Noch einmal Glück gehabt – das hat der Landkreis mit der Inzidenz an Neuinfektionen. Zwei Tage lang lag der Wert über 100, am dritten Tag, das war am Dienstag, rutschte er knapp unter die 100. Damit waren weitere Verschärfungen der bestehenden Corona-Regeln vom Tisch. Vorerst. Denn die Frist läuft wieder, sobald die Inzidenz über den Wert von 100 klettert.

Am Mittwoch war es schon wieder soweit. Der Wert wurde am späten Nachmittag mit 114,4 angegeben. Jetzt geht das Ganze von vorne los: Wenn drei Tage lang die 100er-Marke gerissen wird, muss die Landkreisverwaltung die Notbremse ziehen. Dann drohen weitere Einschränkungen im Einzelhandel und möglicherweise auch Ausgangsbeschränkungen.

Am Mittwoch wurden 27 Neuinfektionen gemeldet. Es gibt auch einen weiteren Todesfall. Es handelt sich um einen Mann Anfang 90.

40 Prozent der Infektionen im Raum Schramberg

Das Ausbruchsgeschehen in dem Schramberger Stadtteil Tennenbronn gewährt mehrere Einblicke in das aktuelle Infektionsgeschehen. Die britische Virusmutante verbreitet sich immer mehr im Landkreis und immer mehr Kinder und Jugendliche stecken sich mit dem aggressiveren Krankheitserreger an.

139 Fälle sind im Landkreis in den vergangenen sieben Tagen gezählt worden. 40 Prozent davon sind in der Stadt Schramberg aufgetreten – mit Schwerpunkt Tennenbronn. Darüber informierte Landrat Wolf-Rüdiger Michel in einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen. Auffällig ist, dass 24 Kleinkinder infiziert sind, in der Altersgruppe der Elf- bis 19-Jährigen sind es elf. Dem gegenüber stehen lediglich 16 Infektionen bei den über 60-Jährigen.

Vor Weihnachten waren überwiegend Ältere betroffen

Am Höhepunkt der zweiten Infektionswelle, in den Tagen rund um Weihnachten, gab es ein anderes Bild. Da waren vor allem die älteren Bürger betroffen. Die Impfkampagne des Landkreises, die darauf abzielt, vor allem die schwächeren und älteren Menschen zu impfen, zeige Wirkung, so der Landrat.

Vor der britischen Mutante wiederum wird gewarnt. Es kommt nicht von ungefähr, dass nun vor allem die Jüngeren in dieser dritten Welle getroffen werden. Bei 95 Prozent der Kleinkinder ist die Variante festgestellt worden. Bei den bis 16-Jährigen sind es 85 Prozent. Insgesamt beträgt der Anteil der britischen Variante bei allen Infizierten im Kreis nun 69 Prozent. Was macht das alles deutlich? Das Gesundheitsamt weist darauf hin, dass der Virusableger weit ansteckender sei als die Ursprungsform. Die Viruslast in der Atemluft sei weitaus höher, die Krankheitsverläufe oft schwerwiegender. Das zeige sich auch bei den betroffenen Kindern. Auch sie zeigten Symptome wie Husten, Fieber, Hals- und Kopfschmerzen.

Kritik von Eltern an Spielplatz-Schließungen

All diese Erkenntnisse hätten dazu geführt, in der Gesamtstadt von Schramberg die Spielplätze und Sportstätten zu schließen. Denn Kinder würden und könnten beim Spielen die notwendigen Abstände nicht einhalten.

Diese Maßnahme ruft energische Kritik in der Stadt hervor. Eltern wenden sich mit einem offenen Brief an den Landrat und die Oberbürgermeisterin. Dass die Corona-Verordnung für die Gesamtstadt Schramberg gelte, wo doch der Stadtteil Waldmössingen mehr als 20 Kilometer von Tennenbronn entfernt liege, begründet das Gesundheitsamt damit, dass im Zusammenhang mit dem Ausbruch 300 Kontaktpersonen ermittelt worden seien mit Wohnsitz in der Gesamtstadt. Das Ausbruchsgeschehen wiederum, so Stephan Vilgis vom Gesundheitsamt, sei noch nicht abgeschlossen. Immer wieder träten neue Fälle auf.

16.800 Impfdosen seit Mitte Januar

Die Situation in den Pflegeheimen bleibt entspannt, trotz vier neuer Infektionen. Laut Landkreisbehörde haben sich drei Nichtgeimpfte angesteckt. In einem Fall würde die Impfung den Krankheitsverlauf mildern.

Mit Ablauf dieser Woche sollen im Kreisimpfzentrum seit Mitte Januar 16.800 Impfdosen verabreicht worden sein. 4080 Menschen sollen zum zweiten Mal geimpft worden sein. Der umstrittene Astrazeneca-Impfstoff wird für Menschen ab 60 Jahren bereitgehalten. Auch berechtigte unter 60-Jährige können sich weiter mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers impfen lassen. Im Aufklärungsgespräch wird auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen, so die Auskunft. Wer den Impfstoff nicht wolle, könne eine neuen Termin mit dem Biontech-Mittel buchen oder sich auf eine Warteliste setzen lassen. Wegen der Osterfeiertage werden Termine vorgezogen, sodass es zu keinen Verzögerungen komme.