Informierten Amtschef Uwe Lahl (Zweiter von rechts) über die Entwicklungen im Kreisimpfzentrum (von links): Martina Schuster (Leiterin Mobile Impfteams), Heinz-Joachim Adam (Leiter Gesundheitsamt), Hermann Kopp (Erster Landesbeamter) und Oberbürgermeister Ralf Broß. Foto: Erb

Das Kreisimpfzentrum (KIZ) in Rottweil schließt zum 30. September. Anlässlich des "Abschieds" schaute der Amtschef des Sozialministeriums, Uwe Lahl, am Dienstag im KIZ vorbei. Bei einem Rundgang bekam er zunächst die Örtlichkeiten gezeigt. Im Anschluss informierte er über die nächsten wichtigen Schritte.

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Kreis Rottweil - Die Strecke von Stuttgart nach Rottweil ist nur selten ohne Stau zu bewältigen. Auch Uwe Lahl durfte diese Tücken am Dienstagnachmittag am eigenen Leib kennenlernen. Etwa eine halbe Stunde zu spät stieg der Amtschef aus dem Wagen, begrüßte die Anwesenden und machte sich danach vor Ort ein Bild vom Kreisimpfzentrum.

Dabei fiel nicht nur geschulten Augen auf, dass das KIZ schon seit geraumer Zeit nicht mehr unter Vollauslastung arbeitet. Nicos Laetsch, Leiter des Zentrums, sagte hierzu später: "Anfangs haben wir 700 bis 800 Impfungen pro Tag verabreicht. In Spitzenzeiten waren es dann sogar 1200 bis 1500. Mittlerweile denken wir schon daran, den Rückbau zu organisieren."

Auslastung aktuell von rund zehn Prozent

So arbeiten die Ärzte im Kreisimpfzenturm zurzeit nur noch unter einer Auslastung von rund zehn Prozent. Zusammen mit den anderen Zentren im Land werden somit nur noch knapp 10 000 Impfungen pro Tag verabreicht. Das entspricht einem Impffortschritt von 0,1 Prozent pro Tag.

"Wir sind mit den Zahlen natürlich nicht zufrieden, aber vielleicht geht da ja noch was", sagte Lahl, der eine Impflicht nicht kategorisch ausschließt. Allerdings stehe zunächst die Auslastung des Gesundheitssystems im Fokus. "Der Druck auf Nicht-Geimpfte wird sicherlich steigen, doch das ist nicht die erste Prämisse", so der gebürtige Bremer weiter.

Um die Impf-Bereitschaft in Baden-Württemberg zu untersuchen, laufe derzeit eine Umfrage im Auftrag der Landesregierung. Die ermittelten Daten sollen helfen, eine Antwort auf die Frage zu bekommen, welchen Anteil die Gruppe der Unentschlossenen von den Nicht-Geimpften ausmacht.

Dabei sei, so Lahl, die Wirksamkeit der Impfung durch vielerlei Zahlen zu belegen. "Die Wahrscheinlichkeit für einen Ungeimpften ist 20-mal höher auf der Intensivstation zu landen, als für einen Geimpften", erklärte der Amtschef. Jedoch habe der Staat nicht mehr viel Handlungsspielraum, um die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu steigern. Lahl sagte hierzu mit einem Blick in die Zukunft: "Jetzt nimmt das Schicksal seinen Lauf."

Paradigmenwechsel in der Impfkampagne

Ein Paradigmenwechsel in der Impfkampagne wird sich nun ab Oktober einstellen. Das KIZ schließt zum 30. September – das Zentrum fällt somit als Hort der Immunisierung weg. "Das Impfen wird dahin verlagert, wo es hingehört: zu den Ärzten. Wir haben 6000 Ärzte im Land, die die Regelversorgung nun übernehmen können", führte Lahl aus. Die mobilen Impfteams sollen auch bis Ende des Jahres niederschwellige Impfangebote gewährleisten. Allerdings werden diese ab Oktober an insgesamt zwölf Krankenhäuser im Land angeschlossen. Jedes Krankenhaus betreut schließlich drei bis vier Landkreise. Für den Kreis Rottweil ist die Einrichtung in Villingen-Schwenningen zuständig, die sich auch um den Schwarzwald-Baar-Kreis und den Ortenaukreis kümmern wird.

Die neue Corona-Verordnung wird zudem aktualisierte Grenzwerte enthalten. Als Richtwert dienen dann die Intensivbetten im Land. Davon stehen insgesamt 1600 plus 1000 Reservebetten bereit. 390 sind davon für Coronapatienten vorgesehen. Falls diese Zahl erreicht werden sollte, gilt im Land die 2G-Regel. Ab dem "Warn-Wert" von 250 treten Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte in Kraft. Zurzeit sind über 200 Intensivbetten von vorwiegend jüngeren Menschen belegt.