Die Test-Infrastruktur für zarte Öffnungen im Kreis Freudenstadt sind vorhanden, erklären die 16 Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie der Landrat. (Symbolfoto) Foto: Tsuguliev – Stock.adobe.com

Der Landrat sowie die Oberbürgermeister und Bürgermeister der 16 Städte und Gemeinden im Kreis Freudenstadt erhoffen sich vom Land Öffnungsperspektiven für Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie.

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Kreis Freudenstadt - Mit einer entsprechenden "eindringlichen Bitte" wenden sie sich in einem gemeinsamen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er möge "die Sorgen und Anliegen der Kommunen" bei den Entscheidungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einfließen lassen und "nicht nur auf die nackte Zahl der Sieben-Tage-Inzidenz schauen". Die Not bei Einzelhändlern, Gastronomen und Hoteliers sei groß. Es sei wichtig, ihnen "baldmöglichst eine wirtschaftlich tragbare Perspektive zu geben".

Mit Teststrategie

Nach Auffassung der Bürgermeister im Kreis wäre ein Öffnen der drei Branchen "mit strengen Hygienekonzepten und mit entsprechenden Teststrategien durchaus auf der bisherigen Basis möglich". Etwa nach dem Prinzip "Click and Meet", bei dem ein persönlicher Shopping-Termin im Geschäft nach vorheriger Anmeldung möglich ist. Nach dem Grundsatz "mit Sicherheit öffnen" könnte "ein verantwortbarer und zumindest eingeschränkter Betrieb von Kultur, Hotels und Gastronomie wie auch von Veranstaltungs- und Sportangeboten wieder möglich sein".

Sorge vor "Verödung"

Die modellhafte Erprobung dieses Ansatzes in der Stadt Tübingen beobachte der Kreis Freudenstadt mit großem Interesse. Leider bringe dieser Testversuch den restlichen Städten und Gemeinden nichts, solange er nicht auf das gesamte Land übertragen werde. Gastronomie und Einzelhandel befänden sich "seit fast einem Jahr in einem Ausnahmezustand". Trotz finanzieller Hilfe vom Staat müssten viele von ihnen zwischenzeitlich ihre Altersversorgungen angreifen, weil ihre Reserven aufgebraucht seien.

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"Wir sind der Überzeugung, dass mit dem Aufbau einer flächendeckenden Testinfrastruktur in Baden-Württemberg nachhaltig und zuverlässig eine Öffnung des Einzelhandels, der Gastronomie und der Tourismusbranche wieder möglich sein könnte", heißt es in dem Brief weiter. Nur wenn das Tübinger Modell mit Hygienekonzepten und Teststrategien auf das gesamte Land zu übertragen werde, könne eine "drohende Insolvenzwelle abgemildert werden", die im touristisch geprägten Landkreis Freudenstadt "einen nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten" und "eine nachhaltige Verödung der Innenstädte und Gemeinden" nach sich ziehen würde.

Vorgeschlagen wird ein Tagespass, der nicht nur für eine Stadt, sondern für das gesamte Land Gültigkeit besitzen und zur Nutzung von Theatern, Kinos, Gaststätten und Einzelhandel berechtigen könnte. Die dafür notwendigen Testkapazitäten hätten die Städte und Gemeinden in den vergangenen Wochen aufgebaut.

App "Luca" kommt bald

Die neue Corona-App "Luca", für die sich der Landkreis  eine Linzenz  gekauft hat,  geht voraussichtlich am  Gründonnerstag in Betrieb. Dies  erklärte  Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts, am Mittwoch auf  Nachfrage. Die Behörde habe noch mit Hochdruck  daran  gearbeitet,  dass die Daten vom  örtlichen Gesundheitsamt  verarbeitet werden können. Nähere  Einzelheiten über  den Start  des Programms  zur Kontakt-Nachverfolgung  sollen am  Gründonnerstag  bekannt gegeben werden.  

Am Mittwoch hatte bereits der Verein Freudenstadt-Marketing seine Mitglieder informiert,  dass sie die  Applikation  nun nutzen könnten. "Luca" ist  laut Landratsamt  ein komplettes System  unter anderem für   Gaststättenbetreiber, Betriebe, Veranstalter, Kirchen  oder Seniorenheime   sowie  Einwohner. Das Programm wird auf den Handys installiert. Es übernehme dabei die  Dokumentationspflicht  und helfe den  örtlichen Gesundheitsämtern dabei, im Falle von  Corona-Infektionen die  Kontaktpersonen nachzuverfolgen.  So könnten Infektionsketten  schnell erkannt und gestoppt werden.  Laut Landratsamt  bleibe der  Nutzer  Herr über seine Daten. Nur  das zuständige  Gesundheitsamt sei direkt angebunden und könne als einziger die QR-Codes entschlüsseln sowie die Kontaktpersonen informieren. Im Schwarzwald-Baar-Kreis kann die App bereits jetzt genutzt werden.

Indessen meldete das Landratsamt am Dienstag 34 Corona-Neuinfektionen. Die betroffenen Personen wohnen in Baiersbronn (fünf), Dornstetten, Eutingen (zwei), Freudenstadt (drei), Glatten, Horb (elf), Loßburg, Pfalzgrafenweiler (drei), Schopfloch, Seewald (drei) und Waldachtal (drei). Seit Beginn der Pandemie haben sich aus dem Landkreis nachweislich 3876 Personen mit dem Virus angesteckt. 3412 (plus 23) sind zwischenzeitlich wieder aus der Isolierung entlassen, 136 gestorben. Derzeit gibt es 328 (plus elf) bekannte akute Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt nach offiziellen Angaben des Landesgesundheitsamts vom Dienstag 100,6, ein Minus von 20,3 innerhalb eines Tages.

Inzidenz aktuell bei 100

Bereinigt um den Ausbruch in einem Kindergarten in Waldachtal ergab sich laut Landratsamt am Dienstag eine Inzidenz von 80. Diesem Infektionsherd in Waldachtal werden 28 Neuinfektionen zugerechnet. Das Infektionsgeschehen dieses "Clusters" sei abgesichert, die Betroffenen seien teils in Isolation, Kontaktpersonen ersten Grades in Quarantäne. Das Gesundheitsamt überwache strengstens, dass diese Anordnungen eingehalten würden. In der Klinik des Landkreises Freudenstadt wurden am Montag, 29. März, insgesamt sechs Patienten mit Covid-19 behandelt, davon zwei auf der Intensivstation, vier weitere auf der eigens eingerichteten Isolierstation.

Was planen die Kirchen?

Nach derzeitiger Lage  können  die  geplanten Präsenzgottesdienste   der christlichen Kirchen im Kreis Freudenstadt  zum Osterfest stattfinden.  Sollte sich die Lage verändern,  wollen die Gemeinden dies  rechtzeitig mitteilen. Ohnehin   mussten sich die  Teilnehmer für  viele Feiern   im Vorfeld anmelden und stehen im Kontakt mit den Pfarrbüros.