Auch bei niedrigen Temperaturen muss regelmäßig gelüftet werden. Die Schüler beschweren sich. Foto: Schillaci

Andere Varianten laut Ärzten auch möglich. Schulleiter: "Luftreinigungsgeräte nicht unsinnig".

Das Corona-Impfzentrum für den Kreis Freudenstadt kommt nach Dornstetten, das ist entschieden. Doch ist dies das optimale Verfahren? Auch am Thema Luftreinigungsgeräte scheiden sich die Geister.

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Kreis Freudenstadt - Der Inzidenzwert im Kreis liegt seit Mittwoch über der 200er-Marke. Noch viel höher fällt der Wert aus, wenn man ihn bezogen auf Menschen über 80 Jahren betrachtet: Stand Freitag liegt laut einer Statistik vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) die Sieben-Tages-Inzidenz bei Menschen über 80 im Kreis bei 917. Die Vorwarnzeit bis zum Erreichen der Kapazitätsgrenze liege bei 17 Tagen. "Dann ist das Gesundheitssystem am Ende", so Wolfgang von Meißner von den Hausärzten am Spritzenhaus in Baiersbronn.

Haltbarkeit des Vakzins ist ausschlaggebend

Viele Menschen warten auf einen Impfstoff und die Inbetriebnahme der Zentren. Doch diese seien womöglich gar nicht nötig, so von Meißner. Er gehe davon aus, dass der Impfstoff des Unternehmens Biontech für eine gewisse Zeit lang in einem Kühlschrank gelagert werden könne.

Es ergebe dann keinen Sinn, Personen über 80 durch den Landkreis zu fahren, damit ein Arzt, der den Patienten nicht kennt, eine Impfung verabreicht. Auch bestehe ein Infektionsrisiko durch den Fahrdienst. Es sollte stattdessen ein Zentrum her, dass den Impfstoff an die Praxen verteilt. So könnten die Hausärzte selbst die Impfungen verabreichen. In Praxen, bei Hausbesuchen oder auch in Pflegeheimen. Dies sei "schneller, effizienter und besser", so von Meißner.

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Matthias Kraft, Vorsitzender des Ärztenetzes des Landkreises Freudenstadt, unterstreicht, dass es sich bei der Lagerfähigkeit um eine Spekulation handle. Er habe am Donnerstag zum ersten Mal etwas davon gehört. Schwarz auf weiß habe er es aber nicht gesehen. Sollte sich beim Impfstoff allerdings ergeben, "dass er nicht bei minus 70 Grad gelagert werden muss, dann machen Zentren keinen Sinn". Hinzu komme, dass der organisatorische Aufwand "riesengroß" sei. Man müsse die effizienteste Lösung wählen.

Michael Nagel, federführender Arzt der Fieberambulanz und Kinderarzt aus Horb, erklärt, dass von Seiten des Sozialministeriums bei den Vorgaben und Vorstellungen für Impfzentren noch stets Verbesserungen und Korrekturen vorgenommen werden. "Die Haltbarkeit und Tiefkühleigenschaft und Transportfähigkeit des Impfstoffs ist hierbei sehr wohl auch ein Thema. Wie dies letztendlich entschieden wird, wissen wir noch nicht. Es ist sicher sehr gut, dass der Kreis sich mit dem Aufbau eines vorgeschriebenen Impfzentrums befasst und anfängt."

Lüften bleibt zentrale Maßnahme an Schulen

Derweil ist das Thema mobile Luftreinigung noch nicht zur Ruhe gekommen. Den Antrag der SPD-Fraktion, an drei kreiseigenen Schulen den Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten zu testen, lehnte der Kreistag ja in seiner jüngsten Kreistagssitzung mit knapper Mehrheit ab.

Armin Wüstner, Leiter der Eduard-Spranger-Schule Freudenstadt, war ebenfalls – als Zuhörer – bei der Sitzung anwesend. Von dem Antrag habe er vorher nichts gewusst. Doch Schulen sollten signalisieren, "dass sie alles versuchen, was zur Sicherheit und Gesundheit beiträgt". Schüler und Eltern müssten darauf vertrauen können, so Wüstner.

Die zentrale Maßnahme zur Lufthygiene bleibt vorerst allerdings das regelmäßige Lüften der Klassenzimmer. Das Kultusministerium sieht vor, dass dies mindestens alle 20 Minuten geschieht. "Dieser Vorgabe folgen wir konstant", unterstreicht Wüstner. Doch selbst wenn es an der Schule mobile Luftreinigungsgeräte gebe, würde man das Lüften konsequent weiterführen.

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Von Seiten der Eltern habe er bisher keine massiven Beschwerden bekommen, Angst sei "weniger spürbar". Doch draußen herrschen zurzeit eisige Temperaturen. Von den Schülern habe es dementsprechend "deutliche Rückmeldungen" gegeben. Sie seien mit der Lüftungssituation und der Kälte unzufrieden. Doch daran ließe sich nichts ändern: "Wir müssen das tun, und das werden wir weiterhin."

Einen Test mobiler Luftreinigungsgeräte hätte der Schulleiter befürwortet. Die Anlagen könnten bei der Lufthygiene unterstützend wirken, sodass man beim Lüften "moderater agieren" könnte.

Wüstner verweist auch auf ein Förderprogramm, bei dem das Land den Schulen 40 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Dabei seien explizit auch mobile Luftreinigungsgeräte genannt, so Wüstner. "Dann kann es ja nicht unsinnig sein."

Professionelle Anlagen kosten viel Geld

Doch die Entscheidung fiel im Kreistag gegen die Geräte. "So ist es nun mal. Man muss das akzeptieren", sagt er. Dennoch ist er davon überzeugt, dass mobile Luftreinigungsgeräte im Laufe des nächsten Jahres landes- oder gar bundesweit verpflichtend werden – wenn die Situation sich bis dahin nicht beruhigt.

In der Eduard-Spranger-Schule herrsche derzeit "keine angenehme Grundstimmung". Man arbeite konzentriert und in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, so Wüstner. Der Druck und die Angst vor möglichen Erkrankungen seien jedoch spürbar. Lehrer würden deshalb aber nicht zuhause bleiben. "Wir freuen uns, bald in die Weihnachtsferien gehen zu dürfen." In der Hoffnung, dass die Infektionszahlen sinken.

Der Einsatz von professionellen Geräten sei "auf jeden Fall sinnvoll", sagt von Meißner. Solche gebe es auch in der Gemeinschaftspraxis "Hausärzte am Spritzenhaus" in Baiersbronn, wo er arbeitet. Eingesetzt werden sie in Aufenthaltsräumen. In Patientenzimmern gibt es keine, "wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, weshalb der Kreistag den Antrag abgelehnt hat". Ab 3000 Euro pro Stück seien die Hochleistungsgeräte erhältlich. Von billigeren Geräten halte er nichts. Sie sollten zertifiziert und mit hochwertigen H14-Filtern ausgestattet sein.

Mit so einem Gerät könnte man seltener lüften müssen, aber auf einen Intervall wolle er sich nicht festlegen. Doch Lüften allein halte er bei "volle Klassen mit 25 bis 30 Schülern" für nicht geeignet. Bei Wechselunterricht, bei dem sich nur die Hälfte einer Klasse im Raum befinde, sei das Lüften ausreichend. Noch notwendiger seien Luftreinigungsgeräte an Grundschulen und Kindergärten, wo keine Masken getragen werden.