Schlägt häusliche Isolation und Teil-Ausgangssperre in Aggression um? Die Zahl der Hilfeanrufe bei der Frauen-Hilfe im Kreis Freudenstadt ist jedenfalls seit Beginn der Pandemie um 15 Prozent höher als sonst. (Symbolfoto) Foto: Antoniaguillem-Fotolia

Seit Beginn von Pandemie steigt Zahl von Kontaktaufnahmen. 15 Prozent mehr Anrufe.

Kreis Freudenstadt - Schlägt häusliche Isolation und Teil-Ausgangssperre in Aggression um? Die Zahl der Hilfeanrufe bei der Frauen-Hilfe im Kreis Freudenstadt ist jedenfalls seit Beginn der Pandemie um 15 Prozent höher als sonst.

Das teilt die Frauen-Hilfe anlässlich des internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen weltweit am 25. November mit. An diesem Tag würden auch in Freudenstadt Fahnen gehisst mit dem Motto "Frei leben ohne Gewalt!" Weitere geplante Veranstaltungen müssten auf Grund der Corona-Krise jedoch ausfallen.

Allein in Deutschland gab es 2019 fast 142 000 Fälle von häuslicher Gewalt, so die Statistik des Bundeskriminalamts. Mehr als 80 Prozent der Opfer seien Frauen gewesen. 117 Frauen seien ums Leben gekommen. Und das seien nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer sei ungleich höher, so die Frauen-Hilfe.

Im Kreis Freudenstadt hätten im selben Zeitraum 136 Frauen Unterstützung gesucht. Seit Beginn der Corona-Krise habe sich die Zahl noch um rund 15 Prozent erhöht. Das sei nur die Zahl der Frauen, die den Mut gehabt habe, Hilfe zu suchen. Wie viele Frauen in Wirklichkeit unter Gewalt litten, wisse keiner.

Die Frauen-Hilfe Freudenstadt, ein Verein, hat Beratungsstellen in Freudenstadt und Horb. Sie bietet Unterstützung und Beratung für Frauen, die bedroht, gedemütigt, getreten, geschlagen, sexuell missbraucht oder psychisch unter Druck gesetzt werden. Aus Angst und Scham schweigen die Betroffenen häufig und geben sich selbst die Schuld, so der Verein. Die Corona-Isolation verschärfe die Situation noch.

Regelrecht ausgeliefert

Oft seien Frauen ihrem Peiniger in der Wohnung "richtiggehend ausgeliefert". Nachbarn und Freunde erführen nichts davon oder schauten weg. Kinder im Haushalt dagegen müssten zusehen und oft genug auch Gewalt am eigenen Leib erfahren. Manchmal wüssten die Betroffenen nicht, dass ihnen geholfen werden könne. In der Beratungsstelle der Frauen-Hilfe würden Frauen kostenfrei, unbürokratisch, qualifiziert und mit viel Erfahrung beraten, so der Verein. Gemeinsam würden mögliche Auswege gesucht. Wenn nötig, nehmen die Beraterinnen Kontakt zum Frauenhaus auf, wo die Betroffenen zunächst Ruhe finden können. Das gebe der Frau die nötige Zeit, um zu überlegen, wie es weitergehen könne. Auf Wunsch werden Verbindungen zu Ärzten, Anwälten oder Ämtern hergestellt.

Kontakt: Telefon 07441/ 5 20 30 70 in Freudenstadt, montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.

Weitere Informationen: www.frauenhilfe-fds.de